Cover-Bild Zirkus der Wunder
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 28.10.2022
  • ISBN: 9783847901174
Elizabeth Macneal

Zirkus der Wunder

Roman
Eva Bonné (Übersetzer)

Südengland, 1866. Die junge Nell, von Muttermalen gezeichnet, wird von den anderen Dorfbewohnern gemieden - bis "Jasper Jupiters Zirkus der Wunder" im Ort kampiert. Nells skrupelloser Vater wittert ein Geschäft und verkauft sie als "Leopardenmädchen" an Jasper. Doch was als traumatische Erfahrung beginnt, scheint sich als Glücksfall zu erweisen: Erstmals findet Nell eine echte Heimat. Sie schließt Freundschaften, verliebt sich in den sensiblen Toby - und wird, als "achtes Weltwunder" gefeiert, zum Star des Zirkus. Doch mit dem Ruhm stellen sich neue Probleme ein.


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2022

Ein atmosphärischer Roman aus dem viktorianischem Zeitalter – spannend & überraschend

6

„Zirkus der Wunder“ ist das zweite Buch der in London lebenden Autorin Elizabeth Macneal, mit dem sie mich in das viktorianische England entführt hat.

Die Handlung beginnt im Mai 1866 und spielt in Südengland. ...

„Zirkus der Wunder“ ist das zweite Buch der in London lebenden Autorin Elizabeth Macneal, mit dem sie mich in das viktorianische England entführt hat.

Die Handlung beginnt im Mai 1866 und spielt in Südengland. Nells Haut ist von Muttermalen übersät und sie leidet darunter, da die Dorfbewohner sie wie eine Aussätzige behandeln. Glücklicherweise hat sie ihren Bruder Charlie, der sich vor sie stellt und sie beschützt. Als sich ein Zirkus „Jasper Jupiters Zirkus der Wunder“ im Ort ankündigt, sieht Nells Vater die Chance, durch den Verkauf seiner Tochter an Geld zu kommen und verkauft Nell an den Impresario Jasper, der mit seinem Bruder Toby den Zirkus führt.

Die Handlung wird im Wechsel aus der Perspektive von Nell, Jasper und Toby geschildert. Dadurch habe ich schnell einen guten Einblick in die Gefühlswelt und die Denkweise der drei Protagonisten erhalten.
Nell ist eine liebenswerte junge Frau, die durch die Zurückweisung anderer Menschen aufgrund ihrer Besonderheit schwer verletzt wurde. Nachdem sie sich nun auch noch von ihrem Vater und ihrem Bruder verraten fühlt, ist sie zunächst tief unglücklich, sieht aber dann in dem Zirkus ihre Chance. Jasper und Toby sind zwei sehr unterschiedliche Brüder. Während Jasper stets im Rampenlicht steht, musste Toby sein Leben lang hinter ihm zurückstecken und stand in seinem Schatten.
Die Charaktere werden vielschichtig beschrieben. Keiner von ihnen ist ist durchweg positiv oder negativ belegt. Sie wirkten alle authentisch und jeder hatte seine Eigenarten.

Der Schreibstil von Elizabeth Macneal hat mich wieder begeistert. Sie beschreibt detailliert, atmosphärisch und hat mich damit direkt in das viktorianische Zeitalter versetzt. Durch die permanenten Perspektivwechsel entsteht trotz der eher ruhigen Erzählweise ein Sog, der mich gebannt weiterlesen ließ. Immer wieder geht sie dabei in die Vergangenheit der Brüder, in dem es um den Krimkrieg geht. Die Spannung um die zurückliegende Ereignisse wird nach und nach immer größer.

Das Ende hat mich überrascht, war aber passend und stimmig.

Gelungen fand ich auch das Nachwort, in dem die Autorin nochmals Bezug auf die menschlichen Wunder im 19. Jahrhundert und deren Popularität nimmt, sowie ihre Recherchearbeiten und was sie wie in ihrem Roman aufgenommen hat.

