Cover-Bild Was Nina wusste
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  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 17.08.2020
  • ISBN: 9783446267527
David Grossman

Was Nina wusste

Roman
Anne Birkenhauer (Übersetzer)

Es gibt Entscheidungen, die ein Leben zerreißen – Wer könnte eindringlicher und zarter davon erzählen als David Grossman

Drei Frauen – Vera, ihre Tochter Nina und ihre Enkelin Gili – kämpfen mit einem alten Familiengeheimnis: An Veras 90. Geburtstag beschließt Gili, einen Film über ihre Großmutter zu drehen und mit ihr und Nina nach Kroatien, auf die frühere Gefängnisinsel Goli Otok zu reisen. Dort soll Vera ihre Lebensgeschichte endlich einmal vollständig erzählen. Was genau geschah damals, als sie von der jugoslawischen Geheimpolizei unter Tito verhaftet wurde? Warum war sie bereit, ihre sechseinhalbjährige Tochter wegzugeben und ins Lager zu gehen, anstatt sich durch ein Geständnis freizukaufen? "Was Nina wusste" beruht auf einer realen Geschichte. David Grossmans Meisterschaft macht daraus einen fesselnden Roman.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2024

Schlichtweg umgehauen

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„Was Nina wusste“ beruht auf wahren Begebenheiten, die David Grossman basierend auf vielen Gesprächen mit seiner Freundin (und Vorbild der Figur Vera) Eva Panić-Nahir in einen eindrucksvollen Roman verwandelt ...

„Was Nina wusste“ beruht auf wahren Begebenheiten, die David Grossman basierend auf vielen Gesprächen mit seiner Freundin (und Vorbild der Figur Vera) Eva Panić-Nahir in einen eindrucksvollen Roman verwandelt hat. Von ganz großen Gefühlen und seelischen Abgründen erzählt diese drei Generationen und einen grausamen Krieg umspannende Geschichte; von einer Liebe größer als das Leben selbst, von Verlust und Scham, von einer unsäglichen Traurigkeit und der heilsamen Kraft der Worte und Erinnerungen, ja, des Wissens um die eigene Biografie und Identität. Vera, Nina, Gili - drei Frauen aus drei Generationen, vereint und gleichzeitig getrennt durch ein unausgesprochenes Trauma, begründet in einer Lüge. Als junge Frau verbringt Vera, nach dem Selbstmord ihres geliebten Ehemannes Miloš gebrochen und als Verräterin Titos bezichtigt, drei Jahre im sogenannten Umerziehungslager für Frauen von Goli Otok. Doch während es Vera bei aller Grausamkeit, die ihr auf der Insel widerfährt, gelingt Mensch zu bleiben, aufrecht zu stehen, zerbricht die kleine Nina an der Trennung von ihren Eltern und dem großen Schweigen, das darauf folgt. „Was Nina wusste“ ist die schmerzhafte Aufarbeitung eines Familiengeheimnisses, das sich wie Gift ausbreitet, von der Scham nährt und keine Liebe in seiner Nähe wachsen lässt.

Kennt ihr dieses Gefühl, dass eure Gedanken zu viel, zu groß und gleichzeitig zu klein und schwach sind, um eine Geschichte von solcher Intensität und Wucht, so einer Wahrhaftigkeit in Worte zu fassen? So geht es mir gerade mit David Grossmans „Was Nina wusste“ - es hat mich schlichtweg umgehauen

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Nach einer wahren Begebenheit

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Inhalt:
Es geht drei Generationen Frauen, die ein gespaltenes Verhältnis untereinander haben, da ein Geheimnis aus dr Vergangenheit zwischen ihnen steht. Nach Veras 90. Geburtstag wollen ihre Tochter ...

Inhalt:
Es geht drei Generationen Frauen, die ein gespaltenes Verhältnis untereinander haben, da ein Geheimnis aus dr Vergangenheit zwischen ihnen steht. Nach Veras 90. Geburtstag wollen ihre Tochter Nina, ihre Enkelin Gili und Gilis Vater Rafi einen Film über Veras Vergangenheit im jugoslawischen Gulag drehen. Es gibt noch Dinge, die bisher nicht ausgesprochen wurden...

Meine Meinung:
Ich mag den Schreibstil und die Sprache unheimlich gern. Großmann schreibt in einem Stil, der mich sofort erreicht und berührt. Ich habe mir Zeit gelassen, das Gelesene auf mich wirken zu lassen. Dies ist ein Buch, was man nicht einfach mal an 2 Abenden durchlesen sollte, denn so kann das Werk nicht wirken.

