Cover-Bild Im Land der Wölfe
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Identität
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 02.09.2024
  • ISBN: 9783627003203
Elsa Koester

Im Land der Wölfe

Nana kommt in eine vom Wahlkampf erhitzte Stadt am Rand von Sachsen, die voll ist von zurückkehrenden Frauen, von Gründerinnen im Aufbruch, die um ihre ostdeutsche Heimat ringen. Als Coach will sie in Grenzlitz Katja Stötzel, die Kandidatin der Zukunftsgrünen, stärken. Doch sie wird auf Distanz gehalten. Verständnis findet sie bei einem von ganz rechts, Falk Schloßer. In Grenzlitz findet sie ihre Verzweiflung und Wut auf eine Gesellschaft wieder, die sie jahrelang von sich geschoben hat. Als sich die Situation zuspitzt und Katja Stötzel bedroht wird, weil überhaupt alles zu eskalieren scheint, muss sie sich entscheiden: Auf welcher Seite stehe ich eigentlich? Wer meint es ernst mit der Menschlichkeit?

»Im Land der Wölfe« ist ein literarischer Grenzgang. Authentisch und in überzeugender Sprache wird die Geschichte vom aufkommenden Faschismus in einer Kleinstadt ganz im Osten Deutschlands erzählt. Ein Kampf jeder und jedes Einzelnen um Anerkennung und Hoffnung, und als Waffen dienen die Kränkungen der vergangenen dreißig Jahre.

»Elsa Koester erzählt, wie Faschismus heute entsteht. Ihr Buch ist ein Flirren, es reißt mit, saugt ein. Es erklärt dir nicht, warum du mitmachst. Es lässt dich fühlen. Das ist schmerzhaft und das ist nötig, um die Gefahr zu verstehen.« Daniel Schulz (Autor und Journalist)

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2024

Brandaktuelles Thema literarisch sehr gut ausgearbeitet

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Und in was für einen Osten! Diese Balken, diese dicken blauen Balken. Jeden Tag wachsen sie drüben in Sachsen, länger als alle anderen blauen Balken der Republik.«

Inmitten dieser Spielwiese der Blauen ...

Und in was für einen Osten! Diese Balken, diese dicken blauen Balken. Jeden Tag wachsen sie drüben in Sachsen, länger als alle anderen blauen Balken der Republik.«

Inmitten dieser Spielwiese der Blauen gibt es ein kleines grünes Fleckchen Hoffnung, das es zu unterstützen gilt, denkt sich Nana und fährt Hals über Kopf aus Berlin nach Grenzlitz, um die dortige Oberbürgermeisterkandidatin der Zukunftsgrünen zu coachen. Denn Katjas Chancen, die Blauen um Paul Witte zu schlagen, stehen nicht schlecht, hier in der Kleinstadt an der polnischen Grenze. Doch man hält Nana auf Abstand und so macht sie sich auf, die Menschen dort kennenzulernen, die Dagebliebenen, die Zurückgekehrten, die Migranten und Falk Schloßer, eine aus Wittes Truppe. Ausgerechnet von ihm erfährt sie von den Sorgen der Menschen von Ort und fühlt sich auch noch zu ihm hingezogen.
In der B-Story erfahren wir von Nanas eigenen Problemen und warum sie Berlin verlassen hat. Nachdem ihr Bruder Noah ihr offeriert hat, kein Mann mehr sein zu wollen und von ihr Verständnis und Begeisterung erwartet hat, kam es zum Zerwürfnis. In vielen E-Mails zeichnet Noah die Kindheit der beiden nach, ein kaputtes Elternhaus, Nanas Weg zur Antifa. Auch hier lauern viele Missverständnisse, die Nana erst jetzt allmählich versteht.

