Cover-Bild Freiflug
(29)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Soziales
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 12.03.2021
  • ISBN: 9783832181307
Christine Drews

Freiflug

Roman
Die Geschichte der ersten Linienflugkapitänin der Welt

Deutschland in den Siebzigerjahren. Katharina Berner stammt aus einer gut situierten Unternehmerfamilie, geht aber seit jeher ihren eigenen Weg. Dass sie Jura studieren wollte, statt eine Familie zu gründen, haben weder ihr Vater, der alte Patriarch, noch ihre Mutter oder Schwestern je verstanden. Doch sie hat sich durchgesetzt und arbeitet in einer großen Kanzlei in Köln – glücklich ist sie allerdings nicht. Die männlichen Kollegen machen ihr den Alltag zur Hölle, am liebsten würde sie sich selbstständig machen. Nur wie, wenn nicht einmal jemand Büroräume an sie vermieten will? Da bittet eine junge Frau Katharina um Hilfe: Rita Maiburg besitzt eine Pilotenlizenz, versucht jedoch vergeblich, eine Anstellung zu bekommen. Die Lufthansa hat ihre Bewerbung mit der Begründung abgelehnt, dass sie grundsätzlich keine Frauen als Piloten einstellt. Diese Ungerechtigkeit will Rita sich nicht gefallen lassen. Katharina nimmt den Fall an, und die beiden beschließen zu klagen – gegen die Lufthansa und die BRD. Einen Verbündeten findet Katharina in ihrem Vermieter Theo, der sie nach Kräften unterstützt. Doch wird es den beiden Frauen gelingen, Ritas Traum vom Fliegen endlich Wirklichkeit werden zu lassen?

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2021

Zwei starke Frauen kämpfen für die Gleichberechtigung

0

"Freiflug" ist ein interessanter Gesellschaftsroman zum Thema Gleichberechtigung der Schriftstellerin und Drehbuchautorin Christine Drews.

Katharina Berners ist die Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmann, ...

"Freiflug" ist ein interessanter Gesellschaftsroman zum Thema Gleichberechtigung der Schriftstellerin und Drehbuchautorin Christine Drews.

Katharina Berners ist die Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmann, der die Werte der 1970er Jahre vertritt. Den Wunsch seiner Tochter Jura zu studieren und Anwältin zu werden, hat er ebenso wenig verstanden wie der Rest der Familie. Obwohl Katharina sich ihren Traum erfüllt hat, ist sie nicht glücklich mit ihrem Job. Immer wieder lassen ihre männlichen Kollegen spüren, dass sie „nur“ eine Frau ist und ihr Wunsch nach Selbstständigkeit wächst von Tag zu Tag.

Die 22-jährige Rita Maiburg ist die erste Linienflugkapitänin der Welt. Nachdem sie ihre Anstellung in München verloren hat, findet sie keinen neuen Job, da Frauen grundsätzlich nicht als Pilotin eingestellt werden. Sie bittet Katharina als Anwältin um Hilfe und gemeinsam wollen sie Klage erheben.
Die Atmosphäre von Köln und der Zeitgeist der 1970er Jahre werden hier gut eingefangen. Es gibt zahlreiche Informationen und Fakten über die Wahrnehmung und die Erwartungen an die Frauen in dieser Zeit. Das Leben von Rita Maiberg – der ersten Flugpilotin der Welt – wurde hier von der Autorin geschickt in eine Geschichte mit fiktiven Charakteren eingebunden.
Der Schreibstil von Christine Drews ist angenehm leicht und flüssig zu lesen. Ihre Sprache ist direkt, hier wird nichts schön geredet Sie wechselt immer wieder zwischen Ritas und Katharinas Perspektive, wodurch sich das Buch abwechslungsreich und spannend liest. Während Katharinas wohlhabende Familie sehr steif wirkt und die Werte der damaligen Zeit komplett verkörpert, wirkt Ritas Familie wesentlich offener und herzlicher.