Ich bin jedenfalls gespannt auf weitere Bücher der Autorin. Mir hat bereits „The Doll Factory“ gut gefallen und von Mainstream sind beide Bücher weit entfernt. Von mir gibt es wieder eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

In den Bann gezogen

5

Nell, ein Mädchen überzogen mit Muttermalen, wurde ihr ganzes Leben lang angestarrt und fühlte sich als Außenseiterin.
Als der Zirkus der Wunder in der Region Halt macht, wittert ihr Vater eine Chance, ...

Nell, ein Mädchen überzogen mit Muttermalen, wurde ihr ganzes Leben lang angestarrt und fühlte sich als Außenseiterin.
Als der Zirkus der Wunder in der Region Halt macht, wittert ihr Vater eine Chance, Geld zu machen und verkauft sie an den Zirkusdirektor Jasper. So wird aus Nell eines von Jaspers Wundern und sie merkt, dass diese Besonderheit nicht unbedingt etwas schlimmes ist. Mit dem Ruhm kommen jedoch auch einige Herausforderungen.

Die Zirkusatmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Sie hat etwas Magisches, das sich durch das gesamte Buch zieht. Im Vordergrund stehen Nell sowie Jasper und sein Bruder Toby. Zwischen ihnen wird in der Perspektive gewechselt. Alle drei Charaktere waren rund und hatten ihren Platz im Buch. Auch wenn für mich noch mal ein stärkerer Fokus auf Nell und Jasper gelegen hat.

Die Handlung ist vor allem im mittleren Teil etwas langsam, das wird jedoch durch die Atmosphäre wettgemacht. Mich hat die Geschichte mitgerissen. Das bunte Zirkusleben wirkt faszinierend, gleichzeitig ist es aber auch erschreckend zu sehen, wie mit Nell und den anderen Wundern umgegangen wird. Die eher actiongeladenen Stellen und vor allem das Ende haben mich dann komplett gepackt.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Eine schillernde, ergreifende Geschichte um das Schicksal außergewöhnlicher Menschen

6

Nell lebt mit ihrem Bruder und dem Vater im Süden Englands. Ihr Aussehen sorgt 1866 für Abscheu und Häme, denn ihr Körper ist von Muttermalen übersät. Als sich im Dorf ein Zirkus niederlässt, verkauft ...

Nell lebt mit ihrem Bruder und dem Vater im Süden Englands. Ihr Aussehen sorgt 1866 für Abscheu und Häme, denn ihr Körper ist von Muttermalen übersät. Als sich im Dorf ein Zirkus niederlässt, verkauft der skrupellose Vater das entstellte Mädchen an „Jasper Jupiters Zirkus der Wunder“, und für Nell beginnt ein neues, aufregendes und ungewöhnliches Leben.

Elisabeth Macneal entführt den Leser in die Vergangenheit und derer seltsamen Auswüchse. Sie erzählt, wie Menschen zu Schauobjekten werden und dabei doch sehr erfolgreich ihr Leben bestreiten. Man nimmt teil am bunten und schillernden Zirkusleben und erfährt nach und nach vom Schicksal der Protagonisten, welches in einem fulminanten, aber auch verstörendem Showdown gipfelt.
Elisabeth Macneal schreibt sehr lebendig, detailreich und ergreifend, und ihre Geschichte ist geprägt von zutiefst menschlichem Verhalten, brüderlichen Verstrickungen, Liebe, Zuneigung und Hass und dem Traum der Protagonisten von Ruhm und Bewunderung.
Der Autorin ist ein Buch gelungen, das aus dem Leben gegriffen scheint und eine ganze Welle von Gefühlen beim Lesen auslöst. Fesselnd, ungewöhnlich, absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Wundervoll

0

Wunder, die es so noch nirgendwo gab!
Doch was sind Wunder?
Und inwiefern ist ein Wunder ein Wunder, wenn es gleichzeitig als Monstrosität verkauft wird?
Als eine Laune der Natur?

Diese und viele Fragen ...

