Was es bedeutet zu laufen
„Die Frau, die allen davonrannte“ ist nicht die Geschichte einer Sportlerin, sonder die einer Frau, einer Person. Die Autorin erzählt flüssig und auf eine sehr angenehme Art und Weise. Der Text ist somit ...
„Die Frau, die allen davonrannte“ ist nicht die Geschichte einer Sportlerin, sonder die einer Frau, einer Person. Die Autorin erzählt flüssig und auf eine sehr angenehme Art und Weise. Der Text ist somit leicht zu lesen. Erzählt wird aus dem jetzigen Leben Aganetha Smart und in Rückblicken aus ihrer Vergangenheit. An einigen Stellen fühlt sich der Leser selbst wie die alte Dame, die zwischen Erinnerungen und Gegenwart fließend hin und her driftet und ein wenig orientierungslos wirkt. In dieser Kombination ist die nicht eindeutige Trennung von Vergangenheit und Gegenwart sehr passend gewählt und wirkt nicht hinderlich.
Es wird also ein ganzes Leben erzählt und nicht wie in vielen Geschichten nur von einem Ausschnitt des Lebens einer Person. Das finde ich sehr schön und es macht dieses Buch zu einem guten. Die Figur Aganetha Smart ist eine fiktive Figur, die stellvertretend für große Läuferinnen der damaligen Zeit steht, jedoch tut diese Fiktion dem Buch keinen Abbruch.
Der Autorin ist es gelungen die Protagonisten sehr authentisch herauszubilden und schafft es, dem Leser einen authentischen Einblick in die damalige Zeit zu verschaffen. Auch die Ereignisse im Leben der Aganetha wirken sehr authentisch und fügen sich schriftstellerisch gekonnt aneinander.
Da es sich hier um eine Lebensgeschichte handelt, die eher in die Tiefe geht, ist es diesem Buch leicht zu verzeihen, dass es den Leser nicht permanent in einem spannenden Lesefluss mitreist. Einzelne Abschnitte regen zur Nachdenklichkeit und zum Mitfühlen an. Zudem bekommt der Leser die Möglichkeit hinter die Fassade einer Leistungssportlerin der damaligen Zeit zu blicken, herauszufinden was es für eine Person bedeutet eine Goldmedaille gewonnen zu haben. Aber auch, dass diese Goldmedaille nur einen sehr winzigen Teil des Lebens einer Läuferin ausmachen kann und diese aus so viel mehr besteht und nicht nicht Projektion ist, für die sie in Zeitungen und in Werbungen gehalten wird. Vielmehr noch geht es darum, was es bedeutet zu laufen. Wie das Laufen das Leben der Aganetha durchzieht, unabhängig von Alter und Öffentlichkeit, allein durch die Dinge bewegt, die sie berühren und treffen.
So wirkt die Geschichte authentisch, an manchen Stellen mit bitterem Beigeschmack und klingt so wahr wie das Leben ist.
Abschließend wird der Leser zum Ende des Buches hin mit etwas unerwartetem überrascht.
Alles in allem daher 4 Sterne.