Wie ein Therapeut und ein Kreis von Fremden mein Leben retteten
Monika Kempf (Übersetzer)
»Was wird mit mir geschehen, wenn ich der Gruppe beitrete?«
»All deine Geheimnisse werden ans Licht kommen.«
Christie Tate ist jung, erfolgreich und … will nicht mehr leben. Zunächst widerwillig schließt sich die zurückhaltende, ehrgeizige Anwältin einer Psychotherapiegruppe an, um sich in einem Raum mit sechs Fremden emotional zu entblößen.
Christie lässt die Gruppe an ihrer Kindheit und den psychischen Folgen im Erwachsenenleben teilhaben: ihr Kampf gegen Bulimie, ihr gescheitertes Sexualleben, das überwältigende Gefühl der Einsamkeit und die akute Sehnsucht nach einer Beziehung. Im Gegenzug für ihre schonungslose Ehrlichkeit erfährt sie endlich Nähe und findet zu sich selbst.
Ein hoffnungsvolles Memoir, das seelische Tiefpunkte nicht verschweigt und zeigt, wie menschlicher Kontakt Leben retten kann.
»Auf jeder Seite dieses unglaublichen Memoirs von Christie Tate dachte ich: Ich wünschte, ich hätte dieses Buch gelesen, als ich 25 war. Es hätte mir so sehr geholfen!«
Reese Witherspoon
»Oft wahnsinnig komisch und am Ende doch unglaublich berührend.«
People
»Dieses unbändige Memoir ist ein mitreißendes Erlebnis und eines der erstaunlich hoffnungsvollsten Bücher, die ich je gelesen habe.« Lisa Taddeo (Autorin des Spiegel-Bestsellers »Three Women«)
In „The Group – Wie ein Therapeut und ein Kreis von Fremden mein Leben retteten“ beschreibt die Autorin Christie Tate ihren eigenen ganz persönlichen Lebens- und Leidensweg. Zu Beginn des Buchs ist sie ...
In „The Group – Wie ein Therapeut und ein Kreis von Fremden mein Leben retteten“ beschreibt die Autorin Christie Tate ihren eigenen ganz persönlichen Lebens- und Leidensweg. Zu Beginn des Buchs ist sie an ihrem persönlichen Tiefpunkt angekommen und möchte nicht mehr Leben. Um etwas zu verändern und endlich glücklich zu werden, wagt sie auf Empfehlung einer Freundin, den Schritt in eine Gruppentherapie. Dort gilt vor allem ein Prinzip: Keine Geheimnisse! Genauso schockierend ehrlich, wie in der Gruppe, erzählt sie auch uns Leser:innen von vielen Sitzungen und ihrem Lebensweg. Trotz des schwierigen Themas schafft Christie Tate es unglaublich fesselnd zu schreiben. Ich wollte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen, was am Inhalt und am Schreibstil lag. Die große Zeitspanne des Buchs (über viele Jahre hinweg) hilft außerdem, ein realistisches Bild der Möglichkeiten aber auch Grenzen von (PsychTherapie aufzuzeigen. Einziger Kritikpunkt ist für mich die schwierige Vergleichbarkeit mit Deutschland, immer wieder merkt man einfach wie sehr sich amerikanische Verhältnisse von unseren, unterscheiden. Das grundlegende Therapieprinzip war trotzdem richtig spannend zu verfolgen, stellenweise sogar regelrecht lehrreich. Darum vergebe ich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!
Inhaltserzählung:
Ich sehnte mich zwar passiv nach dem Tod, doch ich legte mir keinen Tablettenvorrat an und abonnierte auch nicht den Newsletter der Hemlock Society, die für das Recht auf assistierten ...
Inhaltserzählung:
Ich sehnte mich zwar passiv nach dem Tod, doch ich legte mir keinen Tablettenvorrat an und abonnierte auch nicht den Newsletter der Hemlock Society, die für das Recht auf assistierten Selbstmord kämpfte.