Zwar hatte ich anfangs auch so meine Schwierigkeiten, in den Perspektiven und Zeiten hin und her zu springen, da an manch Zeitsprung nicht mal ein Absatz zu finden war. Dennoch hat mich der sprachliche Ausdruck so in seinen Bann gezogen, dass es mich überhaupt nicht störte.

Kapitel sucht man hier vergebens. Da ich ein Fan kurzer Kapitel bin, musste ich mich daran erst gewöhnen.

Mit den Protagonisten konnte ich mich gut identifizieren. Jeder war da seine Art einzigartig und liebenswert.

Das große Geheimnis, um das es hier geht, mag vielleicht aus heutiger Sicht nicht leicht nachvollziehbar sein, nicht finde es dennoch sehr ergreifend. Man sollte beim Lesen den politischen Hintetgrund nie aus dem Kopf verlieren.

Alles in allem kann ich das Buch jedem empfehlen, der gern in eine bisher noch nicht so bekannte Geschichte eintauchen möchte. Nicht zu vergessen, dass der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht...

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Sehr intensiv und berührend

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Der Klappentext fasst den Roman sehr gut zusammen. Grossman erzählt die Geschichte einer über Generationen traumatisierten Familie, die, wie man im Nachwort erfährt, auf wahren Begebenheiten beruht.

Drei ...

Der Klappentext fasst den Roman sehr gut zusammen. Grossman erzählt die Geschichte einer über Generationen traumatisierten Familie, die, wie man im Nachwort erfährt, auf wahren Begebenheiten beruht.

Drei Frauen und ein Mann: Vera, 90 Jahre, ihre Tochter Nina, um die 60 Jahre sowie Gili, 39 Jahre und Gilis Vater Rafael fahren gemeinsam nach Kroatien auf die Insel Goli Otok. Hier musste Vera fast 3 Jahre lang in einem jugoslawischen Straf- und Umerziehungslager Titos verbringen. Ihr Mann Milos hatte sich noch in Haft erhängt. In dieser Zeit verblieb ihre gemeinsame Tochter, die damals 6 jährige Nina ohne ihre Eltern. Obwohl dies nun alles schon sehr lange her ist, wird die „Familie bereits über drei Generationen vergiftet“, geprägt und traumatisiert von der Diktatur und dem Krieg. Was damals genau geschah und welche Spuren dies hinterließ, davon erzählt dieser Roman. Handlungsorte sind schwerpunktmäßig Jugoslawien vor, während und nach dem 2. Weltkrieg, insbesondere das Umerziehungslager Goli Otok sowie ein Kibbuz in Israel.

Die Geschichte nahm mich sehr gefangen, entwickelte einen starken Lesesog und schuf ein beeindruckend intensives Leseerlebnis, aufwühlend, berührend und ins Innerste gehend. Schon auf den ersten Seiten kamen mir die Tränen. Angesichts des beschriebenen Leids wurde ich zu tiefem Mitgefühl angeregt, jedoch nie herunter gezogen. Es las sich zwar traurig und schmerzhaft, aber auch ein wenig schräg und humoristisch, so dass ich oft schmunzeln und auch lachen musste. Zudem beeindruckten mich diese starken Figuren sehr.

Die seelisch sehr tief gezeichneten Figuren kamen mir sehr nahe, als Leserin war ich sehr dicht an ihnen dran, obwohl man alles aus Gilis Perspektive erfährt. In den Zeiten wird immer wieder gewechselt, manchmal muss man auch sehr genau aufpassen, um zu bemerken, wessen Innenleben gerade eingefangen wird.

Rafael und Gili sind Filmemacher, daher lag es nahe, dass sie alles von ihrer Fahrt nach Goli Otok aufzeichnen, insbesondere die Gespräche miteinander. Gili fungiert zusätzlich noch als „Scriptgirl“, so dass man auch als Leser
in klare filmische Sequenzen vor Augen hat.

Bei Vera, der außergewöhnlich charismatischen, starken, tätigen und sehr hilfsbereiten Frau laufen alle Fäden zusammen. Sie wurde in einer ungarisch-jüdischen Familie geboren und heiratete den Serben Milos. Eine damals sehr ungewöhnliche, nicht allseits akzeptierte Verbindung, aber die Liebe zwischen den beiden schien ungewöhnlich stark.

