Cover-Bild Letzte Ehre
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Weibliche Ermittler
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 270
  • Ersterscheinung: 10.05.2021
  • ISBN: 9783518429907
Friedrich Ani

Letzte Ehre

Roman

Die siebzehnjährige Finja Madsen ist nach einer Party nicht nach Hause gekommen. Es gibt keine Zeugen, keine äußeren Anhaltspunkte dafür, was mit ihr passiert ist. Die Ermittlungen stecken fest. Oberkommissarin Fariza Nasri vernimmt Personen aus dem Umfeld der Vermissten, darunter auch den Freund der Mutter, Stephan Barig. In dessen Haus hat die Party stattgefunden, während er das Wochenende mit zwei Bekannten auf dem Land verbrachte. Barig gibt gewissenhaft Auskunft. Nasri hört zu, stellt Fragen – und ist sich mit einem Mal sicher, dass der Mann lügt. Doch hat er wirklich etwas mit dem Verschwinden der jungen Finja zu tun, oder verbirgt er etwas ganz Anderes?

Die Suche nach einem verschwundenen Mädchen wird mehr und mehr zu einem Horrortrip durch die Abgründe männlicher Machtfantasien und die Verwüstungen, die sie hinterlassen. Fariza Nasri gerät in einen Strudel der Gewalt, der sie immer weiter mitreißt, bis sie darin zu ertrinken droht. Ein packender, schmerzhafter und düsterer Roman.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2021

Wieder ein perfekter Ani!

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Wieder einmal habe ich mit großer Begeisterung ein Ani-Buch verschlungen...
Finja, ein 17jähriges Mädchen, verschwindet nach einer kleineren Party. Fariza Nasri ermittelt in dem Fall, weil man davon ausgeht, ...

Wieder einmal habe ich mit großer Begeisterung ein Ani-Buch verschlungen...
Finja, ein 17jähriges Mädchen, verschwindet nach einer kleineren Party. Fariza Nasri ermittelt in dem Fall, weil man davon ausgeht, dass das Mädel Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Nasri ist Verhör-Spezialistin, weil sie extrem gut zuhören und beobachten kann. Schon nach kurzer Zeit beschleicht sie das Gefühl, dass einer der Hauptzeugen nicht die Wahrheit spricht.

Ani besitzt die Fähigkeit, tief in die Seele seiner Protagonisten blicken zu lassen. Fariza Nasri ist schon aus anderen Romanen als Ermittlerin bekannt und hat keine blütenweiße Weste. Gerade das macht diese Figur jedoch so unglaublich spannend.
Beginnt dieser Roman mit der Aufklärung des Vermisstenfalles, so entstehen darüber hinaus weitere Fälle, mit denen Nasri sich beschäftigen muss.

Wie gewohnt ist auch dieser Roman kein Thriller oder Krimi im herkömmlichen Sinne. Etwas schade finde ich, dass der Verlag den Fehler begeht, ihn auf dem Bucheinband als solchen anzupreisen. In diesem Buch gibt es weder einen Strudel der Gewalt, der Nasri mitzureißen droht, noch einen Horrortrip. Stattdessen gibt es eine kunstvoll gewobene Story, die auf höchst langsame und subtile Weise Stück für Stück menschliche Abgründe offenlegt.
Ani ist in diesem Metier Meister seines Faches! Er schreibt ungeheuer sprachgewaltig und auch anspruchsvoll. Kein Buch, das man verschlingt wie einen 08/15-Thriller, den man jedoch genauso schnell auch wieder vergisst. Anis Bücher hallen lange nach.
Das Buch wird aus Erzählersicht der Ermittlerin Nasri geschrieben und besteht zu einem großen Teil aus Verhörprotokollen. Das hört sich erstmal fade und spannungsarm an, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ich habe lediglich 2mal angesetzt um es auszulesen und hätte gerne noch 100 Seiten mehr gelesen.

Fazit: Wer etwas anspruchsvollere Romane mit Krimi-Anklang sucht ist hier goldrichtig!

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Gewalt gegen Frauen

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Als Oberkommissarin hat Fariza Nasri selbst eigene Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht. Nachdem sie einen Kollegen angezeigt hatte, wurde sie strafversetzt, das Verfahren wurde eingestellt. Inzwischen ...

