Cover-Bild Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin
(9)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 12.02.2021
  • ISBN: 9783832165451
Delphine de Vigan

Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin

Roman
Doris Heinemann (Übersetzer)

Mathilde lebt mit ihren drei Söhnen in einer kleinen Wohnung in Paris. Seit dem Tod ihres Mannes kümmert sie sich allein um sie und ist stolz auf das Resultat. Die Jungen sind selbstständig und kommen im Leben gut zu recht. Das kann Mathilde von sich nicht mehr behaupten. Bis vor einiger Zeit ist sie ihrer Arbeit mit großer Begeisterung nachgegangen. Doch seit Monaten verschlechtert sich ihre Arbeitssituation zusehends. Liegt es wirklich daran, dass sie ihrem Chef in einer Besprechung offen widersprochen hat? Wird sie deshalb von allen wichtigen Sitzungen ausgeschlossen? Und landen deshalb nur noch belanglose Aufgaben auf ihrem Tisch? Verzweifelt und mit den Kräften am Ende sucht sie eine Wahrsagerin auf. Die prophezeit ihr eine besondere Begegnung für den 20. Mai. Mathilde beginnt zu hoffen. Doch worauf? Auf das befreiende Gespräch mit ihrem Chef? Auf die Rückkehr ihrer alten Stärke? Oder auf die Begegnung mit einem ganz besonderen Mann? Der Tag der Prophezeiung bricht an …

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2022

Wichtiges Thema

0

"Sie hat geglaubt, sie könnte standhalten.
Sie hat geglaubt, sie könne es meistern.
Sie hat sich nach und nach und ohne es zu bemerken daran gewöhnt. Sie hat die vorherige Situation vergessen, sie hat ...

"Sie hat geglaubt, sie könnte standhalten.
Sie hat geglaubt, sie könne es meistern.
Sie hat sich nach und nach und ohne es zu bemerken daran gewöhnt. Sie hat die vorherige Situation vergessen, sie hat sogar vergessen, wie ihre Arbeit beschaffen war, sie hat schließlich vergessen, dass sie zehn Stunden am Tag arbeitete, ohne auch nur aufzublicken.
Sie hat nicht gewusst, dass die Dinge derart kippen können, ohne jede Umkehrmöglichkeit.“ (S. 44/45)

Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin
Delphine de Vigan,
aus dem Französischen von Doris Heinemann

Von Anfang an hatte Jaques Mathilda unter seine Fittiche genommen, er hatte dafür gesorgt, dass sie als leitende Angestellte eingestellt wurde. Er hatte Mathilde zu seiner engsten Mitarbeiterin gemacht, acht Jahre lang war sie seine ‚rechte Hand‘. Doch eines Tages hatte sie eine andere Meinung als er und beging den Fehler, diese vor anderen Mitarbeitern zu äussern.

Es geht um Mobbing, Ausgrenzung und emotionalen Missbrauch.

De Vigan zeigt hier ein wichtiges Thema auf. Mit ihrem typischen, leichten Schreibstil ist man sofort mitten in der Geschichte dabei und leidet mit der Protagonisten Mathilde.
Fazit: Ein wunderbarer Roman und eine absolute Leseempfehlung von mir, nicht nur für de Vigan-Fans. 4½ Sterne.

"Die anderen Fische haben leuchtende Farben, ihr Schuppenkleid wirkt glatt und weich, ihre Flossen sind unverletzt. Sie haben sich von ihr entfernt, das Wasser, in dem sie schwimmen, ist klarer, sauberer.
Mathilde hat ihre Farben verloren, ihr Körper ist durchscheinend geworden, sie treibt mit dem Bauch nach oben an der Oberfläche.“ (S. 160)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2021

Kreuzende Wege in Paris

0

Delphine de Vigan zeigt einen Zustand einer Frau in einer entscheidenden Zeit ihres Lebens. Mathilde war erfolgreich im Leben und Beruf, aber in letzter Zeit wird sie von ihrem Chef gemobbt und das ist ...

Delphine de Vigan zeigt einen Zustand einer Frau in einer entscheidenden Zeit ihres Lebens. Mathilde war erfolgreich im Leben und Beruf, aber in letzter Zeit wird sie von ihrem Chef gemobbt und das ist schwer auszuhalten. Das zeigt auch, wie wenig es braucht, um einen Menschen aus der Bahn zu werfen.

Am 20.Mai soll etwas entscheidendes passieren, so die Voraussage einer Wahrsagerin. Wir Leser folgen Mathilde durch diesen Tag. Zwischendurch gibt es aber auch Passagen mit Thibault, einem Rettungssanitäter, der gerade eine Trennung durchmacht. Man ist gespannt, ob und wann die beiden sich treffen werden. Zunächst kreuzen sich ihre Wege, ohne das sie einander begegnen.

Der gewählte Stil ist effektiv. Mathildes Emotionen werden spürbar. Sie ist alles andere als eine schwache Frau, kümmert sich auch um andere, aber gegen die immer perfideren Mobbingattacken kann sie sich nicht wehren.

Es ist ein intensives Buch mit einem brisanten Thema!

Veröffentlicht am 05.01.2021

Zwei miteinander verknüpfte Schicksale

0

Mathilde ist Witwe und zieht allein ihre drei Söhne groß. Schon seit Monaten hat sich eine Meinungsverschiedenheit mit ihrem Vorgesetzten immer weiter zugespitzt, so dass ihr an ihrem Arbeitsplatz das ...

