Ein uninspirierter Roman mit unsympathischen Protagonisten
Manche Bücher rutschen auf dem Stapel der noch zu lesenden Titel immer wieder nach unten, insbesondere die, die zu lesen man neugierig begann, um sie dann aus verschiedenen Gründen wieder zur Seite zu ...
Manche Bücher rutschen auf dem Stapel der noch zu lesenden Titel immer wieder nach unten, insbesondere die, die zu lesen man neugierig begann, um sie dann aus verschiedenen Gründen wieder zur Seite zu legen. So wie dieses. Ein Buch, mit dem ich mich mehrfach herumquälte.
Eigentlich ein interessantes Thema, die romanhafte Darstellung realer Figuren, in einer sehr aufregenden Zeit, nämlich im Berlin der Weimarer Republik. Es geht um Carola Neher, eine erfolgsverwöhnte Schauspielerin, eine femme fatale, die in rauschhaften Nächten den Männern den Kopf verdreht. Dies änderte sich für eine Weile, als sie den scheuen Dichter Klabund kennen lernt und ihn heiratet. Doch das wilde Künstlerleben Berlins bleibt weiterhin eine ständige Verlockung für Carola Neher. Die Begegnung mit Bertolt Brecht wird schicksalhaft für sie.
Was hätte man aus diesem Romansujet machen können! Prall voll, rauschhaft, bildgewaltig hätte man das historische Ambiente schildern können. Psychologisch feinfühlig hätte man die Künstlerseelen darstellen können. Doch nichts davon ist in diesem Roman zu finden. Im Gegenteil: Beim Leser werden nur ablehnende Gefühle, tiefe Antipathie, Abneigung bis hin zum Ekel und Unverständnis erzeugt. Ist es wirklich das, was die Autorin wollte? War Klabund zum Beispiel wirklich solch ein armseliger Wicht? Wo bleibt da der Respekt einem Künstler gegenüber? Und wird die Ansammlung von Bettgeschichten und egozentrischen Aktionen Carola Neher oder Bert Brecht wirklich gerecht? Am schlimmsten jedoch empfand ich, dass das Buch insgesamt unerträglich langweilig ist. Ein uninspirierter Roman, der daher kommt, als sei er als ungeliebtes Auftragswerk „absolviert“ worden.