Cover-Bild Der Trick
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 24.02.2016
  • ISBN: 9783257069556
Emanuel Bergmann

Der Trick

Einst war er der »Große Zabbatini«, der 1939 in Berlin als Bühnenzauberer Erfolge feierte, heute ist er ein mürrischer alter Mann in Los Angeles, der den Glauben an die Magie des Lebens verloren hat. Bis ihn ein kleiner Junge aufsucht, der mit Zauberei die Scheidung seiner Eltern verhindern will. Ein bewegender und aberwitziger Roman über verlorene und wiedergewonnene Illusionen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine großartige Erzählung, die mich zutiefst berührt hat!

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Ich habe selten, vielleicht noch nie, ein derart gelungenes Debüt eines Autors gelesen! „Der Trick“ von Emanuel Bergmann ist ein fulminanter Roman über Illusionen, das Leben, die Umrisse der Geschichte ...

Ich habe selten, vielleicht noch nie, ein derart gelungenes Debüt eines Autors gelesen! „Der Trick“ von Emanuel Bergmann ist ein fulminanter Roman über Illusionen, das Leben, die Umrisse der Geschichte und vor allem aber über das Leben und wohin es jeden führt. Thematisch vielleicht nichts Neues. Aber es steckt so viel Wortwitz, Ironie und Raffinesse in dieser Erzählung, dass man beim Lesen schlichtweg eingefangen wird. Ein grandioses Buch!
Man liest also von den Jungen Mosche Goldenhirsch und Max Cohn. Mosche, geboren in Prag vor dem Ersten Weltkrieg und unter erschwerten Bedingungen ins Leben gestartet, vermeintlicher Sohn des Rabbis Laibl Goldenhirsch und seiner Frau Rifka. Max Cohn, hineingeboren ins 21. Jahrhundert, Sohn moderner, ebenfalls jüdischer Eltern in einer typisch gegenwärtigen amerikanischen Kleinstadt. Wie diese beiden Figuren aufeinanderstoßen soll hier nicht verraten werden. Nur, dass sich aus der Konstellation dieser beiden Charaktere eine herrlich amüsante, trotzdem tiefgründige, teils irrsinnig ironisch anheimelnde und traurige Geschichte ergibt, die nicht nur die Biografie des Hauptprotagonisten, sondern auch die Weltgeschichte – insbesondere das Dritte Reich – aus verschiedensten Perspektiven betrachtet und einen eigenartig neuen Blick auf diese Zeit schafft. Eine Geschichte, die demnach vordergründig von zwei Jungen handelt und zwei unterschiedliche Erzählstränge gekonnt ineinander fließen lässt. Abwechselnd erleben wir die verschiedenen Blickwinkel aus der Vergangenheit und Gegenwart. Die Szenen aus der Vergangenheit beginnen in Prag um 1900 und schreiten voran bis zur Gegenwart, immer mit Bezug auf die biografischen Stationen und Erlebnisse des Mosche Goldenhirsch. Der gegenwärtige Teil der Geschichte, mit durchgängigem Schauplatz in den USA, handelt dagegen vorwiegend von Max Cohn, dem zweiten und ziemlich verzweifelten Hauptprotagonisten dieses Romans. Besonders gefiel mir dabei der Stil, die beiden Erzählstränge inhaltlich wie zeitlich aufeinander zulaufen und am Ende aufeinander treffen zu lassen. Mosche's Leben nähert sich mehr und mehr der Gegenwart, Max blickt dagegen Stück für Stück zurück in die Vergangenheit. Diese konträre Erzählweise versorgt den Leser nach und nach mit spannenden, überraschenden und wichtigen Details aus den Leben aller Protagonisten, ergänzt immer weiter die Puzzle-Steine für das Gesamtbild. Emanuel Bergmann hat diese Erzählweise, wie ich finde, in seinem Roman in perfekter Art umgesetzt und fasziniert zudem mit wort- wie bildgewaltigen Inhalten. Sprachlich bleibt es dabei durchweg recht unaufgeregt, aber die Darstellungen strotzen trotzdem vor atmosphärischer Dichte, Aufregung und teils auch gefahrvoller Umrisse. Das Buch bringt den Leser zum Lachen, Nachdenken und vielleicht sogar zum Weinen. Mich hat es zutiefst berührt!
Ich kann dieses Buch nur empfehlen und hoffe sehr, dass es viele Leser gewinnen wird. „Der Trick“ - bisher mein absolutes Highlight in 2016 und mindestens 5 Sterne wert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Trick

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Diogenes ist für mich immer ein Verlag der großen Autoren gewesen. Ein Garant für unterhaltsame Literatur. Nahrung für Geist und Seele. Ein Leuchtturm der Qualität im Meer der Belanglosigkeiten. Ich habe ...

