Mit den Kindern der Hansens in eine neue Zeit
„Die Kinder der Hansens“ haben große Pläne. Sie wollen mit dem schon lange leer stehenden Kontor ganz neue Wege wagen. Amala will zusammen mit Auguste und Eduard den Hamburgern ein Haus mit Theater und ...
„Die Kinder der Hansens“ haben große Pläne. Sie wollen mit dem schon lange leer stehenden Kontor ganz neue Wege wagen. Amala will zusammen mit Auguste und Eduard den Hamburgern ein Haus mit Theater und Kino, mit einem Tanzsaal, Restaurant und Café anbieten. Auguste plant mit ihrem Mann den Umbau, Amala will sich mit ihrem Wissen als Schauspielerin einbringen und natürlich sind auch Eduards Kontakte in Berlin äußerst hilfreich. Georg steht ihnen nicht nur mit Rat und Tat zur Seite, er unterstützt ihr Vorhaben auch finanziell. Trotzdem ist viel zu beachten, die Risiken sind nicht zu unterschätzen. Sie wagen den Aufbruch in Neues, ihnen Unbekanntes. Der „Zauber des Neuen“ fasziniert sie zunehmend.
In diesem vierten Band der „Kinder der Hansen-Reihe“ ist viel passiert. Ellin Carsta setzt ihre Hansen-Saga nahtlos fort, was mich sehr froh stimmt, denn mit Luise Hansen habe ich gelebt, geliebt und gelitten und es fühlt sich gut an, die nächste Generation zu begleiten. Nun sind wir im Jahr 1926 angekommen, die Leute wollen leben, sich vergnügen, es schimmert aber auch die politische und wirtschaftliche Lage durch. Die damaligen Verhältnisse werden durch die fiktive Familie Hansen gut wiedergegeben, der Zeitgeist dieser Jahre ist deutlich spürbar.
Es herrscht Aufbruchstimmung und Neuorientierung. Amala hat es schwer getroffen, ihr Unfall, der eher ein hinterhältiger Racheakt war, zwingt sie dazu, ihre einstigen Pläne zu ändern. Sie wäre keine Hansen, wenn sie sich dadurch unterkriegen lassen würde. Eduard, der immer ein wenig ins Verruchte abdriftet, steht ihr zur Seite und läuft zu Hochform auf. Ihm traue ich alles zu, er ist sowas wie ein Genie des Zwischenmenschlichen. Und dies meine ich auch ein ganz klein wenig sarkastisch.
Die Hansen-Familie ist weit verstreut und natürlich machen wir einen Abstecher nach Wien zu Therese, zu ihren Kindern und Enkeln und auch zu ihrem Bruder. Dass ich ihn wieder treffe, hat mich ganz besonders gefreut. Auch Therese will sich verändern, auch sie wagt einen Neubeginn.
Nicht genug damit, Helene scheint endlich angekommen zu sein. Doch auch sie muss unendlich viel ertragen, ihr Leben scheint in eine unerwartete Richtung zu gehen. Es ist noch sehr viel mehr passiert, der „Zauber des Neuen“ ist nicht immer zauberhaft. Sie alle wären nicht die Hansens, würden sie die Hürden, die das Leben mit sich bringt, nicht meistern wollen.
Ellin Carsta versteht es, ihre Leser gut zu unterhalten. Ihr einnehmender Schreibstil macht neugierig auf die Fortsetzung der Geschichte, man will immer mehr, immer weiter, man kriegt nie genug. Ihre Charaktere haben für mich schon lange nicht nur ein Gesicht, sie sind charmant und sympathisch, sind liebenswert und sehr angenehm in ihrer Art. Aber so manchen möchte ich lieber nicht begegnen, wenn diese arrogant und selbstgefällig daherkommen, hinterlistige Ränke schmieden, sie ihre Umgebung regelrecht mit Worten vergiften. Ja, es geht bei den Hansens zu wie im richtigen Leben und auch darum bin ich immer wieder aufs Neue erfreut, wenn ich endlich das nächste Buch in Händen halte.