Unglaublich spannender, kurzweiliger und lesenswerter sechster Teil der Reihe um die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway. Eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr bislang
Die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway findet bei Ausgrabungen ein weibliches Skelett aus viktorianischer Zeit. Rätselhaft daran, die Tote verlor bereits zu Lebzeiten einen Unterarm und trug stattdessen ...
Die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway findet bei Ausgrabungen ein weibliches Skelett aus viktorianischer Zeit. Rätselhaft daran, die Tote verlor bereits zu Lebzeiten einen Unterarm und trug stattdessen nur noch einen Haken. Kann es wirklich sein, dass sie die Überreste der berüchtigten, angeblichen Kindermörderin Jemima Green, genannt „Mother Hook“, gefunden hat? Ruths Chef, Phil, glaubt allerdings bereits fest daran und sorgt dafür, dass ein Fernsehteam Wind von der Angelegenheit bekommt. Dieses dreht für einen History Channel vor Ort und ausgerechnet Ruth wird dazu auserkoren, den Zuschauern in ihrer Position als Wissenschaftlerin, wichtige Dinge rund um die Ausgrabung näher zu bringen. Obwohl sich Ruth bei dem Gedanken vor der Kamera zu stehen, nicht wirklich wohl fühlt, lässt sie sich auf die Sache ein und ist dann überrascht, wie viel Spaß ihr der Job macht. Ihr zur Seite steht der attraktive, amerikanische Wissenschaftler Frank, der ebenfalls für die TV Serie engagiert wurde.
Ruth und Frank sind sich sehr sympathisch, was DCI Nelson ein wenig stört. Nelson, der Vater von Ruths unehelicher Tochter Kate, lebt zwar noch mit seiner Frau zusammen, die er liebt, doch irgendwie schleicht sich Ruth immer wieder in seine Gedanken.
Doch viel Zeit für private Dinge bleiben weder Ruth, noch Frank, noch DCI Nelson oder auch Cathbad. Denn es werden nacheinander Kinder aus dem Ort entführt und seltsame Briefe hinterlassen, die von dem Verfasser kurz mit „Der Babysitter“ unterschrieben wurden.
Dazu muss Nelson sich auch noch um den ungeklärten Todesfall an einem kleinen Jungen kümmern. Kann es wirklich sein, dass die Mutter des Jungen die Mörderin ist? Es deutet vieles darauf hin, da auch ihre beiden ersten Kinder im Säuglingsalter starben. DCI Nelson glaubt an die Schuld der Frau, doch dann mischt sich wieder einmal Cathbad ein, der zwar mittlerweile in einer anderen Stadt lebt, DCI Nelson jedoch am Telefon bereits vehement darauf hinweist, dass er die Verdächtige kennt und sie keinesfalls die Mörderin sein kann. Nelson lässt das relativ unbeeindruckt, was der Druide ihm erzählt, doch als Cathbads uneheliche Tochter eines Tages vor Nelsons Tür steht und ihm ebenfalls in dieser Sache auf den Zahn fühlen will, beginnt er zähneknirschend damit, auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Nelsons Angst zu versagen ist groß, aber er muss unbedingt einen klaren Kopf bewahren; vor allem als auch noch das Kind einer Kollegin entführt wird…
Nach dem Lesen des fünften Teils „Rabenkönig“, befürchtete ich ja bereits, dass meine liebste Figur der Reihe, der schrullige, clevere Druide Cathbad, in weiteren Teilen nicht mehr in Erscheinung treten würde, doch weit gefehlt, gottlob! Denn Elly Griffith hat tatsächlich ein Herz für ihre Leser und lässt Cathbad im nun sechsten Teil „Engelskinder“ wieder agieren, was mich total gefreut hat. Einige noch offene, lose Fäden der Rahmenhandlung, bzw. was den privaten Bereich der Hauptakteure der Serie betrifft, werden diesmal verknüpft und wie sich Privates und Berufliches so entwickelt, gefällt mir bislang sehr gut.
Aber natürlich ist auch „Engelskinder“ in erster Linie ein Krimi und wartet diesmal sogar mit einem spannenden Krimiplot auf. Zugegeben, Ruths archäologische Qualitäten treten diesmal ein wenig in den Hintergrund und auch die Sache mit dem ausgegrabenen Amulett, das sie einfach heimlich mit nach Hause nimmt, fand ich nicht so wirklich glaubwürdig dargebracht. Doch abgesehen von diesem Minikritikpunkt, empfand ich „Engelskinder“ als ziemlichen Pageturner, den ich praktisch in einem Rutsch durchgelesen habe. Ich finde, dass die Serie von Band zu Band besser wird, abgesehen von dem einen Ausrutscher „Gezeitengrab“, der für meinen Geschmack qualitativ etwas abfiel, dem ich aber dennoch noch vier von fünf Punkten verliehen habe.
Mittlerweile empfinde ich das Lesen der Serie als eine Art „Nachhausekommen“. Denn Haupt und Nebenfiguren sind einem so vertraut geworden und ans Herz gewachsen, obwohl sie durchaus keine einfachen Figuren sind. Ruths spröde, pragmatische Ader mag beispielsweise immer noch vorhanden sein, genauso wie auch DCI Nelsons Launenhaftigkeit oder Cathbads Hang dazu, sich in allem einmischen zu wollen, doch ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich breit grinsen muss über die Schrullen der Romanfiguren.
Elly Griffiths Reihe um Ruth Galloway gehört zu meinen Lieblingskrimiserien, die ich allen Lesern, die Krimis im Stile Ann Cleeves oder Phil Rickman mögen, nur empfehlen kann.
Kurz gefasst: Unglaublich spannender, kurzweiliger und lesenswerter sechster Teil der Reihe um die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway. Eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr bislang.