Ludwig der Fromme: Ein historischer Roman mit Potenzial, das nicht ganz entfaltet wird
Claudius Crönert bringt die Zeit des Ludwig des Frommen zwischen 817 und 840 auf spannende Weise zum Leben. Der Roman vereint historische Fakten und fiktive Elemente, was den Leser sowohl unterhält als ...
Claudius Crönert bringt die Zeit des Ludwig des Frommen zwischen 817 und 840 auf spannende Weise zum Leben. Der Roman vereint historische Fakten und fiktive Elemente, was den Leser sowohl unterhält als auch lehrreich ist. Durch die geschickt eingearbeiteten Kürzungen und Anpassungen an fehlende historische Belege entsteht ein lebendiges Bild dieser Epoche, das dennoch authentisch wirkt.
Die Handlung führt durch die politischen und familiären Konflikte des Mittelalters und zeigt Ludwig des Frommen, der vor der Herausforderung steht, das riesige Reich seines Vaters Karl des Großen zu regieren. Ludwig muss nicht nur Feinde von außen abwehren, sondern sich auch mit inneren Machtkämpfen und Verrat auseinandersetzen. Ludwig wird als fast zu gütiger, friedlicher Herrscher dargestellt, was besonders mit dem Machtkampf und den Schwierigkeiten seiner Herrschaft schwierig ist.
Besonders die Rolle seiner Söhne, die um die Macht kämpfen, werden detaillierter beschrieben. Lothar, der älteste Sohn, strebt nach mehr Einfluss, während die jüngeren Söhne – Pippin und Ludwig der Jüngere – weniger entschlossen sind. Die Söhne sind weniger differenziert und wirken teilweise eindimensional. Lothar, der ehrgeizige älteste Sohn, wird als selbstherrlicher Machtmensch dargestellt, doch seine Motive und Handlungen sind nicht tiefgründig genug, um ihn wirklich nachvollziehbar oder interessant zu machen. Pippin und Ludwig der Jüngere kommen teilweise erst spät zur Geltung und wirken wie blasse Nebenfiguren, deren Handlungsmotive nur wenig Raum zur Entfaltung bekommen. Die Beziehungen zwischen den Charakteren, die eigentlich das Herzstück der Geschichte ausmachen sollten, wirken etwas platt. Ebenso wird zum Ende hin die Sicht von Karl beschrieben, der aber wenig zur Handlung beiträgt.
Auch die zweite Ehe Ludwigs mit Judith wird im Buch dargestellt, wobei sie hier als liebevolle und besorgte Frau gezeigt wird, was von anderen historischen Darstellungen abweicht. Der Grund, im Sinne von "Die Sieger schreiben die Geschichte", wurde in der Leserunde von Claudius Crönert erklärt.
Zwar gibt es immer wieder spannende Momente und interessante historische Einblicke, doch die Charaktere können nicht mit der Tiefe und Komplexität anderer historischer Romane mithalten. Der Schreibstil ist zwar flüssig, jedoch fehlt es der Erzählung an emotionaler Tiefe und Charakterentwicklung. Die 800 Seiten wirken manchmal langatmig, da die Figuren und ihre Konflikte nicht genug fesseln. Insgesamt bleibt das Buch ein bisschen hinter den Erwartungen zurück und manche Figuren oder Konflikte werden nicht mehr aufgearbeitet.