Elsa Koester, die stellvertretende Chefredakteurin des Magazins ›Der Freitag‹, hat einen vielschichtigeren Roman geschrieben, als es der Klappentext verspricht. Es wäre blauäugig zu erwarten, dass er Lösungen für das politische Desaster im Osten liefern könnte. Aber er zeigt viele Alltagsszenen, die durchaus schlüssig die aktuelle Stimmung widerspiegeln, macht auf einige Probleme aufmerksam, die typisch für die neuen Bundesländer sind. Von der »Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht« Mentalität bis zu »Wir-lassen-uns-nicht-unterkriegen«. Und wer hört schon auf eine aus Berlin. Ausgerechnet Berlin, da wo man Politik für die anderen macht, aber nicht für Menschen wie in Grenzlitz. Menschen, die sich alleingelassen fühlen, die sich nicht nur wie am Rand von Sachsen fühlen, sondern wie am Rand der Welt. Wirtschaftlich abgehängt, verlassene Innenstädte, Verrat nicht erst zu Zeiten der Wende. Vergangenheit und Gegenwart werden hier aufgespürt und verbunden. Aber gibt dieser Roman nun eine Antwort auf die Frage, wie Faschismus im Osten Deutschlands entsteht? So zumindest die Behauptung im Klappentext. Meines Erachtens nein. Dazu ist das Problem viel zu vielschichtig. Was ich aber durchaus gespürt habe, sind die stetigen Bedrohungen, die Machtdemonstrationen, die Einschüchterungsversuche.
Gerade mit Schloßer ist Koester eine interessante, streitbare Figur gelungen, der treusorgende Familienvater, der sein eigens Päckchen zu tragen hat, und sich um die Gemeinschaft kümmert. Wenn es aber darum geht, Angst und Hass zu verbreiten, ist er in vorderster Reihe dabei. Nun gut, wir kennen die verdrehte Argumentation.
Auch Noahs Geschichte, die die Kindheit der Geschwister beleuchtet, hat mich durchaus gefesselt. Allerdings drängt sie sich in der zweiten Hälfte des Buches immer mehr in den Vordergrund, so dass die heiße Phase des Wahlkampfes in den Hintergrund rückte. Zwar verbindet sich alles, weil letztlich auch alles zusammenhängt, aber der Fokus geht von der laut Klappentext zu erwartenden Geschichte verloren.
Ein heißes, brandaktuelles Thema, dem sich die Autorin hier gewidmet hat. Ich habe in vielen Szenen die momentane Stimmung gespürt, die auch mir tagtäglich entgegenschlägt. Auch sprachlich hat mich Koester absolut begeistert.

Wie schon gesagt, Lösungen zu erwarten, wäre zu vermessen, aber es gibt Möglichkeiten und Wege, die Koester auch anspricht. Nicht zuletzt geht es darum, miteinander zu reden, zuzuhören, die Menschen mit ihren Sorgen und ihrer Vergangenheit zu verstehen, das Richtige für sie zu tun. Unsere persönlichen Probleme werden sich immer in den Vordergrund drängen, genau wie im Buch, allzu gern möchten wir davonlaufen, die Augen davor verschließen, »die anderen« die anderen sein lassen, doch genau das hat uns dahin geführt, wo wir jetzt in diesem Land stehen. Wenn auf die Politik kein Verlass mehr ist, sind wir Menschen gefragt.
Großer Lesetipp, vor allem für die »Wessis«, um die Gräber nicht noch größer werden zu lassen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Zwischen den Stühlen

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Nach einem Zerwürfnis mit ihrem Bruder Noah haut Nana ab nach Grenzlitz, einer Kleinstadt in Sachsen Nähe der Grenze zu Polen. Sie möchte der aufstrebenden Zukunftsgrünen Katja als Coachin zur Seite stehen ...

