Cover-Bild Die vergessene Heimat
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  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 21.09.2020
  • ISBN: 9783442491001
Deana Zinßmeister

Die vergessene Heimat

Roman nach einer wahren Geschichte
Die Geschichte von der Flucht ihrer Eltern aus der DDR kennt Britta Hofmeister seit Kindesbeinen. Sie selbst kam in der Bundesrepublik zur Welt, wuchs mit ihren Geschwistern behütet auf und hatte nie Grund, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Bis ihr Vater an Demenz erkrankt. Zunehmend verwirrt, beginnt er, von früher zu erzählen. Und bald wird klar: Was bei der Flucht 1961 wirklich geschah, hat er jahrzehntelang verschwiegen. Nun kommt die dramatische Wahrheit ans Licht und stellt die Familie vor eine Zerreißprobe …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2020

Wenn die Vergangenheit wieder an die Oberfläche drängt

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Dass ihre Eltern ursprünglich aus der DDR stammen und vor Jahrzehnten über die Grenze in die BRD geflohen sind, weiß Britta Hofmeister, Anfang 50, seit ihrer Kindheit. Doch bisher kannte die Kochbuchautorin ...

Dass ihre Eltern ursprünglich aus der DDR stammen und vor Jahrzehnten über die Grenze in die BRD geflohen sind, weiß Britta Hofmeister, Anfang 50, seit ihrer Kindheit. Doch bisher kannte die Kochbuchautorin keine Details. Nun jedoch ist ihr Vater Ernst (79) an Demenz erkrankt und fängt in seiner Verwirrung damit an, seiner Tochter die dramatischen Umstände der Flucht im August 1961 zu erzählen.

„Die vergessene Heimat“ ist ein Roman von Deana Zinßmeister, der auf der persönlichen Familiengeschichte der Autorin basiert.

Meine Meinung:
Der Roman beinhaltet 74 kurze Kapitel und beginnt mit einem Prolog. Erzählt wird einerseits im Präsens aus der Sicht von Britta in der Ich-Perspektive. Dabei umfasst die Handlung die Zeit von Dezember 2013 bis Januar 2016. Andererseits gibt es einen zweiten Erzählstrang, der aus der Sicht von Leni und Ernst geschrieben ist und im Jahr 1961 spielt. Zeitangaben am Anfang der Kapitel machen die Orientierung leicht. Der Aufbau ist übersichtlich und gut durchdacht.

Der Schreibstil ist schnörkellos, wenig bildhaft und von einer einfachen Syntax geprägt. Manche Dialoge und Passagen wirken etwas hölzern. Das überrascht insofern, dass ich von früheren Werken der Autorin anderes gewohnt bin. Das Korrektorat hat zudem in der Erstausgabe noch einige Fehler übersehen. Dennoch lässt sich die Geschichte leicht lesen.

Im Vordergrund des Romans steht das Paar Leni und Ernst, die der Leser in beiden Erzählsträngen begleitet. Vor allem in den Kapiteln aus dem Jahr 1961 machen sie einen sympathischen Eindruck. Auch die übrigen Charaktere wie Britta und ihre Geschwister erscheinen authentisch und realitätsnah. Leider bleiben viele der Nebenfiguren recht blass, was womöglich auch daran liegt, dass die Autorin aus Rücksicht gegenüber ihrer Familie etlichen Personen keine Namen gegeben hat.

Besonders gereizt hat mich am Roman, dass darin eine wahre Begebenheit literarisch verarbeitet ist. Zwar hat die Autorin einige Kleinigkeiten geändert, zum Beispiel die Namen der Protagonisten, aber im Großen und Ganzen tatsächliche Geschehnisse geschildert, wie aus dem interessanten Nachwort zu erfahren ist. Dem Buch ist anzumerken, dass die Schriftstellerin zudem eine fundierte Recherche betrieben hat.

Einerseits geht es um die Flucht ihrer Eltern und anderer Verwandten aus der DDR. Die Kapitel über die Planung der Flucht und die weiteren Ereignisse im Jahr 1961 sind fesselnd und kurzweilig. Dabei ist der Roman nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Man erfährt nämlich während des Lesens wissenswerte Fakten zur deutsch-deutschen Vergangenheit. Andererseits handelt der Roman von der fortschreitenden Demenzerkrankung des Vaters und davon, wie die Familie damit umgeht. Bedauerlicherweise ist das Buch in diesem Erzählstrang besonders in der ersten Hälfte deutlich langatmiger.

Das Cover gefällt mir optisch sehr gut. Der Titel erschließt sich mir jedoch unglücklicherweise überhaupt nicht, zumal die Eltern ihre Heimat nie vergessen haben, wie die Autorin selbst in der Danksagung betont.

