Harriet und Wyn - Wyn und Harriet - schon seit dem College kann man nicht den einen ohne den anderen nennen, denn sie sind das Traumpaar schlechthin. Doch das sie sich bereits vor einem halben Jahr getrennt haben, haben sie ihren Freunden verschwiegen. Nun steht der jährliche Cliquenurlaub an und Harriet ist der festen Überzeugung, dass Wyn diesen abgesagt hätte. Kaum im Ferienhaus ihrer Freundin Sabrina angekommen, muss sie jedoch feststellen, dass Wyn wohl seine Meinung geändert hat, denn er steht ihr direkt gegenüber. Zu ihrer Überraschung hat Sabrina auch gleich das schönste Zimmer des Hauses für die beiden reserviert und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als so zu tun, als wären sie noch zusammen. Denn schließlich möchten sie den gemeinsamen Urlaub nicht verderben.
Sowohl Cover als auch Klappentext versprachen eine RomCom und gerade auch zu Beginn gibt es durchaus noch die ein oder andere Szene die mich schmunzeln ließ. Doch je intensiver man in die Geschichte liest, desto mehr spürt man, dass es eben nicht nur eine humorvolle Geschichte mit viel Situationskomik ist, sondern tatsächlich auch ganz viel Tiefgang erhält.
Hier kommt so einiges zusammen, von sich langsam auseinander lebenden Freunden, Trennung, Depression, zu hohe Erwartungen, nicht erfüllten Träumen und noch mehr. Schnell spürt man auch, dass Wyn Harriet alles andere als egal ist und auch umgekehrt spürt man, dass auch in Wyn noch Gefühle für Harriet stecken. Während des Lesens stellte ich mir also permanent die Frage: warum sind diese beiden getrennt? Was ist wirklich passiert? Die konkreten Antworten hierauf, erhält man dann erst relativ weit zum Ende hin. Ansonsten begleitet diese Frage einen durch die gesamte Geschichte wie ein roter Faden.
Aufgrund der Vielzahl der angesprochenen Themen, die das Buch verarbeitet, hat es durchaus einen gewissen Tiefgang, auch wenn ich nachher den Eindruck hatte, die Autorin wollte viel zu viel auf einmal erzählen. Trotzdem hat mich das Buch sehr gut unterhalten und ich habe es in einem Rutsch an einem Nachmittag gelesen.
Lesen lässt sich die Geschichte ganz hervorragend, denn Autorin Emily Henry schreibt unheimlich einnehmend und lebendig. Charaktere und Ereignisse verfolgt man aus der Sicht der Protagonistin Harriet in der Ich-Perspektive. Für mich konnte die Autorin auf jeden Fall Gefühle hier hervorragend transportieren.
So fühlte ich mich ziemlich schnell mit der ehrgeizigen Harriet verbunden, deren Wunsch es schon immer war, eines Tages Hirnchirurgin zu werden. Doch hinter allem Ehrgeiz steckt ein unheimlich harmoniebedürftiger Mensch, der stets versucht, es allen recht zu machen und überall und bei jedem, bei dem Streitigkeiten aufkommen, diese im Keim zu ersticken. Natürlich basiert das ganze auch auf ihrem Elternhaus, in dem ihre Eltern zwar alles gaben, damit es den beiden Töchtern materiell an nichts mangelte, doch wirkliche Nähe einfach nicht zugelassen wurde. Ich mochte Harriet unheimlich gern und konnte ihren Handlungen sehr gut folgen.
Aber auch Wyn und die vier weiteren Freunde der Clique waren sehr sympathisch und man fühlte sich mit ihnen Wohl, auch wenn man durchaus den Eindruck hatte, dass auch innerhalb der Freundschaft etwas brodelte. Denn es ist oft schon vorprogrammiert, dass wenn man seinen Lebensweg weitergeht, Kontakte zu alten Freunden abnehmen. Natürlich stecken auch hier ein paar Überraschungen dahinter und insgesamt war das Verhalten der Charaktere nachvollziehbar und glaubwürdig.
Mein Fazit: auch wenn ich Emily Henrys Roman nicht als locker-leichte RomCom betiteln würde, hat mir der Roman sehr gut gefallen. Natürlich gibt es immer wieder Szenen, die beim Lesen schmunzeln lassen, aber auch ernstere Themen finden hier Raum. Für mich teilweise ein wenig zu viel und es dauerte mir auch einfach zu lange, bis Harriet und Wyn wirklich über ihre Probleme miteinander gesprochen haben. Nichtsdestotrotz hat mich aber das Buch so gut unterhalten, dass ich es in einem Rutsch gelesen habe. Insgesamt ein heiter-ernster Wohlfühlroman zum Mitfühlen und Nachdenken.