Mathilde ist Witwe und zieht allein ihre drei Söhne groß. Schon seit Monaten hat sich eine Meinungsverschiedenheit mit ihrem Vorgesetzten immer weiter zugespitzt, so dass ihr an ihrem Arbeitsplatz das Leben zur Hölle gemacht wird. Auch Thibault ist momentan nicht glücklich. Seinen Traumjob als Chirurg musste er nach einem Unfall, der ihn mehrere Finger gekostet hat, aufgeben und daher ist er schon seit Jahren für einen ärztlichen Dienst in Paris tätig. Seine Beziehung ist unglücklich, seine Partnerin stets emotional auf Distanz. Und so beschließen beide am selben Tag, dass sich ihr Leben radikal ändern muss.

Delphine de Vigan versteht es, Geschichten über ganz normale Menschen zu erzählen – über ihre Schwächen, ihre Einsamkeit und ihren Alltag. Auch in „Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin“ ist ihr das gut gelungen. Bei dem Roman handelt es sich übrigens um eine Neuausgabe des bereits 2010 veröffentlichen Werkes im Taschenbuch. Erzählt wird die Handlung dieses einzigen entscheidenden Tages, wechselnd aus der Perspektive von Mathilde und Thibaut, die unweigerlich aufeinander zusteuern.

Beide Schicksale sind grandios dargestellt. An Mathildes Beispiel zeigt die Autorin auf, wie eine kleine Unstimmigkeit im Beruf zu wirklich furchtbarem Mobbing und einem Berufsleben auf dem Abstellgleis führen kann. Lange schweigt die alleinerziehende Frau, sucht die Schuld bei sich selbst und schämt sich aber auch dafür, dass sie sich so einfach hat ins Abseits drängen lassen. Angenehm ist ebenfalls, dass Thibault als der männliche Part in einer Beziehung verletzlich gezeigt wird und als derjenige, der sich mehr Liebe und Geborgenheit wünscht – er war mir von Beginn an sehr sympathisch.

Der Schluss des Romane lässt den Leser jedoch unzufrieden zurück. Ich persönlich hätte die Charaktere gerne noch etwas länger begleitet, denn so bleibt der Eindruck, die lange Einleitung zu einer Geschichte gelesen zu haben, die dann nicht zu Ende erzählt wird. Immerhin gelingt es Delphine de Vigan aber, dass ich mich noch lange frage, was wohl aus Mathilde und Thibault geworden ist. Und das ist doch auch etwas wert.

Fazit: Ein solides Werk der Autorin, aber nicht ihr bestes.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2022

Von jetzt auf gleich ist alles anders ...

0

Der Roman „Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin“ unterteilt sich in zwei Erzählstränge, die beide im Paris der Gegenwart stattfinden. Strang eins, definitiv der dominierende von beiden, befasst ...

Der Roman „Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin“ unterteilt sich in zwei Erzählstränge, die beide im Paris der Gegenwart stattfinden. Strang eins, definitiv der dominierende von beiden, befasst sich mit Mathilde, die ihren Mann vor einigen Jahren durch einen Autounfall verlor. Während sie dieses Ereignis verständlicherweise erst in ein tiefes Loch fallen ließ, hat sie es inzwischen geschafft, eine selbstbewusste und erfolgreiche alleinerziehende Mutter und Marketingassistentin eines großen Unternehmens zu werden. Sie vergöttert ihre Söhne, geht aber dennoch vollkommen auf in ihrer Arbeit an der Seite ihres Vorgesetzten Jacques. Jacques, dessen Launen und Marotten sie erträgt, ja sogar lernt darüber hinwegzusehen und gekonnt die Marketingbelange der Firma leitet. Doch dann wendet sich das Blatt von jetzt auf gleich und Mathilde scheint in Ungnade gefallen zu sein. Systematisch macht Jacques ihr das Leben zur Hölle, entzieht ihr Kompetenzen und schiebt sie aufs hinterste Abstellgleis. Sie ist vollkommen machtlos gegen dieses Spiel und beginnt allmählich die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren …

Zeitgleich im zweiten Strang verlässt der selbstständige auch in Paris tätige Arzt Thibauld seine Geliebte Lila, ein Schritt, der ihn fast in den Wahnsinn treibt. Immer wieder fragt er sich, warum er zu viel und sie zu wenig liebt. Warum sein Leben, das nur aus der Hetze von einem Hausbesuch zum nächsten zu bestehen scheint und so sinnlos geworden ist. Er versucht sein Dasein zu reflektieren und gerät immer mehr in einen Strudel, der ihn in die Tiefe saugt …

Ich gestehe, ich hatte am Anfang einige Schwierigkeiten in diese Geschichte zu finden und war noch bis Seite 70 versucht einfach abzubrechen. Doch dann nahm der Roman plötzlich an Fahrt auf. Hilflos muss man als Leser miterleben, wie Mathilde systematisch fertig gemacht wird, wie die seelische Grausamkeit ihr den Atem raubt und sie schließlich lähmt und unfähig macht zu agieren. Auch mit Thibauld konnte ich bis zu einem gewissen Grad mitfühlen und war mir bis zum Schluss sicher, dass das Schicksal diese beiden gepeinigten Seelen doch zusammenführen musste. Umso enttäuschter war ich, als ich das Ende des Buchs erreicht hatte. Das war’s dann also … ich fühle mich als Leser abgespeist und alleingelassen. Von mir gibt es deshalb für den spannenden Mittelteil drei von fünf Sternen. Die anderen beiden Sterne fallen oben genannten Gründen zum Opfer. Schade.