Ich hatte keinen Plan im Kopf, keine Methode, kein Datum. Aber ich spürte dieses Unbehagen, es pulsierte ständig im Hintergrund wie ein schmerzender Zahn. Dieser passive Wunsch, dass mich der Tod holt, fühlte sich nicht normal an. Irgendetwas an meinem Leben sorgte dafür, dass ich mich nach seinem Ende sehnte.
Damals wusste ich nicht, dass es ein Wort gab, das mein Leiden genau beschrieb:
Ich war einsam.
(Seite 15/16)
"Sie glauben, dass ich Sie nicht sehe", sagte Dr. Rosen. "Verstehen Sie denn nicht, das sich wirklich leide?"
"Christie, ich verstehe es."
"Können Sie mir helfen?"
"Ja."
"Was muss ich tun?"
"Sie tun es bereits."
"Das ist nicht genug."
"Doch, ist es."
(Seite 77)
Autorin:
Christie Tate ist eine amerikanische Schriftstellerin und lebt in Chicago. Ihre Essays und Artikel erscheinen in der beliebten »Modern Love«-Kolumne der New York Times, in The Washington Post und Chicago Tribune.
Übersetzerin:
Monika Kempf
Bewertung:
Das Cover ist toll. Was mich wieder ärgert ist die deutsche Übersetzung des Titels bzw. dessen Übernahme: Der Originaltitel lautet "Group", wieso lässt man den nicht und hängt noch ein "The" an? Einfach nervig! Auch das Zitat am Klappentext ist falsch. Dort wird geduzt, im Buch wird gesiezt.
Das Buch stand schon vor Verkauf auf meiner Wunschliste, da ich selbst in therapeutischer Behandlung war, auch in Gruppentherapie. Daher war ich interessiert an der Erfahrung einer Fremden in einem anderen Land. Ich hatte das Buch in zwei Tagen durch. Trotz großer Kritik meinerseits hat das Buch einen Sog für mich gehabt.
Meine ganze Kritik ist viel zu lang, um sie hier reinzusetzen. Diese habe ich in der Leserunde reingesetzt, aber die Links werden hier mal wieder nicht angenommen.
"Der hungernde Mensch verspürt keinen Hunger, bis er den ersten Bissen genommen hat", sagte er.
(Seite 35)
Ein sehr amerikanisches Buch von dem ersten Satz an, das mich mal mehr, mal weniger fesseln konnte. Es gibt einige große Zeitsprünge und Fehler, aber auch berührende Passagen. Eine ethisch fragwürdige Therapieart, die nicht für Traumapatienten geeignet ist, eher für leichte Alltagsprobleme. Ebenso ein fragwürdiger Therapeut, der eher als Sextherapeut erscheint als alles andere. Auch das System an sich ist sehr schockierend, ich musste oft an mich halten (in den Beitragen habe ich alles genau ausgeführt), weil vieles einfach nicht bloß anders ist, sondern sehr verwerflich - egal wo es stattfindet und mit wem!
"Wird es mich von meinen Apfelfressattacken heilen, Rory anzurufen?"
"Sie brauchen kein Heilmittel. Sie brauchen einen Zeugen."
(Seite 57)
Christies Art, mit ihren Problemen und in der Gruppe umzugehen, erinnert sehr an Borderline-Persönlichkeiten. Sie sind sehr anstrengend zu therapieren. Ich habe ein Fachbuch dazu gelesen und die Therapeuten scheuen sich zuweilen, solche Patienten anzunehmen. Warum? Diese sind sehr ausfallend, laut und fordernd. Christie zeigt es sehr gut. Ich habe Erfahrungsberichte gelesen, wie Patienten die Ärzte an Wochenenden und Urlauben am Telefon zusammenbrüllen - ähnlich wie Christie. Und sie sind auch bekannt für ihre Abhängigkeit zu den Therapeuten. Die Abgrenzung fällt hier sehr schwer. Mich hat Christie unheimlich an die Borderline-Störung erinnert, und merkwürdigerweise wird das hier mit keinem Wort erwähnt. Dabei ist das viel besser zu diagnostizieren als einzelne Depressionen. Andererseits muss man auch schreiben, dass diese Patienten auch immer viel Aufmerksamkeit wegen ihres Verhalten bekommen. Das kennen wir selbst im Alltag: Derjenige, der am lautesten schreit und immer weint, der bekommt die meisten Blicke und Hilfen. Das zeigt sich auch bei Christie, wenn ich sie mit mir vergleiche, die eher still vor sich hinleidet und sich nicht traut, ihre Bedürfnisse laut kundzugeben. Wer aktiv einfordert, bekommt auch meistens. Und da stehen solche Verhaltensmuster hilfreich zur Seite.