Ihre Tochter Nina ist hingegen kaum greifbar, unnahbar, stets auf der Flucht, „sie ist da und zugleich abwesend“, „sowohl das verirrte als auch das schwarze Schaf“ der Familie.

Gili, die Erzählerin, steht kurz vor der Trennung, da sich ihr Lebensgefährte ein Kind wünscht. In Bezug auf ihre Mutter ist Gili sehr verbittert, wütend und böse, weil sie so früh von ihr verlassen wurde. Im Verlauf der Reise erfährt und sieht sie jedoch sehr viel und langsam verändert sich ihre Perspektive.

Die Geschichte dieser „verkappten“ Familie mit ihren starken Persönlichkeiten wird hier äußerst eindrücklich und psychologisch tief erzählt. Dabei wird die Geschichte der Juden gestreift, die Geschichte des Balkans, Krieg, Faschismus und Kommunismus. Es geht um Verlust, Verrat, Verlassenwerden, Mutterschaft, Liebe zum Kind, Liebe zum Mann und zur Frau. Und vor allem geht es um die Entstehung von Traumata, deren Langzeitfolgen, die Weitergabe an die folgenden Generationen sowie die versuchte Heilung.

Eines meiner Lesehighlights des Jahres!

Veröffentlicht am 12.02.2021

Zurück zum Trauma

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Die vitale und allseits beliebte Jüdin Vera feiert ihren 90. Geburtstag in einem Kibbuz – ihre zweite Heimat seit den 1950er-Jahren nach dem ehemaligen Jugoslawien. Auch ihre Tochter Nina ist vom Polarkreis ...

Die vitale und allseits beliebte Jüdin Vera feiert ihren 90. Geburtstag in einem Kibbuz – ihre zweite Heimat seit den 1950er-Jahren nach dem ehemaligen Jugoslawien. Auch ihre Tochter Nina ist vom Polarkreis angereist, der Kontakt zur Mutter ist lose. Und auch Nina hat wiederum zu ihrer Tochter Gili keinen Draht und sie als kleines Mädchen bei ihrem Vater zurückgelassen, um immer weiter vor ihren Dämonen davonzulaufen und ihre selbstverletzende Sexualität auszuleben. In der Familie betäubt das Ungesagte, innere Kämpfe schwelen in den Frauen, ein Trauma setzt sich in den Seelen bereits seit drei Generationen fort, die unterdrückten Gefühle sind explosiv. Es hat mit Veras Vergangenheit zu tun – 19 Monate war sie in Titos Gulag und Gefangenenlager auf der Insel Goli Otok inhaftiert und unsäglichen Folterungen ausgesetzt (ihre Schilderungen werden im Roman in anderer Typographie notiert). Ihre Tochter Nina hat sie damals als 6jährige einer ungewissen Lage sich selbst überlassen. Zuvor hat ihre große Liebe und Ideologie-Partner Miloš im Gefängnis Selbstmord begangen, angeschuldigt als Stalinist.

Nina und Gili fühlen sich selbst als Gefangene, metaphorisch gesehen auf Goli Otok eingesperrt. Sie beschließen den Ort zu besuchen und einen Erinnerungsfilm über Veras Heimat und Haft zu drehen – zudem Nina auch an Demenz erkrankt ist und sich eine Art "Rede an sich selbst" festhalten will. Ninas Mann und zugleich Gilis Vater Rafi kommt mit – Gili ist die Erzählerin des Romans und gleichzeitig das Script Girl des Films, aus ihrer wechselnden Perspektive erfährt der Leser alles zur Reise und zu den Personen. Das ist sehr vielschichtig, denn je nach Kameraeinstellung oder Gefühlslage wechseln diese Erzählperspektiven in andere Ebenen. Gili versucht sich mit Sarkasmus ihrer Wut auf die abwesende Mutter Luft zu verschaffen, die Dialoge sind hitzig. Nina versucht sich zu erklären, während Rafi mit seiner unerschöpflichen Liebe zu ihr (die Nina nicht erwidern kann, aber braucht) eher im Hintergrund hält und Vera kommt auf der Reise nach Kroatien so richtig in Erzählstimmung und lässt all ihren Erinnerungen freien Lauf.

Der Film-Trip wird aber auch eine tiefenpsychologische Rückblende zu einem schmerzhaften Trauma - ein Verrat, der alle Frauen überschattet und belastet. Es hat mit Veras Inhaftierung nach Goli Otok und ihrer Liebe zu Miloš zu tun.

