Grauenhafte Geschichte mit unglaublicher Sprachgewalt
Der Roman „Im Westen nichts Neues“ handelt vom 19 Jährigen Paul, der sich, mit seinen Klassenkameraden zusammen, freiwillig gemeldet hat, als Soldat in den ersten Weltkrieg zu ziehen. Hätte er gewusst, ...
Der Roman „Im Westen nichts Neues“ handelt vom 19 Jährigen Paul, der sich, mit seinen Klassenkameraden zusammen, freiwillig gemeldet hat, als Soldat in den ersten Weltkrieg zu ziehen. Hätte er gewusst, was auf ihn zukommt, wäre er wohl nicht so motiviert gewesen. Das Buch beschreibt seine drei Jahre an der Front mit äußerster Präzision. Erich Maria Remarque hat ein absolut außergewöhnliches Schreibtalent, welches den Leser nicht loslässt und das Grauen des ersten Weltkrieges mit einer fast schon erschreckenden Nüchternheit beschreibt. Allerdings bleibt es nicht dabei. Denn obwohl einerseits Nüchtern, so ist die Geschichte andererseits voll von Bildern. Voll von schönen Frühlingswiesen und dem Duft von frisch gebackenem Brot.
Ich öffne das Buch und spüre Grauen, Angst und Schmerz.
Ich schließe das Buch und spüre Grauen, Angst und Schmerz.
Es lässt einen nicht los. Die drei Tage, in denen Ich das Buch gelesen habe, waren durchwachsen von Gedanken daran. Wie viele Leute gestorben sind wie die Fliegen. Wie viele Leute Schmerzen hatten. Und wie ein Alptraum ist mir ständig vorgeschwebt, dass auch Paul sterben wird. Und sie sind alle gestorben. Müller, Haie, Kat und alle anderen mit denen man je in Kontakt gekommen ist. Alle sind sie tot.
Es zieht den Leser geradezu in die Geschichte hinein. Remarques unglaubliche Sprachgewalt lässt die Granaten im Garten hochgehen und die Franzosen an die Tür klopfen. Es vermittelt eben die Hilflosigkeit und Angst, die auch die Soldaten erlebt haben. All das wird Wirklichkeit.
Ich denke nicht, dass ich bei einem so brillanten Buch irgendein Wort über die Charaktere oder den Aufbau verlieren muss. Es ist klar, dass der Mann schreiben kann und dass dieses Buch ein absolutes Meisterwerk ist, welches vor Gefühl, Wirklichkeitsnähe und Schönheit nur so strotzt.
Erich Maria Remarque beschreibt Leben du Sterben. Viel Sterben. Aber eben auch das Schöne an der Welt, das trotz allem noch da ist. Das ist der ultimativste Kontrast den man schaffen konnte, denn fährt man zurück an die Front ist man wieder gefangen in einem Alptraum aus Trommelfeuer und Artilleriebeschuss.
Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven. Es ist nichts für zwischendurch. Man sollte sich Zeit nehmen und darüber reden. Man sollte sich noch einmal klar machen, dass dieses Buch die Wirklichkeit beschreibt und dass noch ein zweiter Krieg folgte. Vielleicht sollte Man dann auch noch denken, dass so etwas lieber nicht noch einmal passieren sollte.
Deshalb geht mit meiner absoluten lese Empfehlung auch eine Warnung raus. Überleg dir gut, ob du dich damit auseinandersetzen möchtest und dieses Buch lesen willst.
Es ist ungemein bereichernd aber hat auch eine gewisse Zerstörungskraft.