Ich finde das amerikanische Therapiesystem im Großen Ganzen, so wie das hier geschildert wurde, schlecht. Ich weiß ja nicht, ob das die Regel dort ist. Aber Christies Therapiegruppe und den Therapeuten finde ich in vielen unter aller Sau. Es ist nicht alles schlecht, die Flexibilität könnte Deutschland echt mal einführen. Das fehlt total. Hier passt das Bild mit dem Stock im Hintern gut. Da ist Amerika viel weiter. Aber ich bin mehr schockiert als neugierig von Christies Erzählung herausgegangen. Mich hat schon lange kein Buch mehr so geschockt, und das auf Dauerlauf!
Niemals habe ich mit meiner Wut etwas anderes getan, als sie herunterzuschlucken oder auszuspeien.
Und jetzt quoll sie aus mir heraus, schmutzig und laut.
(Seite 176)
Für mich bleibt auch einiges ungeklärt, nicht nur wegen der großen Zeitsprünge und dem flotten Ende. Sondern auch wegen des Therapiesystems, das Christie erzählt. Ist das in Amerika so die Regel? Oder ist Dr. Rosen eine von wenigen? Auch die Frage nach der Berufsdeklarierung ist offen: Christie beschriebt Dr. Rosen als Psychotherapeut und Psychiater. Das verwirrt mich nach wie vor, denn in Deutschland gibt es diese Kombination nicht. Psychiater therapieren nicht und haben mehr mit Medizin als mit Psychologie zu tun. Ist das also auch in Amerika üblich? Auch die Leserunde hat das nicht geklärt, leider. Falls jemand da mehr weiß, bitte ich um Erleuchtung. Ich suche mich ja im Internet doof.
Fazit:
Für mich keine empfehlenswerte Therapie und auch kein empfehlenswerter Therapeut. Er ist trotz allem sympathisch beschrieben und ich musste manchmal über sein Verhalten schmunzeln. Auch wenn er viel unethisches tut und einiges bescheuertes und unwahres sagt, Tut und sagt er manches Mal etwas richtiges und wahres. Als Partner und Freund ist er mit Sicherheit wunderbar, da wäre ich auch dabei, aber als Psychotherapeut nicht mein Fall.
"Wenn Sie Teil einer meiner Gruppen werden, dann möchte ich, dass Sie dort absolut alles über mich erzählen, an was Sie sich aus den Treffen von damals noch erinnern."
"Und was ist mit Ihrer Anonymität?"
"Sie müssen mich nicht schützen. Das ist nicht Ihre Aufgabe. Ihre Aufgabe ist es zu erzählen."
(Seite 35)
Ich, wir alle, können das Buch auch nicht aus unserer Sicht bewerten wie wir andere Bücher bewerten können, da das hier eine ganz andere Gesellschaft ist. Ich kann ja nicht schreiben, das Buch gefällt mir nicht, wie das alles so stattfindet, deshalb vergebe ich nur 3 Sterne. Leider tun das viele Leser, nicht nur bei diesem Buch. Da hätte Christie ja lügen und extra für ausländische Leser die jeweiligen Sachlagen anpassen müssen. Das wäre ja keine Biografie, sondern ein fiktiver Roman geworden. Ich kann nur die ganze Form der angegeben Sachlagen beurteilen, gut oder schlecht finden. Daher vergebe ich auch 4 Sterne.