Letztlich bekommt die angeteaserte Klage aus dem Klappentext gegen die Lufthansa und die BRD nur wenig Raum. Vielmehr stehen hier die Emanzipierung der Frau und gesellschaftspolitische Themen, neben Familie und Freundschaft im Mittelpunkt. Trotzdem ist es ein großartiger Roman, der meine Erwartungen voll erfüllt hat. Auch wenn sich bis heute in Bezug auf die Gleichberechtigung eine Menge getan hat, bleibt das Thema aktuell und es gibt noch unzählige Bereiche, in denen mehr getan werden muss.

Insgesamt ist es ein lohnenswerter und interessanter Roman zum Thema Gleichberechtigung und Geschlechterdiskriminierung, den ich nur empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2021

Beeindruckendes Buch über ein wichtiges Thema

0

Deutschland, in den 1970er Jahren: Die Bewerbung der bestens ausgebildeten Pilotin Rita wird von der Lufthansa mit der Begründung abgelehnt, dass man grundsätzliche keine Frauen als Pilotinnen einstelle. ...

Deutschland, in den 1970er Jahren: Die Bewerbung der bestens ausgebildeten Pilotin Rita wird von der Lufthansa mit der Begründung abgelehnt, dass man grundsätzliche keine Frauen als Pilotinnen einstelle. Mit Hilfe ihrer Anwältin Katharina klagt Rita gegen die Lufthansa und gegen die Bundesrepublik als Anteilseignerin.


Meine Meinung:
Das Thema des Buches hat mich direkt angesprochen, weil mir Geschlechtergerechtigkeit sehr wichtig ist und wir in dieser Sache auch heute noch einigen Nachholbedarf haben, bis wir wirklich eine echte Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen erreicht haben.
Das Buch hat in jeder Hinsicht meine hohen Erwartungen erfüllt. Es greift eindringlich die gesellschaftliche Sicht in der BRD in den 1970er Jahren auf, in der arbeitende Ehefrauen die absolute Ausnahme und bestimmte Branchen für Frauen vollkommen tabu sind. Vergewaltigung in der Ehe gibt es nicht bzw. ist keine strafbare Handlung, und der Ehemann kann entscheiden, ob seine Frau arbeiten gehen darf oder nicht. Auch alleinstehende Frauen, die in einer männerdominierten Branche, wie z.B. einer Anwaltskanzlei arbeiten, sind häufig Opfer von Diskriminierungen oder Belästigungen am Arbeitsplatz. Auch viele Frauen halten das traditionelle Familienbild für die Norm und unterstützen andere Frauen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen wollen, nicht.
In dieser Zeit wird die spannende Geschichte rund um die Pilotin Rita (basierend auf einer echten Persönlichkeit) und ihre Anwältin Katharina (eine fiktive Person) erzählt. Von Anfang an hatte der Roman mich gefangen, denn er ist total dicht und spannend erzählt, wozu insbesondere die wechselnden Abschnitte aus der Perspektive von Katharina bzw. Rita beitragen. Die handelnden Personen sind sehr gut gezeichnet und in ihrer Entwicklung authentisch und nachvollziehbar. Gerade anhand der Schicksale konkreter Personen werden die Dilemmata der damaligen Zeit rund um die Gleichberechtigung sehr deutlich.
Aufgrund des gelungenen Spannungsbogens konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr hat es mich gefesselt. Es wird mich sicherlich auch noch weiter beschäftigen.
Ich bin froh, dass wir heute in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit ein gutes Stück weiter sind, auch wenn wir immer noch einen Weg zu gehen haben!


Fazit:
Das Buch kann ich wirklich nur wärmstens weiterempfehlen. Anhand konkreter Frauenschicksale in der BRD der 1970er Jahre macht es mitreißend auf das wichtige Thema Geschlechtergerechtigkeit aufmerksam! Bitte mehr von solchen Büchern!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2021

Zwei starke Frauen kämpfen in den 1970ern für die Gleichberechtigung

1

Der Prolog in Christine Drews Roman „Freiflug“ beschreibt den tödlichen Unfall der gerade erst 25 Jahre alten Rita Maiburg, der ersten Linienflugkapitänin der Welt. Dieser Anfang sorgte für einen furiosen ...

