Cover-Bild Zeit der Schuld
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 688
  • Ersterscheinung: 01.03.2023
  • ISBN: 9783896677075
Deepti Kapoor

Zeit der Schuld

Astrid Finke (Übersetzer)

Geboren in einem kleinen Dorf im nördlichen Indien wird Ajay als Kind seiner Familie entrissen und an ein kinderloses Ehepaar verkauft. Von früh bis spät arbeitet er in der Landwirtschaft des Ehepaars, er lernt lesen und schreiben, lernt zu beobachten – und er lernt zu dienen.

Als sein Dienstherr stirbt, findet Ajay Arbeit in einem Café – und dort macht er eine schicksalsweisende Bekanntschaft: Sunny Wadia, Abkömmling des einflussreichen Wadia-Clans, verbringt dort mit seinen Freunden das Wochenende.

Ajay wird Sunnys rechte Hand und nicht nur in die politischen Machenschaften der Wadias, sondern auch in die verbotene Liebesbeziehung zwischen Sunny und der Journalistin Neda hineingezogen. Er würde für Sunny alles tun - ohne zu ahnen, dass sein größter Loyalitätsbeweis Sunny, Neda und ihn selbst in eine Spirale der Gewalt verstricken wird ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2023

Anrührend, schockierend, beeindruckend. Lesen!

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Deepti Kapoors „Zeit der Schuld“ ist der erste Band einer geplanten Trilogie und startet mit einem Paukenschlag, wobei die Autorin sich nicht mit einleitenden Beschreibungen oder Floskeln aufhält, sondern ...

Deepti Kapoors „Zeit der Schuld“ ist der erste Band einer geplanten Trilogie und startet mit einem Paukenschlag, wobei die Autorin sich nicht mit einleitenden Beschreibungen oder Floskeln aufhält, sondern uns schon mit den ersten Sätzen in einen Roman hineinwirft, der uns hinter die Fassaden eines vom Kastensystem geprägten Landes blicken lässt, in dem jeder einzelne schon von Geburt an seinen Platz in der Hierarchie zugewiesen bekommt. Ein Land, in dem Herkunft noch immer mehr zählt als Leistung, in dem korruptes Verhalten quasi zum guten Ton gehört, Moral ein Fremdwort ist.

Wir sehen die dunklen Seiten einer Nation der Extreme. Auf der einen Seite diejenigen, die das Sagen haben und sich ihren Wohlstand selten auf ehrliche Weise verdient haben, auf der anderen Seite diejenigen, die deren Befehle ohne Widerspruch ausführen. Und dann ist da noch die bettelarme Mehrheit, die unter untragbaren Bedingungen ihr Leben fristet. Sichtbar für alle, aber diejenigen, die die Möglichkeiten und die Mittel hätten, die Zustände zum Besseren zu verändern, sind in erster Linie mit sich selbst beschäftigt.

So auch die drei Protagonisten, die wir in diesem Roman begleiten. Alle sind auf der Suche nach ihrem wahren Ich: Ajay, der vom Aufstieg träumt, eines Tages als reicher Mann in sein Dorf zurückkehren will. Er wurde als Kind nach dem Tod des Vaters wie ein Stück Vieh in die Berge verkauft, wo er für seinen Lebensunterhalt schwer schuften musste. Als sein Besitzer stirbt, schlägt er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, bis er eines Tages auf Sunny Wadia trifft, ein typischer Playboy, der seine Tage mit ausufernden Partys verbringt, aber auch der Sohn eines skrupellosen Gangsterbosses aus Delhi. Sunny hat ambitionierte Pläne, sieht ein Leben als Philanthrop vor sich, der Gutes tun möchte. Aber das muss warten, bis er das Erbe seines Vaters antreten kann. Er nimmt Ajay mit in die Metropole, und dieser setzt alles daran ihm zu gefallen, unentbehrlich zu werden. Er ist Sunny absolut ergeben, dient sich hoch, gewinnt sein Vertrauen und wird dessen Leibwächter. Die Dritte im Bunde ist die aus einer Mittelschichtsfamilie stammende Neda, Journalistin und Sunnys Freundin, die die gesellschaftlichen Widersprüche zwar registriert, sich aber keine Gedanken über deren Ursachen macht. Alle drei haben ein idealisiertes Bild von sich und einer Zukunft vor Augen, die mit Sicherheit einer Überprüfung nicht standhalten wird.