Nach einem Zerwürfnis mit ihrem Bruder Noah haut Nana ab nach Grenzlitz, einer Kleinstadt in Sachsen Nähe der Grenze zu Polen. Sie möchte der aufstrebenden Zukunftsgrünen Katja als Coachin zur Seite stehen in deren Wahlkampf um das Amt der nächsten Oberbürgermeisterin von Grenzlitz. Doch das ist gar nicht so einfach wie Nana es sich ausgemalt hat. Elsa Koester nimmt mich in ihrem neuen Roman "Im Land der Wölfe" @frankfurter_verlagsanstalt mit auf eine Reise. Nana findet sich alsbald in einem Wahlkampf zwischen Zukunftsgrünen, den Konservativen und den Blauen wieder. Die Blauen sind rechts außen in ihrer politischen Haltung, Menschen mit Migrationshintergrund sind ihnen ein Dorn im Auge. Kandidatin Katja mit ihren Ziel Grenzlitz in eine umweltfreundliche Zukunft zu führen ist eine stärkere Gegnerin. Wird sie es schaffen? Obwohl Katja für Nana eine Heldin ist, ist diese ihrer Coachin gegenüber distanziert, lässt kaum Nähe entstehen. Ausgerechnet Falk von den Blauen läst Nana zu sich nach Hause ein, mimt den liebevollen Vater und sein Duft nach Menthol ruft Erinnerungen in der jungen Frau wach, ja es funkt auch zwischen den beiden. Nana sitzt irgendwann zwischen den Stühlen, zumal ihr auch noch der Konflikt mit ihrem Bruder im Nacken sitzt, was in einem parallelen Strang erzählt wird. Der Roman hat für mich mit jeder Seite einen stärkeren Sog entwickelt, zum Ende wurde es für mich noch einmal richtig spannend. Das Ende war für mich versöhnlich. Insgesamt ein wunderbares Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

"Diese Balken, diese dicken blauen Balken, wie sie wachsen."

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»Diese Balken, diese dicken blauen Balken, wie sie wachsen. Jeden Tag wachsen sie drüben in Sachsen, länger als alle anderen blauen Balken der Republik.«

Grenzlitz, eine Stadt am Rand von Sachsen, ist ...

»Diese Balken, diese dicken blauen Balken, wie sie wachsen. Jeden Tag wachsen sie drüben in Sachsen, länger als alle anderen blauen Balken der Republik.«

Grenzlitz, eine Stadt am Rand von Sachsen, ist das komplette Gegenteil von Berlin. Die sog. Blauen werden von etwa jedem Dritten gewählt und dennoch zieht es Nana dorthin – sie möchte Katja Stötzel, die dortige Kandidatin der Zukunftsgrünen, als Coach unterstützen, um ein bestmögliches Wahlergebnis zu erzielen und ggfs. Oberbürgermeisterin zu werden.
Dazu kommt ein Zwist mit ihrem größeren Bruder Noah, welcher nicht nur kein starker Mann, sondern gar keiner mehr sein möchte. Verschiedene Ansichten und Erinnerungen prallen aufeinander, eröffnen Auseinandersetzung, die beide Geschwister nicht kalt lassen und in den Wunden der Vergangenheit wühlen.
Ebenfalls lässt sich Nana auf Falk Schloßer ein, einem Mann, dessen Ansichten nur so vor nationalem Patriotismus strotzen und der dennoch teils Verständnis für Nana hat.
Mit Zwiespälten wie diesem setzt sich das Buch auseinander.
Kann man mit Menschen, die gedanklich weit am rechten Rand zu verorten sind, in einer Gemeinschaft wertschätzend zusammenleben?

Besonders um den Austausch mit ihrem Bruder möglichst präzise in Roman zu verweben, untergliedert sich dieser in drei verschiedene Perspektiven.

Auf ungewohnte, besondere und teils experimentelle Weise erzählt Elsa Koester von dieser Stadt, dem Miteinander, den Unterschieden sowie den damit verbundenen Problemen der Einwohner.
Dabei ließen mich manche Stellen aufgrund von blankem Hass der Blauen gegen Neues oder für sie Ungewohntes erschaudern. Schlimmer ist es, dass diese geschilderten Ereignisse nicht bloß fiktiv, sondern heutzutage wieder real sind.

Wenn es einen aktuellen, politischen Roman gibt, der sich mit den Aufwärtstendenzen der AfD beschäftigt, diese objektiv anhand verschiedener Themen, Reaktionen und Handlungen aufzeigt und den Lesenden aus dessen Komfortzone holt, weil schlichtweg nicht alle Menschen überall gleich eingestellt sind, dann ist es dieser!

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