Das neue Kinderbuch von Emma Carroll hatte ich mich im neuen Programm des Thienemann-Esslinger Verlags sofort angelacht. Von der Autorin hatte ich bisher noch kein Buch gelesen. Ihr bei uns in Deutschland zuerst erschienenes Werk (Nacht über Frost Hollow Hall) steht leider noch ungelesen in meinen Regal. „Das Geheimnis der roten Schatulle“ sollte also mein erstes Buch von Emma Carroll werden. Da stand für mich einfach sofort fest, dass ich es unbedingt lesen möchte.
Wir schreiben das Jahr 1783. Die 12-jährige Elsa, oder auch Elster genannt, lebt auf der Straße und hat sich, um zu überleben, zu einer äußerst geschickten Diebin entwickelt. Bis auf ihren gefiederten Freund Coco, den Hahn, ist das Mädchen ganz auf sich alleine gestellt. Eine Familie besitzt sie nicht mehr. Als Diebin hat sich Elsa mittlerweile einen richtigen Namen gemacht und so kommt es, dass eine mysteriöse Frau sie um ihre Dienste bittet. Gegen Bezahlung, versteht sich. Elsas Auftrag? Sie soll in die herrschaftliche Villa der Brüder Montgolfier einbrechen und dort eine geheimnisvolle rote Schatulle stehlen. Das Vorhaben gelingt nur halb, denn Elsa wird während ihrer Tat erwischt. Zum Glück kann sie noch rechtzeitig flüchten. Die Schatulle ist bei ihrer Flucht allerdings in der Villa zurückgeblieben, aber wenigstens konnte Elsa einige Papiere, die sich in ihr befanden, mitgehen lassen. Ihre Auftraggeberin aber ist enttäuscht. Ging es ihr also nur um die Schatulle und gar nicht um deren Inhalt?
Durch einen weiteren Vorfall wird Elsa kurz darauf erneut in die Montgolfier-Villa gelangen. Dieses Mal nicht als Diebin, sondern als Verletzte. Nach ihrer Genesung erhält sie eine Stelle als Dienstmädchen und freundet sich mit dem Jungen Pierre an, den Sohn einer der Montgolfier-Brüder. So nach und nach erfährt Elsa, was es mit der roten Schatulle und den Papieren auf sich hat. Die Montgolfier-Brüder sind gerade dabei, den ersten Heißluftballon der Geschichte zu bauen. Leider scheiterten ihre bisherigen Versuche und der Druck wird zunehmend größer - die Engländer verfolgen nämlich dasselbe Vorhaben. Ob die geheimnisvolle Frau wohl eine Spionin war? Elsa wird ihrer Auftraggeberin während ihres großes Abenteuers erneut begegnen und dabei in große Gefahr geraten.
„Nacht über Frost Hollow Hall“ wird definitiv nicht mehr allzu lange ungelesen in meinem Regal stehen bleiben. Mit „Das Geheimnis der roten Schatulle“ konnte mich Emma Carroll hellauf begeistern. Wenn ihr anderes Buch genauso wundervoll ist, wovon ich sehr ausgehe, kann ich mich auf weitere, richtig schöne Lesestunden freuen.
Meine Erwartungen konnten hier komplett erfüllt werden, sogar mehr als das, sie wurden sogar noch übertroffen. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen und hatte so viel Spaß dabei.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der 12-jährigen Elsa. Zu Beginn des Buches nennt sie sich noch Elster, ein absolut passender Name für sie, da sie eine sehr geschickte Diebin ist. Ich nenne sie hier aber jetzt einfach mal Elsa, da sie auch im Klappentext so genannt wird und sie auch im größten Teil des Buches auf diesen Namen hört.
Mit Elsa ist der Autorin eine so wundervolle Protagonistin gelungen! Elsa ist sympathisch, sie ist mutig, selbstbewusst, extrem clever und einfach so jemand, der sich sofort ins Leserherz schleicht. Ich mochte Elsa wirklich von den ersten Seiten an richtig gerne und habe sie zutiefst für ihre Stärke bewundert. Elsa führt ein alles andere als einfaches Leben, sie muss auf der Straße ums Überleben kämpfen, ist ganz auf sich alleine gestellt und besitzt nichts als die Kleider, die sie am Leib trägt. Besonders gut an ihr gefallen hat mir, dass sie bereit ist, für ihre Ziele zu kämpfen und sich nicht unterkriegen lässt. Ja, vor Elsa kann man wirklich nur den Hut ziehen.
