Der Krimi mit dem Gin
Ben scheint mit seinem Leben zufrieden zu sein. Er ist Besitzer einer Autowerkstatt, die zwar nur leidlich läuft, aber Geld ist ja nicht alles im Leben. Wichtig ist seine Leidenschaft für das Schrauben ...
Ben scheint mit seinem Leben zufrieden zu sein. Er ist Besitzer einer Autowerkstatt, die zwar nur leidlich läuft, aber Geld ist ja nicht alles im Leben. Wichtig ist seine Leidenschaft für das Schrauben an den Autos und die Liebe zu seiner Freundin, der er folgerichtig einen Heiratsantrag machen will. Doch als diese den wohlgeplanten Antrag ablehnt, mit der Begründung, sein Leben wäre vorhergeplant und absehbar, bricht für Ben eine Welt zusammen. Ganz benommen von dieser Wendung in seinem Leben und wütend auf die Welt, findet Ben den selbstgemachten Gin seines Vaters. Angeblich das einzig wertvolle, was er seinem Sohn nach einem tragischen Unfall hinterlassen hat. Auch wenn Ben sich mit Gin nicht besonders gut auskennt, merkt er doch, dass dieser Tropfen etwas Besonderes hat und er macht sich auf die Suche nach der Geschichte dieses Gins und der seines Vaters. Die Reise führt ihn nach England, wo er weit mehr über sich und seine Familie herausfindet, als er je ahnen konnte.
Der Klappentext und das Setting haben mich davon überzeugt, dieses Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Englische Landschaft und ein Familiengeheimnis gepaart mit einem guten Krimi, sind genau mein Geschmack. Das Buch ist sehr spannend geschrieben und offenbart erst sehr spät die eigentlichen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Handlungssträngen, so dass sich der Leser seine eigenen Gedanken machen kann und immer wieder auf ein Neues überrascht wird. Interessant finde ich auch, dass das Hauptaugenmerk nicht so sehr auf der Kriminalgeschichte liegt, wie ich anfangs vermutet hatte, sondern sich die Handlung mehr auf das Auffinden des Gins und der Entdeckung des Familiengeheimnisses konzentriert. Der Autor schafft es aber dabei trotzdem, alle Aspekte des Romans in einem guten Gleichgewicht zu halten. Die Charaktere sind sehr bildhaft beschrieben und das egal, ob es ein liebevoller oder ein bösartiger Charakter ist. Man kann gut mit den einzelnen Personen mitfühlen und spürt die Wut oder die Anspannung in den einzelnen Situationen.
Stellenweise fällt es mir allerdings schwer, das daraus resultierende Handeln der Personen, komplett nachzuvollziehen. Gibt es auf der einen Seite, für mein Empfinden, zu viel unnötige Brutalität, reagiert der andere Teil mit unglaublicher Naivität und unüberlegten Aktionen. Dabei lässt sich nur schwer beurteilen, wie die Menschen in der Realität in solchen Situationen gehandelt hätten und in wie fern man überhaupt einen Vergleich ziehen kann, aber ich hätte mir an manchen Stellen etwas mehr Besonnenheit gewünscht und vielleicht auch mehr Originalität. Das plötzliche Auftauchen eine Ginhändlers aus Deutschland und die Tatsache, dass auch er nicht nur zu friedvollen Methoden greift, um an das begehrte Ginrezept zu kommen, hat der ganzen noch die Krone aufgesetzt. Irgendwie vermittelt es den Eindruck, als sei das Geschäft mit dem Gin kriminell und mehr als hart umkämpft. Die Vorstellung gefällt mir leider nicht so und stört etwas den, bis dahin durchweg positiven, Eindruck von dem Buch.
Am Schluss werden alle Handlungsstränge wieder zusammengeführt und enden in einem großen Finale, was der Geschichte dann nochmal eine positive Wendung gibt. Gerne hätte das Buch auch bis zur letzten Seite so detailreich sein können, wie der Rest des Buches, aber es gibt nur eine kurze Zusammenfassung und einen Ausblick in das Hier und Jetzt. Somit hat das Buch zwar einen runden Abschluss, aber ich finde, der Schluss passt sich damit nicht so harmonisch in die Gesamterzählung ein.
„Der Gin des Lebens“ ist trotz allen Kritikpunkten ein spannender Kriminalroman, der nicht ganz so klassisch verläuft, wie man es vielleicht erwartet und damit auch den Vielleser noch überraschen kann.