Diese Rezension wird wohl ein harter Gang und sicher ein wenig anders, als meine sonstigen Rezensionen, denn geht man nach der breiten Masse, dann darf man im Vorfeld am besten überhaupt nichts über dieses Buch erzählen, um die Leute, die es noch nicht gelesen haben, nicht unnötig zu spoilern. Überhaupt sollte man vorher auch gar nichts über dieses Buch lesen, da dies dazu führen könnte, das man sich die Geschichte damit ruiniert.
Wisst ihr, ich bin wirklich ein Fan von Colleen Hoovers Romanen ( außer von Hope ), aber dieses Mal verstehe ich den Hype ums Buch nicht. Ich verstehe nicht, warum man so ein Geheimnis aus dem Thema dieses Romans macht und ich verstehe auch nicht, warum das Buch so derart in den Himmel gelobt wird.
Es ist in der Tat ein sehr sehr guter Roman, einer der mir durchaus ans Herz ging und einer der eine wichtige Botschaft vermittelt, keine Frage. Vor allem aber ist es CoHos persönlichster Roman, in dem sie Erlebnisse ihrer Kindheit aufarbeitet. Natürlich tut sie das in ihrer gewohnten Manier, deshalb ist "Nur noch ein einziges Mal" auch ein Roman den ich durchaus empfehlen kann. Es ist einfach CoHo. Wer sie bis hierhin nicht mochte, der wird sie auch weiterhin nicht lesen und wer sie liebt, der kauft sowieso uneingeschränkt jeden Roman.
Mich persönlich hat sie hier aber nur so mittelmäßig überzeugt. Es gab zu viele Zufälle, die Bekanntschaften in dieser Geschichte wirkten auf mich zu konstruiert, das Thema das Colleen Hoover hier aufarbeitet war zwar ungewohnt anders, aber für mich wars jetzt auch nichts Neues, denn ich habe bereits Bücher mit gleichem Thema gelesen, welche wirklich hart an meine Belastungsgrenze gingen. Das Trauma das Lily erlebt, sowohl in ihrer Kindheit, als auch später als Erwachsene wird hier für meinen Geschmack mal wieder viel zu leicht aufgearbeitet. Lily ist stark und ich bewundere wie taff sie sich aus ihrer Situation kämpft und trotzdem erschien mir alles zu inszeniert, zu einfach gelöst.
Was mir wiederum sehr gut gefallen hat, war die Liebesgeschichte die Colleen Hoover hier schafft. Nicht die Geschichte um Ryle und Lily, sondern die um Lily und Atlas. Ich fühlte mich beim Lesen nochmal in meine eigene Jugend versetzt und habe mich dabei an meine erste große Liebe erinnert, die ähnlich intensiv und stark war, wie die von Lily und Atlas. Als die beiden sich nach Jahren wiedersehen, da tat es mir in der Seele und auch schon beinahe körperlich weh, das Lily nicht erkennt, das Atlas immer schon der Richtige für sie gewesen wäre. Ich hätte sie anschreien können, weil sie so blind ist ! Und vielleicht ist das auch so ein Punkt, der dazu beigetragen hat, warum ich von der ganzen Geschichte nur mäßig begeistert war: Es gab zu wenig Atlas und zu viel Ryle. Mit dem ich nichts anfangen konnte, weil er mir von Anfang an zu Karriereorientiert war und ich irgendwie einen sehr distanzierten Blick auf ihn hatte.
Und so im Gesamten ? Da war mir ein ernstes und sehr wichtiges Thema irgendwie doch zu verkitscht ausgearbeitet. Colleen Hoover möchte mit diesem Buch eine Botschaft vermitteln und teilweise wird ihr das vielleicht auch gelingen, gerade in Bezug auf junge Mädchen die das Buch sicher lesen und sich, sollten sie jemals ( hoffentlich nicht ) in eine ähnliche Situation geraten wie Lily, erinnern und aus ihrem Leben ausbrechen. Aber Menschen die so etwas schon erlebt haben, die haben unter Umständen ein echtes Trauma und das arbeitet man leider nicht einfach so auf.
Fazit:
"Nur noch ein einziges Mal" ist nicht CoHos bester Roman für mich, auch nicht der Schlechteste. Er ist gutes Mittelmaß. Er behandelt ein ernstes Thema, welches aber noch besser hätte ausgearbeitet werden können und hat mich nur teilweise berührt.
Wer nach Romanen mit einem ähnlichen Thema sucht, dem empfehle ich den Roman UGLY von der australischen Autorin Margaret McHeyzer ( gibts jedoch nur auf Englisch ).