Ein Gangsterepos und ein Familienroman, brutal und zärtlich gleichermaßen, der den Finger in eine seit Jahrhunderten schwärende Wunde legt. Die Art und Weise, in der Kapoor diese Geschichte erzählt ist brillant, geprägt von dem Prinzip des Show, don’t tell mit den kurzen, knappen Sätzen, die auf den Leser einprasseln. Dazu eine vielschichtige, düstere Handlung, die uns tief in die Abgründe des heutigen Indien mitnimmt, uns die dunklen Seiten einer Gesellschaft zeigt, die nichts mit den glamourösen Bollywood-Filmen gemeinsam hat. Anrührend, schockierend, beeindruckend. Lesen!

Veröffentlicht am 08.03.2023

Zeit der Schuld

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Der Roman ist in drei Teile unterteilt und jeder widmet sich einem der Protagonisten.
Ajay ist in absoluter Armut aufgewachsen, ohne vernünfte Bildung oder Perspektive. Seine Geschichte hat mich vom ersten ...

Der Roman ist in drei Teile unterteilt und jeder widmet sich einem der Protagonisten.
Ajay ist in absoluter Armut aufgewachsen, ohne vernünfte Bildung oder Perspektive. Seine Geschichte hat mich vom ersten Moment an emotional berührt und nicht mehr losgelassen. Ein Schicksal von vielen, ohne vernünftige Chance im Leben. Seine Entwicklung hat mich schwer beeindruckt und gezeigt, was man alles erreichen kann, wenn man nur will. Ob man dabei immer den richtigen Weg geht, ist dann wieder eine ganz andere Frage.

Neda war für mich zunächst nicht ganz so greifbar wie Ajay. Aber auch ihr Leben wird äußert packend erzählt und reißt einen über kurz oder lang mit. Ebenso ging es mir mit Sunny. Ein reicher Erbe, vermeintlich ohne Sorgen im Leben und dennoch ständig der Gunst seines erfolgreichen und skrupellosen Vaters ausgeliefert. Obwohl sein Leben, dem meinen so fern ist, in allen Belangen, konnte ich mich auch in ihn gut einfühlen und verstehen wieso er ist, wie er eben ist. Sunny Waida; Party, Drogen, Exzesse und tief dahinter so viel mehr.

Deepti Kapoor hat einen überwältigenden Roman geschaffen, der in vielerlei Hinsicht herzzerreißend, aber auch schockierend und überwältigend zugleich ist. Die Autorin hat eine direkte, manchmal fast schon brutale Ausdrucksweise und der Leser wird bei weitem nicht geschont. Ein aufrüttelnder Roman, den man so schnell nicht vergessen kann.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Wirkte lange nach

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Dieses Buch ist soviel mehr, als der Klappentext vermuten lässt. Es verbindet Ajays Erzählung über Aufstieg und Selbstfindung mit einer Familiensaga, einer unmöglichen Lovestory und einem Thriller zu einer ...

Dieses Buch ist soviel mehr, als der Klappentext vermuten lässt. Es verbindet Ajays Erzählung über Aufstieg und Selbstfindung mit einer Familiensaga, einer unmöglichen Lovestory und einem Thriller zu einer Geschichte voller Dramatik.

Erzählt wird „Zeit der Schuld“ durch drei Protagonisten – Ajay, Neda und Sunny – deren Erzählabschnitte inhaltlich aufeinander aufbauen und so die Ereignisse aus verschiedenen subjektiven Perspektiven beleuchten und ergänzen. Gut gefallen hat mir auch die glaubhafte Entwicklung der Charaktere, die sehr mit sich selbst hadern.

Getragen wird dies durch einen angenehmen Stil, der die Handlung zum einen subtil aber rasant vorantreibt, sodass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen mag. Daneben gibt die Autorin aber genug Raum für Beschreibungen der Gesellschaft Indiens oder der Natur, sodass sich die Szenerie quasi vor meinen Augen entfalten konnte. Das Lesen dieses Buches wirkte oft wie eine gute Netflix-Serie und konnte mich genauso fesseln. Trotz einiger kleiner Längen blieb ich bei der Stange.

Denn hier tun sich wahre Abgründe auf. Neben den dargestellten sozialen und politischen Problemen des modernen Indiens, das allzu oft mit Tradition und Brauchtum kollidiert, stellt gerade Sunnys Familie ein Paradebeispiel einer einflussreichen Familie dar, die sich aus Machtgier, Korruption und kriminellen Machenschafen nährt. Bei diesem Buch gibt es keine Gewinner – und genau das hat Zeit der Schuld an lange nach dem Lesen bei mir nachwirken lassen.

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