Mit großartigen, ergreifenden Sprachbildern und messerscharfen Dialogen hat der vielfach preisgekrönte israelische Schriftsteller David Grossman das Innenleben der drei Frauen zesiert und sich dem wichtigen Thema Transgenerationale Traumatisierung angenommen. Vergangenheit und Gegenwart schieben sich in dem Roman immer wieder übereinander. Basierend auf der wahren Geschichte der kroatischen Kommunistin Eva Panić-Nahir hat sich Grossman hier aber fiktive Erzählerfreiheit genommen, die an manchen Stellen arg ausgereizt wird. Und das ist bei dem außergewöhnlichen Roman auch die einzige Schwachstelle – an manchen Stellen wirken Szenerie und Dramaturgie zu überspitzt und grotesk überzogen, das hätte das Thema nicht gebraucht. Die Frauen sind bei ihrem Kampf nach Liebe und Verständnis teilweise zu sehr in Extremen gefangen und der Tiefgang geht dabei manchmal verloren. Das spürt man besonders in den leisen Momenten, wenn man den Protagonisten seelisch sehr nahe kommt.

Trotzdem: Präzise übersetzt von Anne Birkenhauer wühlt dieses eindringliche Kammerspiel auf und wirkt lange nach – ideale Vorlage zum Verfilmen oder fürs Theater.

„Sie befiehlt ihm, die Kamera anzustellen, und er gehorcht. Ihre Finger zittern. Was tu ich ihr hier an. Wenn sie erkennen würde, was sie getan hat, würde sie auf der Stelle zu einem Häufchen Staub zerfallen.“

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Späte Aufklärung

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David Grossman präsentiert uns die Geschichte einer Patchwork-Familie, die gekennzeichnet ist von Disharmonie. Der Leser spürt gegenseitige Abneigungen, die er zunächst nicht einordnen kann. Irgendwie ...

David Grossman präsentiert uns die Geschichte einer Patchwork-Familie, die gekennzeichnet ist von Disharmonie. Der Leser spürt gegenseitige Abneigungen, die er zunächst nicht einordnen kann. Irgendwie muss etwas in der Vergangenheit vorgefallen sein, das bis heute nachwirkt. Die drei Hauptfiguren - Vera, ihre Tochter Nina und ihre Enkelin Gili - gehen nach Vera’s 90sten Geburtstag die Ergründung des fehlenden Familienglücks an. Dazu möchte Gili einen Film drehen. Während einer Reise nach Goli Otok, das ist eine frühere Gefängnisinsel in Kroatien, soll Vera‘s Lebensgeschichte einmal komplett festgehalten werden. Ahnungen sollen Gewissheit werden.

Die hier im Vordergrund stehenden Frauen nehmen den Leser mit in die Zeit Titos. Ein in Details weniger bekanntes, dennoch grausames Kapitel der europäischen Geschichte wird hier näher beleuchtet. Der Roman hat mir ein besseres Bewusstsein diesbezüglich verschafft. Ich bin jeweils sehr angetan, wenn man auf Basis einer Freizeitlektüre ganz nebenbei, ohne Mehraufwand noch etwas lernt.

Dabei konnte ich mich in jede der Frauen hineinversetzen, ihre Reaktionen nachvollziehen. Dadurch habe ich die Figuren als sympathisch eingestuft, auch wenn sie teilweise ein ruppiges Verhalten an den Tag gelegt haben. Am liebsten mochte ich Gili, weil sie die gemeinsame Reise forciert hatte.

Ganz toll ist die überaus feinsinnige Sprache Grossman‘s. Sein Sprachgebrauch passt sich der jeweiligen Stimmung der sprechenden/denkenden Protagonistin an. Eine wütende Protagonistin fällt durch provokante bzw. harte Wortwahl auf, ist sie ängstlich wird auch die Sprache vorsichtiger. Von daher war es leicht für mich, mitzufühlen. Besonders gut gefallen hat mir die sprachliche Aufbereitung von Vera‘s Ivrith. Der Transfer ihres Sprachgebrauchs - dass sie auch nach vielen Jahren noch spricht, wie frisch eingewandert - ins Deutsche ist für mich mehr als gelungen.

Insgesamt ein lesenswerter Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht. Wenn ich streng urteile, war mir das Ende eigentlich zu positiv geknüpft. Nach all den Schrecken habe ich mich dennoch darüber gefreut.

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