Atemberaubende Jagd rund um den Bondensee
Die Bücherjäger von Dirk Husemann – ein historischer Roman
Konstanz zur Zeit des Konzils, 1417: Poggio Bracciolini ist ein Meister im Aufstöbern antiker Texte - ein Bücherjäger. In einem Bergkloster am ...
Die Bücherjäger von Dirk Husemann – ein historischer Roman
Konstanz zur Zeit des Konzils, 1417: Poggio Bracciolini ist ein Meister im Aufstöbern antiker Texte - ein Bücherjäger. In einem Bergkloster am Bodensee entdeckt er ein Buch, das an eine Kette gelegt ist. Doch kaum hat Poggio die ersten brisanten Zeilen entziffert, ist der Foliant verschwunden. Entschlossen nimmt der Bücherjäger die Verfolgung der Diebe auf.
Der Autor Dirk Husemann arbeitet als Wissenschaftsjournalist und Archäologe, studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie und schreibt Reportagen und Sachbücher - und Romane. Ich lese „die Bücherjäger“ als Frischling und kann nur sagen – sein Werdegang und Knowhow kommt seinem Roman in jeder Hinsicht zugute.
Die spannungsgeladene Geschichte wartet mit einer ganzen Riege interessanter, historisch belegter Persönlichkeiten auf, als da wären:
• Poggio, der Bücherjäger – hat sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet und steht nun in den Diensten des Papstes. Ein überaus sympathischer Bursche, ich mag ihn sehr.
• Papst Johannes XXIII – geboren als Baldassare Cossa, ein durchtriebenes Schlitzohr und Freund, teilweise Beschützer von Poggio. Bei ihm muss man mit allem rechnen, er ist nie langweilig.
• Oswald von Wolkenstein – Widersacher Poggios, der das gejagte Buch für seine eigenen Zwecke nutzen will. Ein etwas simpler Charakter, der später noch gehörig einstecken muss.
• Agnes von Mähren, die sich aus politischen Gründen im Kloster versteckt und Poggio an seine Jugendliebe erinnert. Stets für Überraschungen gut und bis zum Schluss kaum zu durchschauen.
Dazu kommen noch zahlreiche Figuren, die nicht historisch belegt sind, die Geschichte aber wegen ihrer aussagekräftigen Charakterzüge enorm beleben. Keinen davon möchte ich missen.
Die Geschichte beginnt rasant mit der Flucht des Papstes vom Konstanzer Konzil, hält viele abwechslungsreiche Örtlichkeiten und Szenarien bereit, allesamt höchst interessant und unterhaltsamt – verläuft über mehrere Spannungsspitzen flott bis zum finalen Showdown, der ebenfalls eine rasante Verfolgungsjagd zum Rheinfall in der Schweiz ist.
Der Autor versteht es hervorragend sowohl absolute Sympathieträger als auch richtige Ekelpakete atmosphärisch dicht zu entwerfen und diese in entsprechendem Licht so darzustellen, dass man mit lebt, mit liebt, mit leidet, mit hasst.
Sehr gut gefallen hat mir an dem historischen Roman von Dirk Husemann einerseits die gute Mischung aus historischen Fakten und schriftstellerischer Phantasie (die im ausführlichen Anhang genau erläutert wird), andererseits die Kunst des Autors einen mit immer neuen spannenden Wendungen stets in Atem zu halten. Außerdem ist die Atmosphäre des Buchs wunderschön und stimmig, sowohl passend zur historischen Zeit der Handlung als auch bei der Beschreibung von Orten und Begebenheiten. Eine geniale Idee sind auch die immer wieder eingeschobenen Rückblicke in die Vorgeschichte der Protagonisten in Form von sogenannten Stundengläsern. Sie runden die Charaktere bereichernd ab.
Was mir aber am gesamten Buch am besten gefällt ist die Sprache des Autors. Eine Offenbarung!! Die bildgewaltige „Schreibe“ des Herrn Husemann hat mich begeistert. Das Buch ist voll wundervoller Sprach-Akrobatik! Da ist der Genuss das Lesen um des Lesens willen. Ich habe mich in die Sprache des Herrn Husemann Hals über Kopf verliebt.
„Die Bücherjäger“ ist für mich das erste Buch, das ich von Dirk Husemann lese – aber ganz sicher nicht das letzte!!