Von der Autorin kenne ich bisher nur Krimis, die ich übrigens total liebe. Als ich jetzt die Chance bekam, ihren neuen Roman in einer Leserunde zu lesen, hab ich mich riesig darauf gefreut. Ich war aber auch sehr gespannt darauf, ob sie auch dieses Genre beherrschen würde und vor allem wie die Umsetzung dessen aussehen würde.
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an den Verlag und die Autorin für das Rezensionsexemplar. Dies beeinflusst meine Meinung jedoch in keinster Weise.
Auf den ersten Blick wirkt das Cover durch die hellen Farben etwas unpassend, angesichts der doch sehr ernsten und schwierigen Thematik. Wenn man jedoch die Geschichte gelesen hat, so merkt man doch wie viel Ausdruckskraft darin steckt und wie gut es letztendlich dazu passt.
Christine Drews hat einen sehr einfühlsamen und leichten Schreibstil, wodurch ich ihren Roman quasi in einer Nacht verschlungen habe. Sie schreibt so wahnsinnig gefühlvoll und einnehmend, das es mich förmlich weggetragen hat. Den besonderen Fokus legt sie dabei auf das Seelenleben der Charaktere und untermalt dies mit sehr viel Emotionalität.
Man erfährt hierbei vor allem die Perspektiven von Mia, Tom und Anna. Aber auch in das Innere von Mick kann man einen sehr schönen Blick werfen.
Auf diese Art und Weise erreichen die Geschwister, sehr viel Tiefe und Präsenz. Man kann ihr Innerstes nach Außen kehren und kann sich dadurch ungemein gut in sie hineinversetzen. Besonders zu Mia konnte ich eine wunderbare Beziehung aufbauen. Ich verstand sie. Ihre Verlorenheit, ihren Schmerz und ihre Gereiztheit. Es ist , als würde sich alles , was sich in Ihr aufgestaut hat, unbedingt nach draußen wollen. Sie hat einfach eine Art an sich, die ich sehr ins Herz geschlossen habe.
Ihre Wut, ihre Angst und ihre unerfüllten Träume, die letztendlich ein Ventil suchten. Als wunderbaren Kontrast dazu empfand ich Mark. Auch wenn ich ihn oft als schwach empfand, so begriff ich doch, das er sie auf eine starke Art und Weise erdete.
Nicht minder beeindruckt haben mich Anna und Tom. Auch wenn man zwischenzeitlich das Gefühl bekommt, dass sie vielleicht etwas untergehen.
Jeder von Ihnen hat sein eigenes Päckchen zu tragen und ordentlich daran zu knabbern.
ihre Gefühle und Gedanken kommen sehr gut zum Ausdruck. Und dennoch hat man ein Gefühl von Schwere, was die Traurigkeit der ganzen Thematik sehr gut hervorbringt.
In der schwersten Stunde spürst du, was du wirklich verloren hast und begreifst wer du wirklich bist.
Tod und Trauer ist keine einfache Thematik, aber hier wurde es wirklich sehr gut umgesetzt. Die Charaktere sind authentisch und auch wenn man schon zeitig sein Urteil gefällt hat. So musste ich dies doch revidieren.
Nicht alles ist, so wie es scheint.
Man wird mit Dingen konfrontiert, die zum nachdenken bringen und die Blickwinkel verschieben. Dadurch gerät das Weltbild doch etwas ins wanken und man sieht doch klarer.
Besonders das letzte Drittel des Buches hat mich sehr berührt und Gänsehaut Momente verschafft.
Es ist ein Sehnen, ein Schmerz den man einfach spürt.
Eine Verzweiflung, die förmlich zum zittern bringt und ein Ausbruch, der alles unter sich begräbt.
Vergangenheit wird zur Gegenwart und plötzlich hat man das Gefühl, viel mehr zu sehen.
Die Schatten verdichten sich und man hat das Gefühl, in Tränen ausbrechen zu müssen.
Es hat so geschmerzt, aber es hat auch so unglaublich gut getan.
Wunderschön und herzzereißend traurig zugleich.
Ein Roman der einem Gemälde gleicht. Voller Nuancen, vielschichtig und voller Ausdruck und einer Geschichte dahinter.
Unerschütterlich, unvollkommen und doch verfügt es über eine Perfektheit, die zum greifen nah ist.
Eine Familie , die so viel in sich trägt und dennoch immer wieder auseinander driftet. Christine Drews zeigt sehr deutlich auf, das besonders unser Innerstes von immenser Wichtigkeit ist.
Das unsere Erfahrungen uns prägen und wir damit auch unsere Entwicklung bestimmen.
Mir hat ganz besonders die Entwicklung der Charaktere unglaublich gut gefallen. Denn sie ist wie das Leben. Stürmisch, unbeeinflussbar und unvorhersehbar.
Ein Familienroman der aufzeigt , wo die wahren Stärken liegen.
Fazit:
Christine Drews kann nicht nur wahnsinnig gute Krimis schreiben.
Mit “Ein Tag hat viele Farben “ ist ihr ein sehr emotionaler und tiefgründiger Familienroman gelungen, der mich nicht nur enorm gefesselt, sondern auch sehr berührt hat.
Ein Roman der mit einer sehr traurigen Thematik aufwartet.
Der bedrückt, zum nachdenken bringt und vielleicht auch etwas essentielles mit auf den Weg gibt.
Ein Roman, der wie aus dem Leben entsprungen scheint.
Bitte mehr davon.