Der Prolog in Christine Drews Roman „Freiflug“ beschreibt den tödlichen Unfall der gerade erst 25 Jahre alten Rita Maiburg, der ersten Linienflugkapitänin der Welt. Dieser Anfang sorgte für einen furiosen Auftakt einer sehr bewegenden Erzählung, die auf wahren Begebenheiten in Bezug auf die Pilotin und ihren gegen die Lufthansa geführten Prozess beruht. Die Autorin flicht aber auch die interessante Geschichte der fiktiven Rechtsanwältin Katharina Berner ein. Beide zeigen ihre Stärke in dem unbeirrten Weg den sie dafür gehen, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern hat Rita Maiburg Ende der 1960er Jahre ihre Privatpilotenlizenz erworben und suchte danach, sich als Berufspilotin zu verwirklichen. Nach einer kurzen Anstellung bei einem Frachtunternehmen in München bewirbt sich Rita 1974, inzwischen einige Zeit arbeitslos, bei der Lufthansa als Flugzeugführerin. Doch ihre Bewerbung wird abgelehnt, weil man grundsätzlich keine Frauen in diesem Job einstellt. Rita strebt darauf hin einen Prozess an, weil sie findet, dass die Absage nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Sie wendet sich an Katharina, die sich gerade mit einer Rechtsanwaltskanzlei in Köln selbstständig gemacht hat. Auch sie hat sich gegen manche Konvention der Zeit gestellt und unterstützt Rita dabei, ihre Rechte einzuklagen.

Zwar hat Rita in der Realität die Klage tatsächlich eingereicht und diese bildet auf die Möglichkeit, dass die beiden Protagonistinnen einander begegnen, doch der Kampf der Frauen für verschiedene Rechte in den 1970er steht in der Geschichte im Mittelpunkt. Sowohl im Leben von Katharina wie auch im Privaten von Rita baut die Autorin beispielhaft einige für die Zeit typische Themen ein und bedient so ebenfalls das eine oder andere Klischee.

Die Familien der Hauptfiguren sind gegensätzlich: Ritas Eltern sind deutlich jünger als die von Katharina, die viel jünger ist als ihre Geschwister. Obwohl Herr und Frau Maiburg Architekten sind, übt Ritas Mutter ihren Beruf nicht mehr aus, sondern kümmert sich um Haushalt und Kinder, wie es damals üblich war und dem Ehe- und Familienrecht entsprach, das aber 1977 endlich reformiert wurde. Genauso ist es bei den Berners, aber anders als bei Katharinas betuchten Eltern haben Ritas stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme ihrer Tochter. Demgegenüber wird in Katharinas Familie Vieles verschwiegen, was aber einige Geheimnisse bietet, die im Laufe des Romans gelüftet werden und zur Unterhaltung beiträgt.

Christine Drews schreibt in ihrer Erzählung auch über den Umgang mit Drogen und Drogensüchtigen sowie über die Bedeutung des Ansehens von Unternehmen in der Öffentlichkeit und der Wahrnehmung von Ereignissen durch Medien in den 1970ern. Die Handlung spielt in Köln, der Stadt in der die Autorin heute lebt. Gekonnt fügt sie in ihren Roman einiges an Lokalkolorit und auch kulturelle Details der damaligen Zeit ein. Aufgrund von kleinen Cliffhangern am Ende der Abschnitte, die zwischen den Protagonistinnen ständig wechseln, entsteht eine durchgehend hintergründig vorhandene Spannung, die den Lesefluss antreibt.

In ihrem Roman „Freiflug“ schreibt Christine Drews über zwei starke Frauen in der Verbindung einer realen mit einer fiktiven Figur, die beide für die Gleichberechtigung in den 1970er Jahren kämpfen. Aufgrund einiger Nebenhandlungen mit manchem verborgenen Detail ist die Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig. Ebenso stimmt die Erzählung nachdenklich über das bis heute erreichte in Sachen der Emanzipation und der Dinge, die nach anzugehen sind. Gerne empfehle ich das Buch daher uneingeschränkt weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2021

Spannender Roman, der zum Nachdenken anregt

0

Der Roman „Freiflug“ von Christine Drews erzählt eine teils fiktive und teils wahre Geschichte. Es ist die Geschichte zweier Frauen, die in den 70er Jahren um die Gleichberechtigung der Frau kämpfen:

Die ...