Sehr cool fand ich ja, dass sie einen Hahn besitzt. Als großer Vogelfreund hat es mich natürlich ganz besonders gefreut, dass Elsa einen gefiederten Freund an ihrer Seite hat. :)
Neben unserer Buchheldin konnte mich die Autorin auch mit den Nebencharakteren komplett überzeugen. Wen ich sofort in mein Herz geschlossen habe, ist Pierre, der Sohn einer der Montgolfier-Brüder. Pierre ist ein super lieber Junge, er war neben Elsa eindeutig mein Lieblingscharakter. Ihn und Elsa wird innerhalb kurzer Zeit eine wunderschöne Freundschaft verbinden, was mich vor allem für Elsa unheimlich gefreut hat.
Die anderen Charaktere, denen wir in diesem Buch begegnen dürfen, sind teilweise herrlich schräg. Sehr amüsant fand ich Marie Antoinette. Ja, wir dürfen hier tatsächlich die Bekanntschaft der Königin von Frankreich machen. Als wirklich sympathisch habe ich sie nicht empfunden, aber ihre komische Art hat mich bestens unterhalten.
Wen ich überhaupt nicht leiden konnte, ja, wen ich sogar gruselig fand, war Elsas geheimnisvolle Auftraggeberin. Da werde ich allerdings nicht näher ins Detail gehen, da ich auf gar keinen Fall zu viel von der Handlung verraten möchte.
Die Story konnte mich komplett überzeugen. Es spricht wohl eindeutig für die Handlung, dass ich das Buch innerhalb eines Tages durchgesuchtet habe, oder? :D
Die Geschichte ist richtig spannend, sie lädt durchweg zum Mitfiebern ein, sie ist witzig, abenteuerlich und so schön! Und geschichtlich. Okay, klar, vieles entspricht hier natürlich nicht der Wahrheit, sondern ist der Fantasie der Autorin entsprungen (hier sei noch kurz angemerkt, dass die Idee des Buches nicht von Emma Carroll stammt, sondern von Neal Jackson, dem Gewinner des Ideenwettbewerbs The Big Idea Competition. Dies wird in einem Nachwort hinten im Buch erzählt).
Ein paar Fakten entsprechen hier aber durchaus der Wahrheit wie zum Beispiel, dass Tiere bei der ersten Heißluftballonfahrt dabei waren. Und die Montgolfier-Brüder gab es natürlich wirklich. Insgesamt aber ist das Buch doch sehr fantasievoll. Ich finde diese Vermischung aus Wahrheit und Fantasy einfach nur große klasse. Das Lesen macht hier so viel Spaß, da kann ich mich gar nicht oft genug wiederholen.
Für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren bietet sich das Buch wunderbar zum Selberlesen an. Der Schreibstil ist herrlich, er ist einfach, flüssig, humorvoll und liest sich richtig angenehm. Sehr gefreut hat mich, dass die Kapitel schön kurz sind. Ich bin ja überhaupt kein Fan von langen Kapiteln. Die Kapitelanfänge zieren übrigens kleine Illustrationen von Heißluftballons und Schatullen. Die haben mir richtig gut gefallen. Die Verena Körting, die auch das Cover gemalt hat, kann schon echt toll zeichnen.
Fazit: Meine Erwartungen konnten hier komplett erfüllt werden, ich bin so begeistert von dem Buch. Es ist spannend und abenteuerlich, es ist witzig und durchweg mitreißend. „Das Geheimnis der roten Schatulle“ vereint sehr gekonnt geschichtliche Ereignisse mit fantasievollen Ideen, sodass ein richtig schöner Abenteuerschmöker für Groß und Klein zustande kommt. Meiner Meinung nach ist das Buch nicht nur für Kinder ab 10 Jahren, sondern auch für eine deutlich ältere Zielgruppe absolut lesenswert. Ich hatte hier jede Menge Spaß beim Lesen und freue mich schon sehr auf die weiteren Werke der Autorin. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!