Nur weil etwas vergangen ist, ist es noch lange nicht vorbei ...
Elena Messner stammt aus der Ingeborg-Bachmann-Stadt Klagenfurt, 1983 verstärkte und bereicherte sie diesen Ort durch ihre Ankunft auf unserer globalen, blauen Erbse.
Sie ist in Ljubljana und Salzburg ...
Elena Messner stammt aus der Ingeborg-Bachmann-Stadt Klagenfurt, 1983 verstärkte und bereicherte sie diesen Ort durch ihre Ankunft auf unserer globalen, blauen Erbse.
Sie ist in Ljubljana und Salzburg aufgewachsen. In Wien und Aix-en-Provence hat sie Komparatistik und Kulturwissenschaften studiert. Ihre Dissertation behandelt südslawischer Literatur, Literatursoziologie und den interkulturellen literarischen Transfer.
Mitarbeit beim wissenschaftlichen Internetprojekt Kakanien Revisited (www.kakanien.ac.at), Mitbegründerin der Kulturplattform www.textfeldsuedost.com
Sie übersetzt aus dem Slowenischen und dem Kroatischen / Serbischen. Lehrtätigkeit an Universitäten in Wien, Berlin, Klagenfurt und Innsbruck. Zurzeit lebt sie in Marseille und unterrichtet am Institut für Germanistik an der Universität Aix/ Marseille.
Eine impressive Vita. Genauso beeindruckend ist das hier vorliegende Buch. Sie verzahnt zwei parallele Handlungen miteinander. Die eine ist im Ersten Weltkrieg angesiedelt und die andere hundert Jahre später in der Gegenwart.
Milan Nemec, ein österreichisch-ungarischer Offizier ist seit 1916 im besetzten Belgrad stationiert. Verbitterung und Desillusionierung lassen ihn hautnah miterleben, wie die Götterdämmerung Kakaniens eingeleitet wird.
Und in der Gegenwart setzen sich die Direktorin des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums und ihre Assistentin hitzig auseinander. Über das Pro und Contra von Moral, Mitleid, Verbrechen, Verantwortung sowie Erinnerungskultur.
Die Autorin schreibt intensiv und packend. Durch ihren verdichteten Schreibstil versteht sie es, beim Leser*in vitale Bilder zu generieren.
Es ist kein Buch, das man so nebenbei liest. Es ist anspruchsvoll und fordert volle Aufmerksamkeit, aber das lohnt sich sehr.
Denn die Dichotomie des Vergangenen und Gegenwärtigen erlaubt es, mit Abstand die Ereignisse von annodazumal zu diskutieren und gleichzeitig hat man mit Milan jemanden, der unmittelbar von den damaligen Vorkommnissen nachhaltig traumatisch tangiert wird.
Der ganze Wahnsinn und welch eine Bestie der Krieg ist, wird authentisch aufgezeigt, ebenso der damalige Irrsinn der Verherrlichung sowie die allmähliche Ernüchterung.
Milan ist ein ambivalenter Charakter, der tragisch ist und den ich trotz allem mag.
Das Streitgespräch der Gegenwart beweist, daß Erinnerung wichtig ist. Denn wer die Fehler der Vergangenheit vergisst, tendiert dazu, diese zu wiederholen. Nur muß diese Erinnerungskultur vital bleiben und niemals erstarren.
Die Autorin kam mit verschiedenen Kulturen in bereichernden Kontakt, was ihren Horizont massiv erweitert hat. Was ein immenser Vorteil ist.
Immerhin, infolge des Ersten Weltkriegs ging Kakanien unwiederbringlich unter und das südliche Tirol wurde verloren, mit Folgen bis heute.
Ein Buch für diejenigen, die gerne reflektieren und das komplex Tiefgründige mögen. Danke, Elena Messner und Edition Atelier!!!!!