Wunder, die es so noch nirgendwo gab!
Doch was sind Wunder?
Und inwiefern ist ein Wunder ein Wunder, wenn es gleichzeitig als Monstrosität verkauft wird?
Als eine Laune der Natur?

Diese und viele Fragen mehr stellen sich einem bei dem Lesen des neuen Werkes von Elizabeth McNeal. Sehr interessant fand ich zudem die Anmerkungen der Autorin im Nachgang - unbedingt lesen. Die Geschichte selbst fand ich erschütternd, eindringlich erzählt, erheiternd und gleichermaßen bewegend, denn Nell erlebt in ihrem Leben viel Mist. Sie wird übersät mit Muttermalen geboren, weswegen sie in ihrem Dorf geschnitten wird. Doch als sie auf recht unfreiwillige Art in "Jasper Jupiters Zirkus der Wunder" landet, ändert sich alles. Sie wird bestaunt, findet eine Familie in der Zirkustruppe und scheint jemand zu sein.Teilweise erinnerte mich die Geschichte ein wenig an "Nightmare Alley", mit dem Unterschied, dass die Geschichte nicht auf abstruse Weise endet oder sich verstrickt, nein. Sie hat eine klare und deutliche Struktur. Vielleicht ist sie auch ein wenig vorhersehbar, denn auch Erfolg bringt seine Probleme mit sich. Nicht nur für Nell, auch für den ehrgeizigen Jasper Jupiter.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Nell, Jasper und dessen Bruder Toby erzählt, was ich als sehr spannend empfand, da jeder sein Päckchen zu tragen hat. Diese Geschichte erzählt so viel mehr als ich es auf die Kürze zusammenfassen kann, denn zum einen ist ein ganz großes Thema Diskriminierung aufgrund Andersartigkeit, wie Erfolg den Charakter verderben kann, unsere eigene innere Stärke und noch so viel mehr. Das Buch war sehr angenehm zu lesen und während ich mich bei "Doll Factory" etwas durchgequält habe, war ich hier hingegen voll dabei und bin regelrecht zwischen den Seiten abgetaucht. Es war atmosphärisch, großartig erzählt und einfach packend.

Von mir gibt es ganz viel Liebe für diese Geschichte und die Hoffnung, dass wir irgendwann lernen nicht mehr nur nach dem zu gehen was wir sehen, sondern auch den Menschen selbst sehen. Alternativ ist das Buch auch für jeden geeignet, der einfach den Zirkusflair genießen möchte.

Fazit:

Einfach voll voller Wunder; WunderVoll.

Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein etwas anderer historischer Roman, der eine mutige junge Frau in einen Zirkus begleitet, der moralische Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt

0

Nell, mit Muttermalen auf ihrem ganzen Körper geboren, wächst 1866 in Südengland auf. Als «Jasper Jupiters Zirkus der Wunder» im Ort einen Halt machen, beschliesst ihr Vater, der wie alle anderen Nell ...

Nell, mit Muttermalen auf ihrem ganzen Körper geboren, wächst 1866 in Südengland auf. Als «Jasper Jupiters Zirkus der Wunder» im Ort einen Halt machen, beschliesst ihr Vater, der wie alle anderen Nell zu meiden versucht, sie zu verkaufen. Obwohl Nell gegen ihren Willen verkauft wurde, beginnt sie ihr neues Leben als «achtes Weltwunder» zu geniessen: Sie findet neue Freunde, Liebe und Erfolg – doch es gesellen sich auch viele Probleme dazu …

Erstmals möchte ich sagen: Ich liebe historische Romane! Auch wenn Nells Geschichte fiktional ist, so sind doch viele Personen in diesem Buch von echten Begebenheiten inspiriert. Nicht nur die Personen, sondern auch Teile der Geschichte, die auch die Nachwelt geprägt haben. Interessant fand ich es, als auf echte Personen referiert wurde, wie beispielsweise auf den berühmten Kriegsberichterstatter William Howard Russell.

