Entweder Du löst seine Rätselaufgabe oder ein Mensch stirbt - so simpel und doch so grausam
Wer ist der Mörder? erschreckend authentisch, bedrückend, nervenaufreibend bis zum Schluß mit logischer Auflösung
++++ Bewertung 4 1/2 von 5 Sternen ++++
2016 startete bereits die dritte Thriller-Reihe ...
Wer ist der Mörder? erschreckend authentisch, bedrückend, nervenaufreibend bis zum Schluß mit logischer Auflösung
++++ Bewertung 4 1/2 von 5 Sternen ++++
2016 startete bereits die dritte Thriller-Reihe aus der Feder der deutschen Sensationsautorin Catherine Shepherd. Jährlich erscheinen zu allen Serien weitere Bände. Nach Mooresschwärze, Nachtspiel und Winterkalt ist Dunkle Botschaft nun der 4.Band um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz.
Der ab 31.Oktober 2019 erhältliche Thriller kann aber unabhängig von den anderen Teilen problemlos auch als Stand-Alone gelesen werden.
Warum ins Ausland schweifen, wenn wir hier in Deutschland so gute AutorInnen haben! was Catherine Shepherd hier abliefert, ist heftig, brutal und schockt, und doch, bei all dem Horror, es artet nicht zu einem blutrünstig effektehaschenden Gewaltporno aus, sondern bleibt erschütternd authentisch, legt die perfide Perversion bloß, den kranken Eingriff in der Kinderseele Unschuld, und ist im Fächer diverser Tötungsarten forensisch versiert und nimmt kein Blatt vor den Mund!
Das große Thema dieses Thrillers: facettenreich dargestellte fatale Opfer-Täter-Beziehungen und die Frage, die den Leser dabei umtreibt: WARUM, warum nur, was ist es, das die Opfer an die Täter schweißt? dieses Abhängigkeitsverhältnis, warum nicht abhaun, warum sie sich nicht von ihnen lösen können? Sogar die Nähe zu der sie schadenden Bestie vermissen!
Und was einen ferner beschäftigt beim gebannten Verfolgen der Lektüre, die bereits mit der ersten Seite Spannung aufbaut, die Neugier des Lesers packt und ihn bei jedem Kapitel mit einem Cliffhanger gefangen hält: wird man hier etwa Zeuge der Grundsteinlegung und des Werdegangs zum Mörder, oder: einer quasi 'Abrichtung' hin zum Serienkiller? Das Monster erschafft ein neues, die Kopie seiner selbst? Oder: möchte die Autorin damit auf noch etwas ganz anderes hinaus??
Denn zum eigentlichen Hauptgeschehen erfolgen auch, neben einem anderen Handlungsstrang aus einem Krankenhaus, in versetzten Abständen Einschübe aus der Vergangenheit eines immer älter werdenen Jungen.
Dabei wurde aber alles übersichtlich und unverblümt, keineswegs vertrackt gehalten, klar und flüssig ist genauso der Schreibstil. Der Leser liest eigentlich nicht mehr, reingesogen ins Buch mutiert er zu einem unsichtbaren Mitakteur, der den Leichenschauen live beiwohnt, die Protagonisten bei ihren Ermittlungsetappen überall hin eskortiert und Merkwürdigkeiten wie Verdächtige ins prüfende Visier nimmt.
Köln, beginnende Winterzeit.
Unfall? Suizid? Es war Mord - entlarvt durch das aufmerksame und kollegiale Hand-in-Hand arbeitende Rechtsmedizinerteam aus Julia Schwarz und ihrer finnischen kompetenten und selbstbewußten dabei einfühlsamen Assistentin Lenja Nielsen. Zudem wird auf der Toten ein verstecktes kryptisches Rätsel entdeckt. Weitere werden folgen mit jeder Getöteten – ein Spiel im Wettlauf auf Zeit beginnt, denn sobald diese Botschaften entschlüsselt sind, könnten kommende Morde noch rechtzeitig verhindert werden. Catherine Shepherd präsentiert hier dem Leser nur die Sprüche der Messages, worüber er sich den Kopf zerbrechen kann – die exakten Zahlencodes und Buchstabenkombis dazu werden dem Leser nicht zugemutet und lediglich indirekt analysiert.
Bei all dem Vernichtenden und furchtbar Horroriblem gefällt und beeindruckt der verantwortungvoll und gewissenhafte Quartettkern (Julia, Lenja, Florian, Martin), das beruflich eingespielte Gespann aus 2 Rechtsmedizinerinnen und 2 Ermittlern. Herzlich und teils tiefgründig sind sie ausgearbeitet und absolut sympathisch:
CHARAKTERE: XXXXX mögl. Spoiler Anfang XXXXX
Die Pathologin aus Leidenschaft, JULIA Schwarz, hat eine neue Position und zwar die der Leiterin des rechtsmedizinischen Institutes übernommen und hadert sehr mit der Bürokratie und administrativischen Anforderungen. Das hindert sie jedoch nicht daran, selbst im Ermitteln aktiv zu bleiben, wobei sie oft ihren Freund, Kriminalkommissar Florian Kessler, begleiten darf. Allerdings agiert sie mehrmals solo und eher inoffiziell, um rasch und bedingungslos einzugreifen, sogar unter Einsatz ihres eigenen Lebens.
