Das Leben ist eine Insel
Hans lebt mit seinen Eltern auf einer Insel - um ihn herum die Stille und Einsamkeit, die Schönheit von Flora und Fauna. Alles fühlt sich gut und richtig an, bis der Brief zur Einschulung diese wunderbare ...
Hans lebt mit seinen Eltern auf einer Insel - um ihn herum die Stille und Einsamkeit, die Schönheit von Flora und Fauna. Alles fühlt sich gut und richtig an, bis der Brief zur Einschulung diese wunderbare Welt in sich zusammen fallen lässt. Hans erlebt die gnadenlose Härte des Lebens außerhalb seiner Blase , denn er gehört einfach nirgendwo dazu. Er ist ein Alleingänger, ein Außenseiter und bekommt das immer und überall zu spüren. Der Wunsch nach seiner Insel wird geradezu übermächtig....
Das kleine Büchlein sieht auf den ersten Blick so unscheinbar, so harmlos aus und versteckt sich fast hinter seinem Cover, das beim Betrachten ein bisschen Inselromantik und Sehnsucht hervorruft. Doch schon nach wenigen Seiten ist klar, das hier ein sprachlich ausgefeilter Roman die Lesenden auf eine Reise mitnimmt, die nicht immer einfach ist und tiefe Spuren hinterlässt.
Hans steckt voller Einsamkeit, denn was Elternliebe, Fürsorge und Warmherzigkeit bedeuten, hat er nie kennengelernt. Es tut mir in der Seele weh zu lesen, wie überflüssig Hans in der Welt seiner Eltern ist und sich diese gleichmütige Kälte auf sein weiteres Leben überträgt und ihn dauerhaft begleitet. Die Handlung ist keinesfalls leichte Kost, sondern voller wehmütiger und trauriger Momente, die durch die Figur Hans fast schmerzhaft nachfühbar ausgelebt werden.
Der Autor ist ein Meister der metaphorischen Darstellung und erzeugt somit melancholische Stimmungsbilder, die eine Symbiose mit der Handlung eingehen. Die Leser:innen begleiten Hans auf seinem beschwerlichen Lebensweg und fühlen diese ungestillte Sehnsucht nach dem einzigen Halt, den er kennt - seine Insel.
Ähnlich wie die im Buch beschriebenen konzentrischen Kreise entfaltet dieses Buch erst nach und nach seine ganze Wucht, die in kleinen kreisenden Bewegungen die Lesenden regelrecht umgarnt. Ein leises Buch, das denn Stillen und Ungehörten in unserer Welt eine Stimme gibt. Denn oft begegnen wir sogenannten Außenseiter:innen, denen wir einen Stempel aufdrücken, aber nie ihre Lebens-/Leidensgeschichte hinterfragen, um sie besser zu verstehen.