Diogenes ist für mich immer ein Verlag der großen Autoren gewesen. Ein Garant für unterhaltsame Literatur. Nahrung für Geist und Seele. Ein Leuchtturm der Qualität im Meer der Belanglosigkeiten. Ich habe mich lange Zeit gefragt, warum das vorliegende Buch nicht „Der große Zabbatini“ heißt, denn mit diesem Namen ist der Protagonist über weite Strecken des Romans unterwegs. Der Schluss der Geschichte beantwortet diese Frage eindrucksvoll. Mosche Goldenhirsch, unverkennbar als Jude zur Welt gekommen. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Der 2. Weltkrieg wirft seine Schatten voraus und Mosche, den Zauberer zieht es ausgerechnet nach Berlin.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Der zehnjährige Max Cohn lebt in Amerika und will mit Hilfe einer Schallplatte die Ehe seiner Eltern retten. Der große Zabbatini ist fraglos ein Filou, nicht von Gottes, sondern von eigenen Gnaden. Er ist ein Frauenverkoster, nie um eine Antwort verlegen, immer einen Ausweg findend. Jemand der das gute Leben liebt und deswegen um Kinder immer einen großen Bogen gemacht hat. Er liebt alles Leichte.

Max Cohn dagegen sieht die Dinge des Lebens mit kindlicher Klarheit, die jeder Vernunft entbehrt. Es muss ein Zauber her, um die Ehe der Eltern zu kitten und da hört er auf einer dieser alten, vollkommen unpraktischen Schallplatten einen sonderbaren Kauz die erwünschten Worte sprechen.

Ich muss wirklich sagen seit Jahren nicht mehr etwas mit einer derart leicht geschriebener Hand mit so viel Tiefgang gelesen zu haben. Ein richtig toll erzählter Roman voller tragischer Ereignisse, dabei ungemein witzig mit absolut glaubhaftem Romanpersonal bestückt, was speziell bei diesem Schluss schon eine Leistung ist. Ich habe mit gefiebert, vor allem an diesem genialen Ende, der eine brillante Idee enthält, auf die ich niemals gekommen wäre. Der Roman ist einfach unglaublich gut durchdacht und durchkomponiert. Nahrung für Geist und Seele. Alles wie immer. Danke Diogenes!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zauberhafter Roman über Familie und andere Werte

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Dieser Roman ist ein Schmuckstück an Erzählkunst und der Kunst, Biografien und Personen zu erfinden und die dann so in reale Ereignisse einzubetten, dass jedes Wort darin wahr sein könnte. Hier stimmt ...

Dieser Roman ist ein Schmuckstück an Erzählkunst und der Kunst, Biografien und Personen zu erfinden und die dann so in reale Ereignisse einzubetten, dass jedes Wort darin wahr sein könnte. Hier stimmt dies alles zusammen und je länger man liest, desto mehr bekommt man das Gefühl, schon mal etwas vom Zauberer Zabbatini gehört oder gelesen zu haben. So genau lässt der Autor immer wieder Details zur Entwicklung der Zauberei und ihrer Illusionen einfließen.
Doch seine Geschichte existiert (leider) nur in diesem wundervollen Buch. Lange Zeit wird das Leben von Mosche und Max abwechselnd in kurzen Abschnitten erzählt und später, allmählich, behutsam miteinander verflochten und der Leser hat auch die Möglichkeit, das eine oder andere vorauszuahnen und sich zu freuen, wenn er richtig lag. Zwei Generationen sind die beiden Protagonisten auseinander und nicht nur deshalb verläuft ihre Kindheit ziemlich unterschiedlich. Mosche wird in Prag geboren, Max lebt in Los Angeles, doch es gibt einiges, was die beiden Juden verbindet, ohne dass sie es wissen. Und ohne den einen gäbe es den anderen wohl nicht…

Mit einer ganz eigenen Erzählsprache führt der Autor den Leser am Beispiel Mosches durch die Wirren Mitteleuropas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vergleichbar finde ich hier nur den Stil von Patrick Süßkind in „Das Parfum“. Wem das also gefallen hat, der wird auch mit diesem Roman seine Freude haben und viele berührende Momente erleben. Auf den knapp 400 Seiten lässt Bergmann nichts aus: Seine Figuren leiden, kämpfen mit sich, dem Leben und den Umständen und werden nicht von einschneidenden Veränderungen verschont. Aber sie finden zwischendrin auch ihr Glück und auch amüsante Augenblicke finden ihren Platz.
Auf der Buchrückseite steht ein Satz, der haargenau passt: „Eine bewegende und aberwitzige Geschichte, die Zeiten und Kontinente umspannt, ein Roman über die Zerbrechlichkeit des Lebens und den Willen, sich verzaubern zu lassen.“
Ich kann nur jedem raten, diesem Satz zu folgen, sich auf die Geschichte einzulassen – dann wird man ganz von selbst verzaubert. Und das ist dann keine Illusion.

Veröffentlicht am 15.09.2016

interessant

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Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen und hat zwei jugendliche, männliche Hauptdarsteller.

Zum einen ist da Mosche Goldenhirsch, der zum Ende des ersten Weltkrieges in Prag geboren wird. Seine Eltern ...