Vor allem hat mir der Schreibstil der Autorin gefallen: Ausreichend viele Metaphern, die immer in einer Verbindung zum Zirkus stehen, somit setzt Macneal klar die Grenzen zwischen dem Zirkus und dem Rest der Welt. Diese Protagonisten im Buch sind also gewissermassen in ihrem Zirkus gefangen. Weiter lassen sich die Sätze sehr flüssig lesen, ich kam in einem angenehmen Tempo durch die Seiten. Die kreierte Atmosphäre im Buch hat mich gefangen genommen – vor allem, wenn von den Zirkusauftritten erzählt wurde: Ich konnte mir das Zelt, die Leute, die Lichter vorstellen.

Nell, Toby und Jasper als Protagonisten dieser Geschichte zu wählen, finde ich mutig. Denn Toby und Jasper sind unzertrennliche Brüder, die ihr gesamtes Leben emotional aneinander gebunden sind. Ich war mir nicht sicher, ob nicht einfach alles doppelt erzählt werden würde – aber keinesfalls. Toby, der schüchterne, sensible junge Mann, der nach der Anerkennung seines grossen Bruders strebt und Jasper, der selbstständige, furchtlose Zirkusführer, haben zwar dasselbe erlebt, aber jeweils andere Lehren daraus gezogen.

Allen drei Charakteren steht man als Leser:in während der Geschichte sehr nahe und sympathisiert bis zu einem gewissen Grad mit allen – bis Jasper grössenwahnsinnig wird. Jasper ist einer der besten Antagonisten, den ich je gesehen habe. Er hält die Zügel in der Hand, er ist der Drehpunkt der gesamten Erzählung: Wenn etwas bei Jasper schief läuft, dann läuft in der gesamten Geschichte etwas schief. Da es ein spannungsgeladenes Verhältnis zwischen Toby und Jasper, als auch zwischen Nell und Jasper gibt, kommt das Buch stets voran, es bleibt die gesamte Zeit über spannend.

Nell muss sich als neue Attraktion im Zirkus zahlreichen moralischen Fragen stellen: Ist es in Ordnung, dass sie ihren neugewonnen Ruhm geniesst? Ist es in Ordnung, sich selbst intentional als Objekt ins Rampenlicht zu stellen? Endlich muss sie sich für ihre Muttermale nicht mehr schämen; sie wird zu einer Inspiration für die Zuschauer:innen. Dennoch ist sie abhängig von Jasper – sie gehört ihm, denn er hat sie gekauft. Nells emotionales Chaos, zusammen mit ihrer aufflammenden Beziehung zu Toby mitzuverfolgen, ist bis zum Finale hin ergreifend.

Dennoch hat mir die grosse Wendung, die unvorhersehbare Überraschung gefehlt. Die Geschichte hat mich nicht so eingenommen, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht, weil sie so nah an der damaligen Realität ist und nicht jede Geschichte mit einem ungeahnten Twist und einem nahezu zerstörerischen Knall endet.

Ich bin hin und her gerissen, ob die Autorin zum Ende hin vergessen hat, sich noch Mal um die Geschichte zu bemühen oder ob sie dieses leichtere Ende intentional gewählt hat.

Nichtsdestotrotz ist es ein Buch, das einen vor die Fragen stellt, wie frei man in seinem Willen wirklich ist. Und es zeigt die Entwicklung einer starken und mutigen jungen Frau, die sich trotz aller Widerstände durchzusetzen versucht.

Fazit
Neben dem Schreibstil, der mit abwechslungsreichen Metaphern geschmückt ist, überzeugen mich die Protagonisten Jasper, Toby und Nell. Sie alle stehen in einer komplizierten Beziehung zueinander, die auch ihre Sicht auf die Welt beeinflusst. Während man zu Beginn noch mit allen sympathisiert, findet man schnell heraus, wer einem näher am Herzen liegt. Während man Nell begleitet, die eine beeindruckende Charakterentwicklung durchmacht, lernt man das Zirkusleben sowohl aus Jaspers als auch au Tobys Sicht kennen. Die Spannung zieht sich durch die gesamte Geschichte, wobei man aus dem Finale noch etwas mehr hätte herausholen können.

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