Der Roman „Freiflug“ von Christine Drews erzählt eine teils fiktive und teils wahre Geschichte. Es ist die Geschichte zweier Frauen, die in den 70er Jahren um die Gleichberechtigung der Frau kämpfen:

Die Anwältin Katharina Berner, die aus einer reichen Unternehmerfamilie stammt, hat gegen den Willen ihres Vaters Jura studiert und arbeitet in einer großen renommierten Kanzlei in Köln. Da sie die einzige Frau im Kollegium ist, stehen oft sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, frauenfeindliche Sprüche oder Diskriminierungen seitens ihrer männlichen Kollegen auf der Tagesordnung. Auch ihr Gehalt ist um einiges geringer, obwohl sie ihr Staatsexamen mit Bestnoten abgeschlossen hat. Katharina hält es nicht mehr aus und macht sich selbstständig.

Zeitgleich sucht die 20jährige Rita Maiburg, eine Stelle als Pilotin. Der kleine Betrieb in München, in dem sie erstklassig ausgebildet wurde und als Co-Pilotin gearbeitet hat, musste schließen, und seitdem ist sie arbeitslos. Rita bewirbt sich bei der Lufthansa, bekommt jedoch einen Ablehnungsbescheid „da weibliche Flugzeugführerinnen in unserer Gesellschaft aus grundsätzlichen Erwägungen nicht zum Einsatz kommen“ (Seite 72). Diese Begründung nimmt Rita jedoch nicht hin und entschließt sich, gegen die Lufthansa und die Bundesrepublik Deutschland zu klagen. Sie sucht sich eine Anwältin, die bereit ist, mit ihr für die Gleichberechtigung zu kämpfen: Katharina Berner.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Katharina und Rita erzählt und gibt sowohl Einblick in deren Leben als auch in die Rolle der Frau in den 70er Jahren. Mir hat sehr gut gefallen, dass beide Frauen immer nach vorne geschaut und nicht aufgegeben haben, für die Gerechtigkeit und die Gleichberechtigung der Frau zu kämpfen. Es ist manchmal kaum zu fassen, wie sehr sich die Frauen ihren Männern unterordnen und ihre Rolle als Hausfrau und Heimchen am Herd spielen mussten – ob sie wollten oder nicht. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, warum die Frauenbewegung nicht schon viel früher und heftiger eingesetzt hat. Warum haben die meisten Frauen alles mit sich machen lassen? Warum haben sie sich nicht gewehrt? Ich war fassungslos, als ich die Entscheidung des Bundesgerichtshofs zur Rechtslage bezüglich der Schuldfrage im Falle einer Ehescheidung gelesen habe (Seite 93) und bin froh, dass sich diesbezüglich schon sehr viel in der Rechtsprechung geändert hat.

Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, sind mir gleich der raue Einband und das dunkelblaue, edle Lesebändchen aufgefallen. Man sieht aus der Vogelperspektive eine Frau, die mit großen Schritten neben einem gelben Streifen geht, der von links unten über den ganzen Einband nach oben führt. Rechts vor ihr erkennt man, leicht verschwommen, ein kleines Flugzeug. Der Streifen erinnert mich an eine Landebahn, die Frau an eine Stewardess (oder Pilotin?), und das Papier des Bucheinbandes könnte die (raue) Männerwelt darstellen. Man könnte schon einiges in das Buch hineininterpretieren, bevor man es überhaupt gelesen hat. Toll gemacht!

Auch wenn der Roman nicht nur von der Pilotin Rita Maiburg handelt und mehrere fiktive Geschichten rund um die beiden Protagonistinnen beinhaltet, hat mich das Buch von der ersten Seite an fasziniert und gefesselt. Christine Drews vermittelt den Leser*innen in einer sachlichen klaren und schnörkellosen Sprache, dass man niemals aufgeben sollte, auch wenn die Situation noch so hoffnungslos erscheint. ‚Freiflug‘ ist ein Buch, das Mut macht, weiter für die Gleichberechtigung zu kämpfen, sich selbst zu verwirklichen, ein Roman, der sehr zum Nachdenken anregt und der noch lange nachhallen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2021

Ein Buch über zwei Starke Frauen, über den Mut für seine Träume zu kämpfen

0

Ich lese gerne Bücher über starke Frauen und Bücher die einen realistischen Hintergrund haben. Als ich den Klappentext von „Freiflug“ las, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Meine Erwartungen sind daher ...