Als Oberkommissarin hat Fariza Nasri selbst eigene Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht. Nachdem sie einen Kollegen angezeigt hatte, wurde sie strafversetzt, das Verfahren wurde eingestellt. Inzwischen ist sie wieder zurück im Münchener Dezernat. Die 17-jährige Finja Madsen wird vermisst, nachdem sie eine Party im leerstehenden Haus des Lebensgefährten ihrer Mutter, Stephan Barig, gegeben hatte. Fariza deckt Ungereimtheiten auf, mit wem und wie lange Finja sich im Haus aufgehalten hat. Das Alibi von Stephan Barig wird von seinen Männerfreunden bestätigt, die sich regelmäßig in einer Hütte mit einer Prostituierten trafen. Gewalt gehörte immer dazu, besonders Stephan war der Initiator. Die Beleuchtung von Stephans Leben ergab, dass sein Vater vor Jahren bei einem Bergausflug in den Abgrund stürzte und starb. Wurde dort nachgeholfen? Mitten in diesen Ermittlungen hinein gibt es einen Überfall mit massiver Gewaltanwendung im eigenen Schlafzimmer auf ihre beste Freundin Catrin, die auf der Intensivstation ums Überleben kämpft. Erst einen Tag zuvor hat sie ihr berichtet, dass sie einen Liebhaber hat, der sie nun nicht mehr in Ruhe lässt.
Fariza hat die besondere Fähigkeit zuzuhören, durch geschickte Fragen, durch ihre Empathie, durch ihre Geduld und Schweigen, von Zeugen oder Beschuldigten viele Informationen zu erhalten, am Ende möchten sie förmlich ihre Last von der Seele reden. Verschiedene, teils länger zurückliegende Ereignisse von sexuelle Taten an Frauen und jungen und jüngsten Mädchen sind das vorherrschende Thema dieses Romans und das, was es mit den Seelen der Frauen und ihrem weiteren Lebensweg macht. Der Mann Friedrich Ani kann sich auf besondere Weise in die Psyche dieser Frauen hineinversetzen, seine Sprache ist ganz besonders und sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Roman über die Abgründe menschlicher Psyche

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REZENSION – Die psychologischen Hintergründe ihres Handelns und die Untiefen im Leben seiner Charaktere standen beim deutschen Bestseller-Autor Friedrich Ani (62), der sich selbst als Kriminalschriftsteller ...

REZENSION – Die psychologischen Hintergründe ihres Handelns und die Untiefen im Leben seiner Charaktere standen beim deutschen Bestseller-Autor Friedrich Ani (62), der sich selbst als Kriminalschriftsteller bezeichnet, schon immer im Vordergrund seiner Werke. Doch Krimis im herkömmlichen Sinn sind sie alle doch eher nicht. So ist es nur folgerichtig, dass der Suhrkamp-Verlag auch Anis neuestes, im Mai veröffentlichtes Buch „Letzte Ehre“ nicht als Krimi, sondern als Roman ausweist. Es ist ein unwahrscheinlich düsterer, in Teilen vielleicht sogar schockierender Roman. Düster nicht deshalb, weil der Autor die Geschehnisse in brutalen Einzelheiten beschreiben würde, obwohl ihm hier jede Möglichkeit gegeben wäre. Schließlich geht es um Abgründe männlicher Machtfantasien und Gewalt gegen Frauen sowie um Racheakte dadurch physisch und psychisch zerstörter Opfer. Doch das Brutale bleibt bei Ani unausgesprochen, wird nur verklausuliert angedeutet. In scheinbar harmlosen Gesprächen deutet sich das Grauen wie die Spitze eines Eisberges nur an. Es ist also weniger das Geschriebene als vielmehr unser Wissen um solche Verbrechen, unser eigenes Vorstellungsvermögen, unser Weiterdenken beim Lesen, was diesen Roman so faszinierend und fesselnd wirken lässt.
Alles beginnt mit einer klassischen Zeugenvernehmung im Münchner Kommissariat 101 durch Oberkommissarin Fariza Nasri, die bereits in Anis Roman „All die unbewohnten Zimmer (2019) erstmals erschien, im neuen Roman aber als Erzählerin auftritt: Die 17-jährige Finja Madsen bleibt nach einer Party verschwunden. Nasri vernimmt Personen aus dem Umfeld der Vermissten, darunter auch den Freund der Mutter, Stephan Barig. In dessen Haus hatte die Party stattgefunden, während er selbst nachweislich das Wochenende mit zwei Freunden im Wochenendhaus auf dem Land verbracht hatte. Barig, ein unangenehmer Macho, der sich als erfolgreicher „Frauenaufreißer“ sieht, gibt gewissenhaft Auskunft, hat er doch nichts zu verbergen. Oder doch? Nasri ist sich bald sicher, dass er etwas verbirgt.
Eigentlich wollte Friedrich Ani nach eigener Aussage „einen Roman über das Handwerk der Vernehmung im weiteren Sinne schreiben“. So ist zu verstehen, dass es in „Letzte Ehre“ keine in Krimis übliche Action gibt, sondern der Roman sich weitestgehend im Vernehmungszimmer 214 des Münchner Kommissariats 101 abspielt und das Geschehene erst aus den Gesprächen Nasris mit verschiedenen Zeugen erkennbar wird. Wir erfahren von BDSM-Sexspielen, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und sogar Leichenschändung, ohne dass auf irgendeiner der 270 Seiten einer dieser Ausdrücke fällt. Zurück bleibt nach manchem Verhör ein Scherbenhaufen – wie bei Ines Kaltwasser: „Je länger sie sprach …, desto mehr zersplitterte ihre Stimme; am Ende blieben die Scherben eines lebenslangen Schweigens in Zimmer 214 zurück.“
Spuren ihres aufreibenden Lebens als Verhörspezialistin, so manche persönliche Kränkung und Verletzung der schon einmal strafversetzten Oberkommissarin, haben nicht zuletzt bei der 58-jährigen Fariza Nasri, übrigens wie Ani selbst Kind eines syrischen Vaters, tiefe psychische Spuren hinterlassen: „Wir sind alle verbeult, jeder auf seine Weise, und wir kaschieren unsere Beulen, jeder auf seine Weise. …. Geschult in Unerschrockenheit, trugen wir zum Selbstschutz eiserne Masken.“ Doch in Anis neuem Roman kann selbst diese „eiserne Maske“ sie nicht mehr schützen: Nasri, die mit ihrer Arbeit allen Verbrechensopfern eine „Letzte Ehre“ erweisen will, wird psychisch selbst zum Opfer.
Friedrich Ani hat in seinem literarisch hochwertigen, stilistisch wieder faszinierenden und deshalb empfehlenswerten Roman mit Fariza Nasri eine interessante Figur geschaffen, die als neue Serienfigur die Reihe seiner bisherigen Ermittler Polonius Fischer, Tabor Süden und Jakob Franck ausgezeichnet ergänzt. Der eigenartige Schluss des Romans „Letzte Ehre“ lässt auf Fortsetzungen hoffen, zumal Ani im Zeitungsinterview schon verraten hat: „Jetzt gibt es mehr Details über ihr Leben, und natürlich ist sie .… noch lange nicht auserzählt. “

Veröffentlicht am 27.05.2021

Ein Gewalt-iges Buch

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Eine scheinbar unfassbar geduldige Kommissarin
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Es beginnt mit der Suche nach Finja Madsen. Die Siebzehnjährige verschwindet nach einer Party spurlos. Oberkommissarin ...

Eine scheinbar unfassbar geduldige Kommissarin
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Es beginnt mit der Suche nach Finja Madsen. Die Siebzehnjährige verschwindet nach einer Party spurlos. Oberkommissarin Fariza Nasri vernimmt auch den Freund der Mutter, Stephan Barig, in dessen Haus die Party stattgefunden hat. Barig ist überheblich und frauenverachtend und Fariza kommen Zweifel an seinen Aussagen. Sie ist sehr geduldig in ihren Vernehmungen und erkennt Lügen schnell. Doch auch in ihrem Leben gibt es etwas Verborgenes, dass ihr zu schaffen macht. Der Fall Finja wird gelöst.

Auch im zweiten Teil spielt Barig eine Rolle. Bei den Ermittlungen um einen schon länger zurückliegenden Todesfall vernimmt Fariza eine ältere Frau. Das seelische Leiden dieser Frau schmerzt beim Lesen. Die Unmöglichkeit, der Gewalt entrinnen zu können, und die immer lauernde Gefahr der Misshandlung und Ausbeutung ist grauenhaft. Die Ohnmacht und die Hoffnungslosigkeit waren für mich kaum vorstellbar.

Der dritte Teil stellt den Bezug zu dem Cover her und spielt sich in Farizas privatem Umfeld ab. Der Horrortrip in menschliche Abgründe geht weiter.

Friedrich Ani schreibt von abgrundtiefem Leid und Elend. Die Schicksale seiner Figuren sind schmerzhaft und hinterließen in mir ein Gefühl von Wehrlosigkeit. Hoffnungslos und düster - und ein fesselnder Lesestoff.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Aufwühlend und anspruchsvoll

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Ein Fall, der Fariza Marie Nasri hart anpackt: ein verschwundenes junges Mädchen, nach einem Wochenende im Haus des Lebenspartners ihrer Mutter fehlt von Finja jede Spur. Besagter Freund ist ihr nicht ...

Ein Fall, der Fariza Marie Nasri hart anpackt: ein verschwundenes junges Mädchen, nach einem Wochenende im Haus des Lebenspartners ihrer Mutter fehlt von Finja jede Spur. Besagter Freund ist ihr nicht geheuer, sie spürt das irgendetwas nicht stimmt, forscht nach, stößt auf einen Zwischenfall in einem Lokal mit einer Frau und gräbt immer tiefer und tiefer in Abgründe. Dabei gerät sie so tief, dass sie sich fast selbst verliert, mindestens taumelt und schwankt, in ihrer nach wie vor unsicheren Position bei der Kriminalpolizei München nach ihrem Exil in der bayrischen Provinz. Dann trifft sie noch ein persönlicher Schlag und plötzlich kämpft sie an drei Fronten: einem unter unklaren Umständen verschwundenes Mädchen, eine Frau mit einem dunklen Geheimnis und eine Freundin, der Schreckliches zugestoßen ist, und die eventuell auch mit einigem hinter dem Berg gehalten hat. Fariza wühlt sich durch den Sumpf fremder und eigener Angst, gefühlt immer am Rande des Abgrundes, in der Gefahr abzurutschen und sich selbst zu verlieren, ihren Beruf gar nicht mehr richtig ausfüllen zu können.
So entsteht nicht nur ein Kriminalfall, in dem die Ermittlung nicht im Vordergrund steht, sondern auch ein psychologisch hoch interessantes Porträt und ein ganz anderes Leseereignis. Ein Roman von Friedlich Ani ist eben nicht einfach nur ein Krimi, nicht nur seichte Unterhaltungsliteratur. Es ist ein Spannungsroman mit literarischen Qualitäten, die man dem Genre eigentlich (warum eigentlich genau?) abspricht, als könnten Spannung oder Brutalität oder Grausamkeit nicht auch mit Anspruch gepaart sein. Weit gefehlt, wie „Letzte Ehre“ wieder beweist. Das Thema ist grauenvoll, psychologisch mitreißend und gekonnt aufbereitet, so dass einem beim Lesen der Atem stockt. Opfer und Ermittler ziehen den Leser in einen Bann, von dem man sich am liebsten schnell lösen möchte. Man spürt jeden inneren Kampf – und das Aufgeben, die Kapitulation, die Niederlage, Abscheu und Ekel. Es bleiben sehr realitätsnah nur Verlierer. Das Ende bringt nochmals einen vollkommen unerwarteten Showdown, der dringend der Aufklärung bedarf… ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!
Fazit: wie schon bei „All die unbewohnten Zimmer“ kann ich sagen, dass man vielleicht wissen sollte, mit welcher Art Buch man es hier zu tun bekommt. Wer gerne Krimis nach Schema F liest, für wen die kulinarischen Ergüsse der Ermittle das Salz in der Suppe sind und ein möglichst immer gleich verlaufender Spannungsbogen aus Fall – Ermittlung – Krise – Auflösung wichtig ist, dazu noch ein möglichst harmonisches Privatleben und ein krimimäßiges Happy-End, der wird auch hier eventuell nicht glücklich. Mag man Krimis, die aus dem Rahmen fallen – auf jeden Fall. Mag man eigentlich gar nicht so wirklich Krimis, dann liest man hier einen anspruchsvollen Roman, der eben im Umfeld der Kriminalpolizei spielt und es passt.

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