Krümelkuchen
Ich war erst skeptisch, ob mir der Text zu kitschig wird, habe mich aber dann vom wunderschönen Cover verführen lassen. Das Problem war aber neben den Klischees die Hauptfigur.
Rezi enthält Spoiler.
Worum ...
Ich war erst skeptisch, ob mir der Text zu kitschig wird, habe mich aber dann vom wunderschönen Cover verführen lassen. Das Problem war aber neben den Klischees die Hauptfigur.
Rezi enthält Spoiler.
Worum geht es?
Bäckerin June liebt Ryder, Anwalt Ryder liebt June. Doch in ihrer Jugend hatte June Angst, ihre Freundschaft zu zerstören, woraufhin Ryder ins Ausland flüchtete. Jahre später ist June allein, Ryder unglücklich mit einer Politikertochter verlobt. Aber dank einer Verkettung sehr gewollter Zufälle kommen die beiden am Ende zusammen.
Wir hat mir das Buch gefallen?
Die Figuren sind blass. Von Ryders Tätigkeit als Anwalt merkt man nichts, June backt immerhin. Trotzdem kam sie mir nicht wie jemand vor, der eine Agentur leitet. Sie schien nicht die Zügel in der Hand zu haben, sondern oft geleitet von ihren jugendlichen Gefühlen.
Besonders genervt hat mich, dass June manchmal garstig zu ihren Freundinnen ist - und damit durchkommt. Eine motzt sie an, weil sie nicht mit Ryder - gezwungenermaßen - für Fotos posieren will. Eine andere trifft sie bewusst an einem wunden Punkt, weil June 'versehentlich' mit Ryder rumgemacht hat. In beiden Fällen ist June im Unrecht, aber es wird nicht aufgearbeitet. Die Freundinnen halten ihr die Treue. Reue zeigt sie nicht.
Ryder und June geben sich gegenseitig Schuld an der ersten Trennung, obwohl auch hier June das Problem war. Statt einem Eingeständnis gibt es Versöhnungssex.
Erotisch wird's ein bisschen, Ryder ist sogar SO schmutzig, dass er sie in einer Sauna geglücken will und sogar (!!!) an der Fensterscheibe eines Hotels - hoch oben. Und natürlich hat Ryder Komplexe, ob er June zufrieden stellen kann, ist aber trotzdem der perfekte Lover.
June bringt als Tochter eines sehr religiösen Vaters genügend Stoff für Tiefe mit, aber das wird nur wenig ausgeführt.
Emotional hat es mich gar nicht gepackt, weil die Hintergründe der Figuren austauschbar sind.
Immerhin schafft es die Autorin, die Freundinnen so vage zu zeichnen, dass man auf die Folgebände gespannt ist.
Die Verlobte ist böse, arrogant, kennt man. Einen guten Grund, warum sie zusammen sind, gibt es nicht.
Die Handlung ist geradlinig, die Beschreibungen von Kleidung, Umgebung usw. ausführlich. Toll fand ich die Metaphern z. B. "[...] habe seine anfänglichen Nachrichten abgewehrt und ihn gebeten, erst reinen Tisch zu machen. Dass er ihn zugunsten von Charlene neu decken würde, hatte ich allerdings nicht erwartet." (85 %) An manchen Stellen fand ich das gezwungen, es macht den Roman aber einzigartig. Ich hätte gern mehr avon gehabt.
Was ich, außerhalb des Textes, schwierig finde ist, dass VOR dem Roman steht, dass die Autorin gestorben ist. Ich finde es in Ordnung, dass es dasteht, aber ich hatte die ganze Zeit die Frage im Kopf, wie ich das Buch einer toten Autorin bewerten soll. Welchen Einfluss Lektor:innen und andere Beteiltigte haben, wenn die Autorin selbst nichts ändern kann. Mir wäre es lieber gewesen, es hätte am Ende gestanden.
Fazit
"Kiss the right Bride" hat gute Voraussetzungen und zeigt Ansätze für einen interessanten Schreibstil. Letztlich ist der Text aber zu oberflächlich und zu beliebig geworden.