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen und hat zwei jugendliche, männliche Hauptdarsteller.

Zum einen ist da Mosche Goldenhirsch, der zum Ende des ersten Weltkrieges in Prag geboren wird. Seine Eltern sind gläubige Juden, sein Vater ist ein Rabbi, der sich sehr sorgt, dass sein Sohn den Glauben nicht richtig ernst nehmen könnte. Aber Mosche will Zauberer werden und Mentalist. Er schließ sich einem Zirkus na, um zu lernen und sich aus der engen Welt seines Vaters zu befreien.

In der nahen Gegenwart ist der Hauptprotagonist Max, dessen Eltern sich gerade trennen. Max möchte aber, dass die beiden sich wieder versöhnen. Als er von dem großen Zauberer Zabbatini hört, beschließt er diesen zu suchen und ihn zu bitten, seine Eltern mit einem Zauber und mit Magie wieder zusammenzubringen.

Diese zwei Zeitebenen bieten dem Autor die Möglichkeit, einen langen Zeitraum gesellschaftlich und menschlich aufzuarbeiten. Er schreckt dabei auch vor Judenverfolgung und KZ-Aufenthalt nicht zurück. Durch die teilweise sehr kindliche Erlebniswelt der zwei Jungen bekommt das Buch allerdings trotz aller Dramatik eine naive und unverstellte Koloratur und der Leser muss immer wieder schmunzeln und lächeln, über die Ansichten und Erkenntnisse von Max und Mosche.

Langsam steuern die zwei Handlungsstränge und die zwei „Helden“ aufeinander zu. Im letzten Abschnitt treffen sie dann aufeinander und Max versucht mit Mosches Hilfe seine Idee in die Tat umzusetzen. Mehr will ich jetzt nicht verraten.

Der Erzählstil ist gut lesbar und trotz der jugendlichen Sichtweise nicht zu einfältig und platt. Ein bisschen hat mich gestört, dass der Autor nicht immer die Handlung der Protas so beschreibt, dass ich sie ganz nachvollziehen konnte. Manchmal passieren Zufälle, die ich etwas gestellt fand. Und vor allem die Welt von Mosche wird mir zu wenig differenziert beschrieben. Ich finde Bücher in und um den zweiten Weltkrieg immer sehr interessant aber hier hat mir etwas die Intensität gefehlt. Das Berlin 1943 kam bei mir nicht an. Max in den USA passte da schon besser.
Ein interessantes Debüt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Hauch von Magie

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Mosche wird Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Sohn eines Rabbiners in Prag geboren. Bald ist er auf der Flucht, vor der strengen Hand des Vaters, des lieblosen Familienlebens. Er landet in der bezaubernden ...

Mosche wird Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Sohn eines Rabbiners in Prag geboren. Bald ist er auf der Flucht, vor der strengen Hand des Vaters, des lieblosen Familienlebens. Er landet in der bezaubernden Welt des Zirkus, entdeckt seine Liebe zur Magie, zur Illusion. Illusion ist auch die Sicherheit, in der er sich wiegt. Denn der Antisemitismus macht auch vor dem Zirkus nicht Halt.
Etliche Jahrzehnte später steht der Junge Max vor den Trümmern seiner Familie. Seine Eltern wollen die Scheidung. Klar, dass Max das nicht einfach zulassen kann. Ein Zauber muss her, der größte Liebeszauber der Welt. Den kennt aber nur einer, der große Zabbatini.

Bergmann nimmt uns mit in die Welt der Illusionen, der magischen Tricks und Mentalisten. Immer liegt ein Hauch von Magie in der Luft, auch wenn die harte Realität Zabbatini einholt. Das Ganze wird von einem feinen Humor begleitet, der so manche Gegebenheit entschärft. Trotzdem verschließt Bergmann nie die Augen vor den Grausamkeiten, die Zabbatinis Weg kreuzen.
Zabbatini ist kein durchweg liebenswerter Charakter, er hat viele Fehler, neigt oft zum Egoismus, ist mit dem Alter knurrig geworden. Gerade diese realitätsnahe Gestaltung macht ihn aber umso greifbarer, welcher Mensch ist schon fehlerfrei? Max bleibt etwas blass, obwohl auch er große Momente hat, in denen er mit seiner Pfiffigkeit glänzen darf. Die beiden geben ein herrliches Team ab und man schaut ihnen gerne zu.
Die Geschichte springt zwischen den heutigen Ereignissen und Zabbatinis Vergangenheit hin und her, sodass sich erst durch das Zusammenspiel der beiden Erzählstränge das große Ganze entspinnt. Mir hat dieser Kniff gut gefallen und nicht nur wegen den dadurch entstandenen Cliffhangern musste ich einfach immer weiter lesen. Der Autor hat mit seinem Auge fürs Detail, seiner Art zu erzählen und der bezaubernden Atmosphäre einen tollen Debutroman geschrieben, dem hoffentlich noch weitere folgen werden.