Mein Fazit:
Auch wenn mich „Die vergessene Heimat“ von Deana Zinßmeister nicht in Gänze überzeugen konnte, hat mir der lesenswerte Roman unterhaltsame Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 21.11.2020

deutsch-deutsche Geschichte

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Deana Zinßmeister hat in diesem Buch ihre eigene Familiengeschichte aufgearbeitet. Der Erzählstil ist angenehm und fesselnd, die Charaktere sind gut ausgearbeitet.

Durch die Demenzerkrankung des Vaters ...

Deana Zinßmeister hat in diesem Buch ihre eigene Familiengeschichte aufgearbeitet. Der Erzählstil ist angenehm und fesselnd, die Charaktere sind gut ausgearbeitet.

Durch die Demenzerkrankung des Vaters (2014) kommen Fakten aus der Vergangenheit hoch, die in der Familie weitestgehend unbesprochen waren, vornehmlich geht es hierbei um die Flucht der Eltern aus der DDR 1961. Das Demenzkranke vieles aus der Vergangenheit gut erinnern und plötzlich zu Tage fördern ist nichts Ungewöhnliches, hier führte es dazu, dass sich die Familie mit der Vergangenheit auseinandersetzte.
Es gibt zwei Handlungsstränge, die abwechselnd erzählt werden: ein Teil berichtet über die Vorbereitung der Flucht und deren Ausführung, der anderen Teil, der viel Raum einnimmt, berichtet über die Demenzerkrankung des Vaters und wie die Betroffenen damit umgehen. Durch die kurzen Kapitel und die eingängige Sprache lässt sich das Buch gut lesen und man kommt gut voran. Besonders der historische Anteil war sehr spannend und hat mir gut gefallen. Auch die Beschreibung des Lebens in der DDR, sowie hinterher als Neuankömmlinge in der BRD war informativ. Die Auswirkungen der Demenzerkrankungen und der Umgang mit dem Vater nahm beträchtlichen Raum ein. Aufgrund eigener Erfahrungen in meiner Familie fand ich diesen Teil auch interessant und gut gemacht. Beide Handlungsstränge sind sehr realistisch, es ist der Autorin gut gelungen, ihre Familiengeschichte für Dritte interessant zu erzählen.
Zwei kleine Kritikpunkte gab es: Aus dem Klappentext geht nicht hervor, dass die Demenzerkrankung und die damit einhergehenden Probleme so stark thematisiert werden. Mir gefiel es, aber es könnte für andere Leser besser deklariert sein, da es nicht unbedingt zu erwarten war. Zum Schutz der Angehörigen hat die Autorin teils auf Nennung von Namen Familienangehöriger verzichtet und sie mit dem Verwandtschaftsgrad deklariert, dies kann den Lesefluss stören.
Eine sehr persönliche, spannende Geschichte zu zwei wichtigen Themen, die gut informiert und unterhält, ich kann die Lektüre empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Traumatische Vergangenheit deutsch-deutscher Geschichte

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Erst durch die sich verschlimmernde Demenz ihres Vaters kommen Details der Familiengeschichte, die Flucht der Eltern aus der DDR in die BRD ans Licht, die bisher verschwiegen wurden.
Das Buch liest sich ...

Erst durch die sich verschlimmernde Demenz ihres Vaters kommen Details der Familiengeschichte, die Flucht der Eltern aus der DDR in die BRD ans Licht, die bisher verschwiegen wurden.
Das Buch liest sich sehr angenehm flüssig und hat mich bereits ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Ich war sofort "in der Geschichte" und habe mit den Personen gefiebert und gelitten.
Sehr eindringlich schildert die Autorin den Druck und die psychischen Auswirkungen bei den Überlegungen bzw. der Vorbereitung der Flucht. Die Dünnhäutigkeit die fast in paranoiden Zügen (wem kann ich noch trauen) endet, wird sehr anschaulich dargestellt. Im Vergleich dazu wirkt der Teil nach Ankunft in der BRD eher bescheiden.
Meiner Meinung nach liegt der Schwerpunkt des Buches allerdings auch eher auf der Thematik Demenz als auf der Flucht. Die schleichende Entwicklung, das Nicht-wahr-haben–wollen der Erkrankung, die Hilflosigkeit und Überforderung sind sehr authentisch wiedergegeben. Diese Erfahrungsberichte und Ratschläge (z.B. zur Selbsthilfegruppe) empfinde ich als sehr wertvolle Hinweise für Betroffene.
Ein gelungenes Buch! Leider 1 Stern Abzug für den mich irreführenden Klappentext zur Inhaltswichtung.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Aufarbeitung der Familiengeschichte

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Ich liebe historische Romane, meistens lese ich allerdings welche, die den zweiten Weltkrieg thematisieren. Obwohl ich auch über die DDR schon einiges gehört und gesehen habe, insbesondere Fluchtgeschichten, ...

