Eher ein Krimi als Horror
Der Klappentext mit seinem Versprechen, dass wir eine Spuk-Villa vorfinden, hat mich neugierig gemacht.
Die Hauptfigur, Addison Lockhart, ist froh, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter eine Möglichkeit ...
Der Klappentext mit seinem Versprechen, dass wir eine Spuk-Villa vorfinden, hat mich neugierig gemacht.
Die Hauptfigur, Addison Lockhart, ist froh, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter eine Möglichkeit hat, der vertrauten Umgebung, in der sie alles an die Mutter erinnert, zu entkommen. Auch, wenn das neue Anwesen baufällig ist, will sie doch direkt dort wohnen. Mit Hilfe von Luke, einem Architekten, macht sie sich an die Renovierungsarbeiten - und wird beinahe von Anfang an von Geistern und Visionen geplagt. Obwohl sie sich anfangs dagegen wehren will, realisiert sie doch schnell, dass ein dunkles Geheimnis auf dem Haus lastet und beginnt zu ermitteln.
Obwohl die Visionen und Geistererscheinungen durchaus häufiger auftreten im Verlauf dieses Buches, verbringen wir doch einen Großteil der Geschichte mit Ermittlungen und der Befragung von Zeitzeugen, die wissen, was "damals" geschehen ist. Luke steht Addison dabei stets zur Seite, trägt jedoch nicht wirklich selbst etwas bei und erscheint mir entsprechend oftmals als überflüssig. Eine romantische Beziehung zwischen beiden wird von verschiedenen Nebenfiguren gerne angedeutet, tatsächlich entwickelt sich jedoch nicht wirklich etwas. Generell bleibt Luke eine sehr flache Figur und auch Addison bekommt nur minimal mehr Tiefe. Die Geschichte konzentriert sich mehr darauf, uns zu erzählen, was damals geschehen ist, als die Figuren zu entwickeln.
Das ist generell nicht schlimm, gerade weil das Damals das alte Hollywood ist und mich die Zeit fasziniert. Je mehr die Zeitzeugen erzählen, umso mehr kann mich sich die Zeit der glamourösen Parties und Liebschaften vorstellen. Das hat mir sehr gut gefallen. Andererseits ist dies jedoch der Auftakt zu einer Reihe, in deren Mittelpunkt Addison Lockhart stehen soll. Meines Erachtens sollte man sich als Leser eine Figur verbunden fühlen, da andernfalls kein großes Interesse an weiteren Büchern mit diesen besteht.
Das Ende ist, ohne es verraten zu wollen, in meinen Augen recht unspektakulär, passt aber dazu, dass das gesamte Buch sich eher wie ein Kriminalroman und nicht wie ein Horror- oder Mystery-Buch liest. Für mich kam leider zu keinem Zeitpunkt Grusel auf und spannend war es auch nur insofern, als dass ich mich für die Auflösung des Falls interessiert habe. Der Schreibstil selbst konnte mich nicht fesseln.
In diesem Fall kam für mich erschwerend hinzu, dass die Übersetzung nicht vollständig gelungen ist. Andrea Blendl hat mehrere Bücher übersetzt, die ich vom Mantikore-Verlag gelesen habe, und bei einigen war sie erfolgreicher als bei anderen. Hier sind es vor allem die Dialoge, die teils steif klingen, teils nicht viel Sinn ergeben.
Fazit
"Die Heimsuchung von Grayson Manor" von Cheryl Bradshaw ist der erste Band in der Addison-Lockhart-Mystery-Reihe. Es handelt sich dabei um einen Roman aus dem Bereich Horror, allerdings ist die Geschichte selbst nicht gruselig und nur mäßig spannend. Die Figuren bleiben flach und eine echte Identifikation mit ihnen stellte sich bei mir nicht ein. Dafür hatte ich großes Interesse an den Ermittlungen in einem altem Kriminalfall, der im weitesten Sinne das Hollywood der fünfziger Jahre betraf. Als Krimi mit übernatürlichen Elementen funktioniert das Buch durchaus, als Horror-Geschichte leider weniger. Ich fühlte mich beim Lesen, als hätte mir jemand Zucker in meinen Milchkaffee geschüttet - ich war verwirrt.