‚Eislady‘ ist ihr Spitzname aufgrund ihrer sachlichen Art. Sie konzentriert sich auf die Fakten um nicht in Albträume abzugleiten. Für sie ist der Autopsiesaal ein friedlich neutraler Ort, im Gegensatz zum grausam aufwühlenden Tatort. Sie sieht sich in der tragenden Verantwortung als letzte Instanz für Opfer, zu einer weiterführenden Mordaufklärung: Julia umgibt sich mit den Toten, weil sie ihnen eine letzte Stimme geben will. Sollte sie ihre Arbeit hierbei nicht ordentlich ausführen, wäre für allezeit der Fall abgeschlossen; den Toten würde dann, für immer zum Schweigen verdammt, niemand mehr Gerechtigkeit zukommen lassen können. Julia ist ein Typ, dem es schwer fällt, Emotionen zu zeigen, trotzdem ist sie sehr sensibel und empathisch.
FLORIAN Kessler verfügt als zusätzlich ausgebildeter polizeilicher Fallanalytiker über ein außerordentliches feines Einfühlungsvermögen; er kann sich gut in andere und auch die Psyche eines Täters hineinversetzen. Im hiesigen Fall hingegen ist selbst ihm seine Profiler-Tätigkeit fast unmöglich. Den Tod eines Angehörigen zu übermitteln überläßt er, da solche Augenblicke nur schwer zu vergessen sind, lieber MARTIN Saathoff, ein Schelm aber loyaler Kollege mit messerscharfen Blick. Julia gegenüber ist Florian ein umsorgender Beschützer und liebenswerter Mann, auch wenn Julia erst noch langsam wieder lernen muß, vollens Vertrauen zu schöpfen, da sie vorsichtig bleibt um nicht mehr verletzt zu werden.
XXXXX mögl. Spoiler Ende XXXXX
Im Mittelpunkt stehen die aufeinanderfolgenden Verbrechen des Serienmörders, das Streben ihn so schnell wie möglich aufzuhalten und die Aufdeckung seiner Identität.
Der zwischenmenschliche Bereich verleiht den Figuren zwar Tiefe wird aber eher knapp gehalten.
Bei den Ermittlungen spielt Catherine Shepherd nicht wirklich mit dem Leser - im Gegensatz zu anderen Autoren, die die ganze Zeit über die Leserschaft mit etwa komplett täuschenden Twists ins Bockshorn jagen, und es sind ja eigentlich alle Hinweise da, nur bleibt bis zum Schluß die Aufdeckung nicht wirklich zu knacken, und es ist auch wie ein im Dunkeln-Tappen, gleich dem COVER, wo allein und blind dem Verborgenen und dem kalten Bösen ein Teenager gegenübersteht.
Diese Jugendliche mit der blutroten Augenbinde kommt zwar gar nicht in der Erzählung vor, aber einbläuende Fehl-Erziehung bzw. Kindsmissbrauch in übelsten Auswüchsen, physisch wie psychisch (auch im Nebenpart dann sogar sexuell aber nur in Erwähnung, ohne Darstellung).
Ganz hinten im Buch findet man eine Übersicht der bisherigen Bände in ihrer Chronologie und der Reihen-Zugehörigkeit, sogar mit jeweiligem Titelcover. Das Buch ist nicht zu klein gedruckt und läßt sich daher angenehm lesen.
FAZIT: Der Kriminalfall macht betroffen und man kaut daran. Die engagierten und einander selbstlos helfenden Protagonisten, mit denen man sich durchweg verbunden fühlt, lassen dieses Grauen ertragen. Pathologie-Interessierten kommt der Thriller zupass.
Warnhinweis: Nach der Lektüre dieses Buch wird man evtl. nicht mehr jeden Tweet öffnen, Beerdigungsinstitute mit ganz neuen Augen sehen, der Appétit auf Erdbeer-Vanille-Eis (oder Schweinefleisch) könnte gänzlich vergehen und sicherlich wird man ohne Taschenlampe (und Satellitenhandy) sowieso nie mehr das Haus verlassen. (Und, sogar mit dem neuerworbenen Fachwissen über Guillotine-Hinrichtungen im nächsten Biologieunterricht glänzen.) Und gen Ende Oktober eines jeden kommenden Jahres im Kalender einen ganz besonderen Tag anpinnen – da erscheinen dann neue fesselnde Thrillerbände um Julia Schwarz von Bestsellerautorin Catherine Shepherd.