Willow und Tom- Ein einfach nur wunderbarer, sehr berührender Roman, der unter die Haut geht.
Willow Longville lebt mit ihrer demenzkranken Mutter Lynnie, im beschaulichen englischen Örtchen Budbury. Sie liebt ihren Heimatort, aber vor allem, die liebenswürdigen Nachbarn und Freunde, die ihr auch ...
Willow Longville lebt mit ihrer demenzkranken Mutter Lynnie, im beschaulichen englischen Örtchen Budbury. Sie liebt ihren Heimatort, aber vor allem, die liebenswürdigen Nachbarn und Freunde, die ihr auch in schwierigen Zeiten stets helfend unter die Arme greifen. Obwohl Willow als quirliges, humorvolles Mädchen bekannt ist, verlangt ihr die Sorge um Lynnie einiges ab. Doch Willow und ihre Mutter haben es gelernt, von Tag zu Tag zu leben. Denn manchmal ist Lynnie auch ganz die alte und an Tagen, wenn es ihr schlecht geht, nimmt sie ihr Notizblock in die Hand, in dem sämtliche Lebensverbindungen aufgeschrieben stehen und versucht, ihre verwirrten Gedankengänge wieder auf Spur zu bringen, was sogar ab und an gelingt. Dennoch wäre Willow insgeheim froh über die Unterstützung ihrer Geschwister. Doch diese leben weit verstreut, teils in anderen Ländern und sie zögert, diese zu informieren. Denn sie will ihnen nicht auch die Freiheit nehmen. Zudem fürchtet sie, dass ihre Geschwister womöglich unangemessen auf den Gesundheitszustand ihrer Mutter reagieren könnten.
Als das Haus auf dem Hügel, ein gruseliges altes, leer stehendes Herrenhaus, das einst als Kinderheim betrieben wurde, von einem jungen Mann gekauft wird, der das Gebäude renovieren möchte, ahnt Willow noch nicht, dass es sich hier keinesfalls um einen Fremden handelt. Einst war Tom ein Bewohner des Hauses und hatte das Pech, der kleinen Willow zu begegnen, die dachte, sie habe einen ruhelosen Geist vor sich und ihm schreiend die Tür vor der Nase zuschlug.
Mittlerweile ist Tom zu einem attraktiven Mann herangewachsen und als Willow, die eine Reinigungsfirma hat und im Haus putzen soll, auf ihn trifft, stimmt sogleich die Chemie zwischen ihnen. Tom ist zwar ein hochintelligenter Nerd, doch er hat Humor und liebt die gleichen TV Serien wie Willow. Doch Willow traut sich nicht, von einer möglichen Liebesbeziehung zu träumen. Denn ihre Mutter hat Vorrang…
Vor einiger Zeit las ist die ersten beiden Teile der „Comfort Food Cafe“ Reihe, „Weihnachten mit dir“ und „Frühstück mit Meerblick“, die mich ziemlich begeistert haben. Zwar handelt es sich hier um leichte Unterhaltungslektüre, die Wohlfühlatmosphäre verströmen soll, doch ist es Debbie Johnson zu meiner großen Freude dennoch gelungen, thematisch für eine gewisse Tiefe zu sorgen. Als ich daher jüngst auf den vierten Teil der Reihe im Buchladen stieß in dem Willows Story erzählt wird, wurde ich daher neugierig, kaufte mir das Buch kurzerhand und habe es auch nicht bereut. Übrigens braucht man nicht alle Teile der Reihe zu kennen, wenn man zu diesem Roman greift, denn die Autorin versäumt es nicht, sämtliche Haupt- und Nebenfiguren aus Vorgängerbänden erneut vorzustellen, ihre Verbindungen untereinander zu erläutern, so dass man stets im Bilde ist.
Mit Willow hat Debbie Johnson eine sehr sympathische, charismatische Romanheldin geschaffen, die man einfach auf Anhieb in sein Leserherz schließt. Da der Roman aus Willows Sicht, in Ich- Form geschildert wird, lernt man Willow, die einen tollen Humor hat, sehr gut kennen und kann sich gut in die Hauptfigur dieses Romans hineinversetzen. Aber was ich noch wichtiger fand, Lynnies Krankheit ist hier nicht nur Nebensache, die Autorin zeigt ganz genau auf, mit welchen Sorgen und Schwierigkeiten Patienten und auch Angehörige zu kämpfen haben, wie sehr man gefühlsmäßig leidet und das Freunde und Leid an manchen Tagen nah beieinander liegen. Auch das Rätsel um Willows eigenwillige Haarfarbe wird in diesem Roman gelöst. Die Auflösung hat mir sogar ein paar Tränen entlockt, überhaupt habe ich beim Lesen dieses Buches viel weinen müssen.
Trotz des Themas ist der Unterton des Romans hoffnungsvoll und heiter, Mut machend und ich war sehr berührt von dieser tollen, unter die Haut gehenden Geschichte, die sich auch gut als Verfilmung machen würde. Was mir ebenfalls gut gefallen hat, mit Tom hat die Autorin ihrer Romanheldin einen Romanhelden an die Seite gestellt, der gottlob kein grober Klotz ist, sondern sehr einfühlsam auf Willow eingeht. So entwickelt sich eine bittersüße Romanze, die aber nicht nur nebenbei abgehandelt wird, sondern ebenfalls ein wichtiger Bestandteil in dieser Geschichte darstellt. Fans von heißen Liebesszenen sollten aber gewarnt sein, dass alles, was sich hinter der Schlafzimmertür abspielt, der Phantasie des Lesers überlassen bleibt.
Ich fand das völlig okay, denn auch so kann „Veranda zum Meer“ für ausreichend Romantik sorgen. Die Autorin legt die Messlatte bezüglich sogenannter Hygge-Lektüre sehr hoch, denn sie zeigt, dass ein Wohlfühlroman auch mit Tiefgang und spannenden Charakteren überzeugen kann, statt mit Backrezepten oder malerischen Urlaubsregionen allein, Leser gewinnen zu wollen. Letzteres habe ich mittlerweile nämlich ziemlich über, denn was nützen die tollsten Rezepte, wenn die Story substanzlos und austauschbar bleibt?
Kurz gefasst: Willow und Tom- Ein einfach nur wunderbarer, sehr berührender Roman, der unter die Haut geht.
Comfort Food Café Reihe:
1. Teil: Weihnachten mit dir
2. Teil: Frühstück mit Meerblick
3. Teil: Schlittschuh und Mandelduft
4. Teil: Veranda mit Meerblick
5. Teil: Cafeglück am Meer
6. Teil: Weihnachten mit Zimt und Happy End (09/21)