Ich lese gerne Bücher über starke Frauen und Bücher die einen realistischen Hintergrund haben. Als ich den Klappentext von „Freiflug“ las, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Meine Erwartungen sind daher recht hoch gewesen, und ich muss sagen, dass ich das Buch letztendlich sogar noch besser fand als erwartet – was wirklich nicht oft vorkommt.
Auch wenn ich das Buch inzwischen ausgelesen habe, finde ich es unglaublich, dass vor nicht einmal 50 Jahren die in diesem Buch beschriebenen gesellschaftlichen Strukturen und Gegebenheiten in unserem Land vorherrschten. Natürlich hatte ich im Vorfeld schon von der Frauenrechtsbewegung und dem Wandel der „Rolle der Frau“ gehört.Doch vor allem und fast ausschließlich Frauen , sowie Rita Maiburg und Katharina Werner waren bereit dafür zu kämpfen und dafür einzutreten. Sie wollten sich nicht damit abfinden, dass die Vergewaltigung in der Ehe nicht bestraft wurde und sogar von der Ehefrau verlangt wurde beim Geschlechtsverkehr Befriedigung zu finden. Wer Gleichgültigkeit oder Widerwillen dabei zur Schau stellte musste damit rechnen, bei einer möglichen Scheidung automatisch die Schuld zugesprochen zu bekommen.

Ich denke, dass Christine Drews den Zeitgeist der Siebziger Jahre sehr authentisch in Ihrem Roman eingefangen hat. Rita und Katharina stehen beide für die Emanzipation und den Feminismus dieser Zeit. Sowohl Katharina mit Ihrem Wunsch nach einer eigenen Anwaltskanzlei (Und das als FRAU) , als auch Rita mit Ihrem Wunsch die erste Linienflugkapitänin der Welt zu werden, ecken mit Ihren Zukunftsplänen familiär und gesellschaftlich an. Die Werte und Normen sehen vor, dass junge Frauen heiraten, Kinder bekommen und Ihre Lieben daheim von der Küche aus versorgen. Wer andere Pläne hat wird nicht selten als hysterisch und verrückt eingestuft. Entgegen den gängigen gesellschaftlichen Norman findet Rita jedoch , ganz im Gegensatz zu Katharina, Rückhalt in der Familie. Dieser Kontrast hat mir beim lesen sehr gut gefallen .

Gekonnt verknüpft die Autorin die realistische Geschichte von Rita Maibaum mit der fiktiven Gestalt Katharinas, die jedoch genauso wie sie hier dargestellt wird in die Siebziger Jahre gepasst hätte. Neben den zentralen Themen Gleichberechtigung und Emanzipation werden aber noch einige andere Themen der damaligen Zeit thematisiert, was mir sehr gefallen hat. Der Roman hat trotz der gerade einmal knapp 350 Seiten einen enormen Tiefgang und das, ohne auch nur an einer Stelle für mich überladen zu wirken. So wird zum Beispiel auch der Drogenkomsum der jungen Generation thematisiert und in kritischen Tönen mit dem Leben der Protagonistin verwoben. Die Behandlung psychisch Kranker spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Frage nach der Selbstbestimmung .

Der Autorin ist hier ein spannender Roman gelungen, der schonungslos den Geist der Siebziger Jahre in Bezug auf die Rolle der Frau eingefangen hat. Neben der wahren Geschichte um Rita Maiburg bietet dieser Roman aber auch noch eine zarte Liebesgeschichte und weitere familiäre und freundschaftliche Geschichten die sich wunderbar miteinander verbinden und ein spannendes Gesamtbild ergeben.

Ein gelungener biographischer Roman, der einen staunend und teilweise sprachlos zurücklässt. Das Nachwort der Autorin zeugt davon, dass auch heute noch Frauen in vielen Teilen der Gesellschaft um Ihren Platz kämpfen müssen und immer noch nicht die Gleichbehandlung erfahren , die sie verdient hätten. Dieses Buch ist daher ein ebenso wichtiger Beitrag zur weiteren Emanzipation der Frau, wie das Leben und Wirken jener Frauen , von denen in diesem Buch erzählt wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere