Inhalt:
Als Katja in den 1930er in Kiew aufwächst, scheint die Welt es wirklich gut mit ihr zu meinen. Während sie mit ihrer Familie das glückliche Landleben einer kleinen Bauernfamilie lebt, findet sie in dem Jungen, den sie kennt, seit sie klein ist, die große Liebe. Doch während Hochzeiten anstehen und das Familienglück perfekt scheint wird Katjas Welt immer mehr von Stalins Politik getrübt und schon bald lassen sich die bittere Armut, der Hunger und der Tod nicht mehr verbergen. Alles soll dem Kollektiv unterworfen werden, doch schon bald müssen die Ukrainer feststellen, dass es um mehr geht, als Kommunismus, es geht um ihren Tod.
Jahrzehnte danach, versuch Cassie, die selbst vom Schicksal gebeutelt wurde, die wohlgehütete ukrainischen Vergangenheit ihrer Großmutter aufzuarbeiten, doch welches Grauen und welches Leben sich dahinter verbirgt scheint unbegreiflich.
Meinung:
Mit diesem Buch hat die Autorin Erin Litteken nicht nur eine fabelhaft erzählte Geschichte geschaffen, sie hat auch ein fiktives Zeitzeugnis der Ereignisse der 1930er Jahre in der Ukraine geschaffen, einer Zeit, die viel zu wenig Aufmerksamkeit in der historischen Aufarbeitung bekommen hat und das heute im Jahre 2022 geradezu frappierend aktuell ist und gerade deshalb so unheimlich schmerzt.
Man muss definitiv sagen, dass die Stärke der Autorin darin besteht, das Schicksal in den Jahren rundum 1929ff. zu beschreiben, dieses wirkt so unglaublich authentisch und gut recherchiert, dass ich das Buch tatsächlich oft pausieren musste, da ich das Grauen kaum mehr ertragen konnte. So habe ich am Anfang oft noch bittere Tränen vergossen, zum Schluss war ich geschockt und emotional so aufgewühlt und betroffen, dass ich nicht einmal mehr zu einer Träne fähig war. Wenn ein Buch eine solche Emotionalität beim Leser auszulösen weiß, dann handelt es sich wirklich um große Literatur.
Die Autorin schafft es die Historie der damaligen Zeit so plastisch, versiert und nah an den wirklich stark und lebendig gezeichneten Protagonisten zu erzählen, dass man sich mit ihnen in den 1930er Jahren wähnt und beinahe Angst davor hat, die nächste Seite umzublättern, natürlich schwingt dabei auch stets das aktuelle Tagesgeschehen, wie ein dunkler Schatten bei der Lektüre mit.
Der andere Erzählstrang der Jahre rundum 2004 ist ebenfalls sehr schön erzählt, wenn auch nicht ganz so brillant, weiß aber dennoch durch viel Herz und Nahbarkeit, sowie liebenswerte Charaktere zu überzeugen.
Für mich definitiv eines der besten Bücher des Jahres, welches es geschafft hat mir für eine solch wichtige Historie die Augen zu öffnen und dieses nahbar in mein Gedächtnis einzubringen.
Eine Geschichte und ihre Charaktere, die ich sicherlich so schnell nicht vergessen werde und die eine festen Platz in meinem Leserherz bekommen haben!
Fazit:
Lesen!