Eine Geschichte über ein immer akutelles Thema, die mich leider nicht ganz mitgerissen hat...
Manchmal muss man das, was einem am meisten am Herzen liegt, am weitesten wegschieben, weil es gleichzeitig das ist, was am meisten wehtut. Um den Schmerz nicht fühlen zu müssen, muss man sämtliche Verbindungen ...
Manchmal muss man das, was einem am meisten am Herzen liegt, am weitesten wegschieben, weil es gleichzeitig das ist, was am meisten wehtut. Um den Schmerz nicht fühlen zu müssen, muss man sämtliche Verbindungen kappen.
Achtung, diese Rezension kann Spoiler über das "Hauptthema" des Buches enthalten!`
Als Lily Ryle kennenlernt, ahnt sie nicht, dass der humorvolle, liebevolle Mann, der als Neurochirurg arbeitet, bald schon eine Beziehung mit ihr führen wird.
Anfangs läuft die Beziehung der beiden harmonisch. Bis Ryle Lily das antut, was ihr Vater ihrer Mutter während ihrer Kindheit angetan hat. Als dann auch noch Atlas, Lilys erste Liebe, in Boston auftaucht, ist mit Ryle nicht mehr zu spaßen.
Mit "Nur noch ein einziges Mal" hat Colleen Hoover ein Roman über häusliche Gewalt geschrieben, wie sie in jeder Familie auftreten kann. Sie thematisiert damit eine wichtige Tatsache, hat mich mit ihrer Umsetzung und ihren Charakteren aber nicht richtig überzeugen können.
Bisher habe ich nur einen weiteren Roman der Autorin gelesen und kann deshalb noch keinen richtigen Vergleich ziehen, was den Schreibstil angeht. Dennoch hat dieser mir in "Nur noch ein einziges Mal" im Allgemeinen sehr gut gefallen, auch wenn ich teilweise überrascht war, dass ich doch weniger Seiten gelesen habe als erwartet.
Das Thema des Buches habe ich schon kurz angesprochen. Häusliche Gewalt.
Da diese viel zu häufig auftritt und dennoch gerne unter den Tisch gekehrt wird, finde ich es toll, dass darüber geschrieben wird.
Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass Lily in Bezug auf die häusliche Gewalt in zwei verschiedenen Rollen steckt. Einerseits ist sie die Tochter eines Vaters, der ihre Mutter regelmäßig misshandelt. Und trotz all der Schmerzen, der Angst und der Demütigung, welche ihre Mutter dadurch erfährt, verlässt sie ihren Ehemann nicht. Hierbei wird Lilys Fassungslosigkeit und Unverständnis für die Situation ihrer Mutter dargestellt. Lily stellt sich immer wieder die Fragen "Warum bleibt sie bei ihm? Warum lässt sie es immer wieder zu? Warum unternimmt sie nichts?".
Andererseits wird Lily in ihrer Beziehung zu Ryan selbst zu misshandelten Ehefrau. Plötzlich steckt sie in der Haut ihrer Mutter. Sie liebt Ryan und sie weiß, dass er seine Ausbrüche bereut. Aber er verletzt sie. Körperlich und seelisch. Nach seinem ersten Ausbruch hätte die junge Lily Hals über Kopf ihre Sachen gepackt und wäre über alle Berge gewesen. Und die erwachsene Lily? Sie bleibt.
Im Allgemeinen hat mir die Umsetzung des Buches, vor allem, die Umsetzung des Hauptthemas, gefallen. Dass nicht nur eine Seite beleuchtet wird, gefällt mir.
Jetzt kommt aber das große "Aber".
Im Klapptext wird groß Atlas Rolle und seine Rückkehr angepriesen. Dementsprechend hatte ich damit gerechnet, dass Lily sich in einer Beziehung zu Ryan befinden, Atlas in Boston auftaucht und dies ein Streitpunkt wäre. Passiert auch so im Buch. Leider besteht das halbe Buch jedoch aus dem Kennenlernen von Ryan und Lily. Sie sind noch gar nicht zusammen. Die erste Hälfte des Buches hat mich deshalb tatsächlich gelangweilt. Zwar ist von vornherein nicht beschrieben, dass Ryan sich nicht immer unter Kontrolle hat, aber wenn selbst ich darauf komme, dann ist es eine Art offenes Geheimnis. Demnach habe ich auch nicht mit Lily und Ryan mitgefiebert, ob und wann sie endlich zusammenkommen. Lediglich die Rückblicke in Lilys gemeinsame Vergangenheit mit Atlas haben mich daran gehindert, nach ca. 100 Seiten das Buch abzubrechen…
Die Geschichte ist ziemlich vorhersehbar gestaltet und auch das Ende kann man als Leser schon früh vorausahnen.
Dementsprechend kann ich auch ganz überzeugt sagen, dass der Lesespaß bei mir erst auf den letzten 100 bis 150 Seiten aufgekommen ist.
Die Charaktere haben mich leider auch nicht zu 100 Prozent überzeugt. Woran es genau liegt, kann ich hierbei nicht sagen. Nur so viel: Es hat einfach nicht gefunkt.
Lily ist eine selbstbewusste Frau, die unter ihrer Kindheit und Jugend zwar gelitten hat, sich dahinter aber nicht versteckt. Sie verwirklicht ihren Traum und schafft es, eine Entscheidung bezüglich Ryan zu treffen.
Ryan erscheint als sympathischer, zielstrebiger und Workaholic-Mann. Seine aggressive Seite, die ab und an hervortritt, ist auf eine schlimmes Ereignis in seiner Kindheit zurückzuführen. Dies entschuldigt dieses Verhalten aber dennoch nicht. Mit ihm konnte ich - unabhängig von seiner teils aggressiven Art - am wenigsten anfangen. Seine Einstellung Beziehungen gegenüber und zugleich seine Art, scheinbar nur für die Arbeit zu leben, zieht mich nicht wirklich an.
Und dann noch Atlas. Schon in seiner Vergangenheitsform war Atlas mir sympathisch. Dies hat sich auch in der Gegenwart nicht geändert. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass dies auch gar nicht anders von der Autorin geplant war.
Zu meinem Fazit: Colleen Hoover hat mit ihrem Roman "Nur noch ein einziges Mal" eine Geschichte über ein sehr wichtiges und stets aktuelles Thema geschrieben. An alle Colleen-Hoover-Fangirls und -boys: es tut mir leid. Aber überzeugen konnte sie mich mit diesem Buch nicht. Die Geschichte ist anfangs zu langatmig und schlussendlich viel zu vorhersehbar.
Trotz allem werde ich noch einmal den ein oder anderen Blick in ein Colleen-Hoover-Buch werfen. Allerdings nicht wegen "Nur noch ein einziges Mal", sondern da mir "Verity" wahnsinnig gut gefallen hat.
Kategorie: Netter Read