Vom Fliegen und Landen
Gerade hat Alexander Höch seine Chemotherapie überstanden, doch nach Hause darf er noch nicht, denn seine Frau lässt gerade ihr Reihenhaus renovieren. Also wird der Rekonvaleszente in die Wohnung seines ...
Gerade hat Alexander Höch seine Chemotherapie überstanden, doch nach Hause darf er noch nicht, denn seine Frau lässt gerade ihr Reihenhaus renovieren. Also wird der Rekonvaleszente in die Wohnung seines Bruders verfrachtet, der gerade nicht im Lande ist. Hier soll er sich, fernab von Aufregung und Keimen, erholen. Doch wohl fühlt sich Alexander nicht, alles ist fremd. Zudem muss er sich mit der übergriffigen Haushaltshilfe Melitta Miller arrangieren. Die hat den Krähen auf den Platanen vor den Fenstern den Kampf angesagt. Vergrämt sollen sie werden, ganz zum Missfallen der Bewohner der Seniorenresidenz von gegenüber. Es entbrennt ein Wettkampf um Territorialansprüche und Daseinsberechtigung und der Leser ahnt schon, hier geht es nicht nur um die Krähen. Mit seinen knapp 200 Seiten bereitet uns die Autorin mit ihrer Geschichte eine kurze Momentaufnahme in das Leben von Alexander. Durch seine Krebserkrankung ist plötzlich alles anders. Ein längerer Leidens- und Genesungsweg liegt hinter ihm und man versteht recht schnell, wie sehr ihn das geprägt hat. Die Geschichte wirkt düster und erdrückend, was aufgrund der Schwere des Themas auch durchaus angebracht ist. Der Kampf um und mit den Krähen hat teils surrealistische Züge. Wie auch Alexander kaum seinen eigenen Empfindungen traut, so ist man auch als Leser nicht sicher, was man glauben kann. So war ich mir am Ende auch nicht schlüssig darüber, welche Aussage das Buch hat. Soll es Hoffnung geben, soll es die Schwere der Lebenssituation darstellen oder ist dies individuell anpassbar? Denn dass es sich hierbei um mehr als Zeitvertreib handelt ist gewiss. Dazu hat es mich viel zu sehr berührt uns zum Nachdenken gebracht.