Plötzlich Prinzessin
Isabel ist ein Klon. Wie viele andere auch, einzig und allein dafür gezüchtet, um als Ersatzteillager für ihr Original (Elektra Hammilton) bereitzustehen. Sie lebt mit einigen anderen Klonen eingesperrt ...
Isabel ist ein Klon. Wie viele andere auch, einzig und allein dafür gezüchtet, um als Ersatzteillager für ihr Original (Elektra Hammilton) bereitzustehen. Sie lebt mit einigen anderen Klonen eingesperrt und ohne Rechte in einem Institut. Eines Tages steht Elektras Vater vor ihr und macht ihr ein Angebot. Elektra ist gestorben, doch das darf nicht bekannt werden, denn diese sollte eigentlich Phillip heiraten, um den politischen und gesellschaftlichen Einfluss der Familie zu stärken. Isabel soll einspringen, die Rolle von Elektra übernehmen und sich mit Phillip verloben. Als sie zögert, wird sie von der Familie Hammilton erpresst und sie muss einwilligen.
Alles geht sehr schnell, sie muss ihre Rolle überzeugend spielen. Doch als sie erfährt, dass Elektra ermordet wurde und der Mörder noch nicht gefasst wurde, muss Isabel jetzt auch noch um ihr Leben fürchten…
Die Idee, die hinter dem Buch steckt, hat mir richtig gut gefallen. Ethisch und moralisch voll daneben, aber genau deswegen auch so interessant. Die Klone werden mit sehr wenig Rechten und vielen Reglementierungen ausgestattet, sind keine vollwertigen Menschen. Sie wissen aber, wie es draußen aussieht und was sie niemals haben und sein können. Immer wenn ein „Ersatzteil“ angefordert wird, müssen sie hoffen, überhaupt wieder lebend zurückzukehren. Klone ohne Augen, mit nur einer Niere oder fehlenden Gliedmaßen sind im Institut keine Seltenheit, damit die „vollwertigen“ Menschen unbeschwert leben können.
Die Geschichte wird aus Isabels Perspektive erzählt und ich finde, sie ist dem Autor sehr gut gelungen. Sie ist stark, selbstbewusst und erkennt ihre Situation als falsch und will sich wehren. Sie ist zwar anpassungsfähig, sieht es aber auch nicht ein, jemanden spielen zu müssen, der sie nicht ist. Sie findet sich gut, so wie sie ist und will niemand anderes sein. Ich hatte tatsächlich keinen Moment lang das Gefühl, dass sie sich selbst verliert und zu Elektra wird. Ich mochte, dass sie sich nicht hat blenden lassen von dem Luxus und der Fassade der Hammiltons und dass sie immer sie selbst geblieben ist.
Isabel ist natürlich zunächst kein willkommener Gast in der Familie. Sie sieht exakt aus wie Elektra, eine Tochter, eine Schwester, die die Familie grade erst verloren hat. Das Leben wird ihr nicht gerade leicht gemacht.
Hektor, Elktras Bruder, mochte ich am liebsten. Wie die Beziehung zwischen den Geschwistern sich entwickelt hat mir gut gefallen. Die berührendsten Momente waren die zwischen Hektor und Isabel. Ich musste sogar das ein oder andere Tränchen verdrücken.
Wie sich die Beziehung zwischen Isabel und Phillip entwickelt, fand ich ebenfalls sehr gelungen. Es war anders als erwartet und eben authentisch.
Aber auch alle anderen Figuren handelten schlüssig und authentisch.
Die Geschichte ist nie langweilig gewesen, aber es ist auch nicht soo viel passiert. Ich habe die ganze Zeit auf den großen Aha-Effekt gewartet, auf eine große Verschwörung, auf einen Gesamtzusammenhang, der alles auf eine Metaebene hebt. Es handelt sich aber einfach nur um Isabels Geschichte, ihr Leben bei den Hammiltons. Die Geschichte spielt in einem viel geringeren Radius als ich erwartet hatte. Trotzdem wollte ich wissen, was hinter Elektras Ermordung steckte und wie sich Isabel schlagen würde. Die vielen Intrigen und Geheimnisse waren schwer zu durchschauen und sorgten für eine gewisse Grundspannung.
Immer, wenn ich dachte „wow, was für eine schlimme Situation“, kam es noch viel schlimmer…
Ich hatte alle paar Seiten eine neue Idee, wen ich aus welchen Gründen verdächtig finden könnte. Ich habe ständig allen schlechte Motive unterstellt. Einfach alle hatten ein Motiv! So war ich am Ende auch nicht überrascht über die Auflösung. Waren ja alle verdächtig :D Das Ende war langweilig, aber schlüssig. Wie gesagt, ich hatte mir einfach mehr erwartet, größere Dimensionen.
Insgesamt hat mir das Buch viel Spaß gemacht. Es war neu, authentisch und ich konnte immer wieder miträtseln und wurde auch regelmäßig überrascht. Das Ende war jetzt nicht so mitreißend, aber schon zufriedenstellend. Kann man mal machen :D