Ich liebe historische Romane, meistens lese ich allerdings welche, die den zweiten Weltkrieg thematisieren. Obwohl ich auch über die DDR schon einiges gehört und gesehen habe, insbesondere Fluchtgeschichten, weiß ich darüber noch immer zu wenig. Deswegen war ich auf dieses Buch sehr gespannt. Das minimalistische Cover in herbstlichen Farben passt perfekt zum Klappentext und gibt dem Roman ein hochwertiges Aussehen.

„Die vergessene Heimat“ erzählt zwei Geschichten.
1961 bereitet sich eine Gruppe von Menschen auf ihre Flucht aus der DDR vor während im Jahr 2014 Brittas Vater an Demenz erkrankt.

Obwohl die Demenz von Brittas Vater auf dem Klappentext bereits angesprochen wird, war ich nicht darauf vorbereitet, wie viel Platz diese Handlung einnehmen wird. Die Erkrankung ist der zentrale Punkt des Erzählstrangs in der Gegenwart. Wir begleiten die Familie vom ersten Schock über die Zeit der Akzeptanz bis hin zur Selbsthilfegruppen. Ich lese nicht so gerne über Krankheiten, weil ich mir dabei immer vorstelle, wie es wäre, wenn ich selbst damit konfrontiert wäre und diesen Gedanken finde ich beängstigend. Gerade gegen Ende war dieser Teil des Romans wirklich harte Kost uns sehr traurig.

Wesentlich lieber habe ich die Handlung in der Vergangenheit gelesen. Ich fand es auf jeden Fall interessant, mehr über die ersten Tage des Mauerbau zu erfahren. Einige Details waren neu für mich, zum Beispiel habe ich aus diesem Buch gelernt, dass die Stasi Flüchtlinge teilweise bis in die BRD verfolgt hat. Auch die Bespitzelungen durch Nachbarn und Kollegen finde ich immer wieder schockierend. Die Vorstellung, dass man sich zweimal überlegt, was man in einem Laden kauft, damit niemand die falsche Schlüsse zieht ist unvorstellbar. Mein persönliches Highlight war die Zeit unmittelbar nach der Flucht, da ich hier wirklich etwas Neues lernen konnte. Alle bisherigen Fluchtgeschichten, die ich gelesen / gesehen habe, endeten mit der erfolgreichen Flucht und der Hoffnung auf ein besseres Leben. Durch diesen Roman habe ich zum ersten Mal über den schwierigen und zum Teil langwierigen Prozess erfahren, den die Geflüchteten durchlaufen mussten. Extrem schockierend auch die Vorstellung, dass es Menschen gab, die in einem Dauerlager leben mussten. Hier muss ich auf jeden Fall noch einmal ansetzen und mehr darüber erfahren.

„Die zweite Heimat“ basiert auf der Familiengeschichte der Autorin. Deana Zinßmeister verarbeitet mit diesem Roman die Erkrankung ihres Vaters und geht zurück zu den Wurzeln ihrer Familie. Da die Geschichte auf wahren Ereignissen beruht habe ich ein schlechtes Gewissen, Kritik zu äußern und würde das Buch lieber mit 5 Sternen bewerten.
Es ist nur so, dass das Konzept des Romans für mich nicht funktioniert hat. Deana Zinßmeister schreibt bereits im Vorwort, dass aus Respekt der Familienmitglieder einige Personen namenlos bleiben. Es geht mir hier nicht um Voyeurismus, mir ist es grundsätzlich völlig egal, wie die Menschen hießen, ich hätte es schöner gefunden, wenn die Charaktere fiktive Namen bekommen hätten. Es liest sich einfach merkwürdig, wenn immer von „die jüngere Schwägerin sagt dies“, „der ältere Bruder macht das“, „der Ehemann“, „die Kinder“ die Rede ist. Dies schafft Distanz zur Geschichte, die Personen bleiben gesichtslose Schatten, zu denen ich keinen Bezug hatte.
Insgesamt hatte ich nie das Gefühl, wirklich mitten dabei zu sein sondern eher so, als wenn mir jemand etwas erklärt und ich höre zu.
„Die vergessene Heimat“ war anders als erwartet, regt aber auf jeden Fall an, sich mehr mit dem Thema DDR und Flucht zu befassen.

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