Das Buch ist wirklich nicht für Leser außerhalb Amerikas gemacht. Die Methoden sind einfach zu kontrovers und der Schreibstil zu amerikanisch. Und die Leserschaft schmeißt leider das alles in einem Topf mit einer Biografie, die eben amerikanisch ist. Das Buch wird meiner Meinung nach hier nicht die gerechte Bewertung erhalten, die sie verdient. Man muss klar trennen können zwischen dem staatlichen System und einer wahren Erzählung. Ersteres erhält von mir 2 Sterne. Zweiteres 4 Sterne. Nur um das mal klarer Aufzuführen.
Preislich finde ich das Buch zu teuer. Für 16,99 € bekommt man fast ein Hardcover.
"Eine letzte Frage. Was passiert mit mir, wenn ich anfange, die Gruppe zu treffen?"
"Alle Ihre Geheimnisse werden ans Licht kommen."
(Seite 37)
Mein herzlichster Dank geht an den Verlag für das Buch! Ich habe mich sehr darüber gefreut!
Ich bin über den Reese Witherspoon-Buchclub auf dieses Memoir von Christie Tate aufmerksam und neugierig geworden, obwohl es eigentlich nicht zu meinen präferierten Genre dazugehört und ich mich somit ...
Ich bin über den Reese Witherspoon-Buchclub auf dieses Memoir von Christie Tate aufmerksam und neugierig geworden, obwohl es eigentlich nicht zu meinen präferierten Genre dazugehört und ich mich somit über meine Genregrenze hinweg bewegt habe.
Besonders spannend fand ich dabei den auf dem Cover bereits bildlich dargestellten Aspekt der Gruppentherapie, die mir zuvor nicht wirklich bekannt war (auch wenn an dieser Stelle gesagt werden muss, dass ich mich zuvor nicht intensiv damit auseinandergesetzt habe); dennoch stellte ich es mir recht ungewöhnlich vor und so äußerst gespannt auf Christies Bericht.
Schnell musste ich jedoch feststellen, dass man Christies Therapeuten und die dazugehörige Therapiementalität getrost als unkonventionell bis unorthodox bezeichnen kann (obwohl ich nicht sicher sagen kann, ob es nicht in den USA typisch ist). Es gab einige Regeln innerhalb dieser Gruppe, die für mich äußerst befremdlich waren: so darf man beispielsweise keine Geheimnisse vor der Gruppe haben. Alles, wirklich ALLES muss berichtet werden. Darüber hinaus verpflichten sich die Gruppenmitglieder NICHT der Schweigepflicht, sodass die Möglichkeit besteht, dass die eigenen Probleme und Ängste Leute erreichen, die es nichts angeht. Auch wenn ich persönlich nicht an dieser Therapieform teilnehmen würde, habe ich versucht offen für Christies Erfahrung und ihre Entwicklung zu sein.
Doch leider hat es weder von der sprachlichen noch der inhaltlichen Komponente meinen Geschmack getroffen. Was das sprachliche betrifft, so wirkte es auf mich oft so als ob alles in einem langen Redefluss runtergeschrieben wurde; oft fehlte mir der sprachliche Feinschliff.
Was das inhaltliche betrifft, so war auch dies sehr enttäuschend für mich. Statt Christie dabei zu begleiten, wie sie ihre Ängste zu Beziehungen abbaut und lernt Vertrauen aufzubauen, hatte ich vielfach das Gefühl, dass ich ein Tagebuch über das Sex- und Liebesleben einer Anwältin lesen würde. Viele Details aus den intimeren Szenen waren meiner Meinung nach nicht notwendig, um für Christie eine Botschaft an ihre Leserschaft zu senden.
Aus den letzten Seiten habe ich jedoch eine Botschaft mitgenommen, die mich auch sehr berührt hat: Dass Christie nach ihrer Ehe nicht einfach die Gruppe und Dr. Rosen verlässt und sich als "geheilt" versteht, sondern dass sie auch viele Jahre und zwei Kinder später weiterhin Teil dieser Gruppe ist und sein möchte. Und das zeigt doch am deutlichsten, dass Christie es geschafft hat gesunde und auf Vertrauen basierende Beziehungen aufzubauen!