Es brennt an allen Ecken ...
Die gesellschaftlichen Empfänge im Haus von Botschafter Stephen Keller sind normalerweise Schauplätze gepflegter Konversation, gutem Essen und einer illustren Gästeschar. Als ein Feuerteufel ausgerechnet ...
Die gesellschaftlichen Empfänge im Haus von Botschafter Stephen Keller sind normalerweise Schauplätze gepflegter Konversation, gutem Essen und einer illustren Gästeschar. Als ein Feuerteufel ausgerechnet bei Kellers sein Unwesen treibt, liegt der Verdacht der Brandstiftung nahe. Doch wie sollen die Ermittlungen erfolgreich sein, wenn sie durch die Immunität, die alle Gäste genießen, ausgebremst werden. Und dann gibt es da auch noch ein Foto auf Twitter, das nur für ein paar Sekunden viral gegangen ist und trotzdem für große Aufruhr sorgt...
Gabriele Kasperski nimmt ihre Leser:innen mit auf das diplomatische Parkett und zeigt ihnen, dass sich selbst die gewieftesten Botschafter:innen auf dünnem Eis bewegen und über so manchen Kieselstein stolpern können.
Der Fall ist sehr komplex angelegt und erfordert viel Aufmerksamkeit von den Leser:innen, denn hier liegt der Teufel im Detail. Eine gute Kombinationsgabe ist wichtig, um die Zusammenhänge zu erkennen und herstellen zu können.
Dabei sind die im Buch angesprochene Themen aktueller denn je - Wirtschaftskriminalität, Plagiatsvorwürfe und Gewalt gegen Frauen finden leider immer häufiger den Einzug in die täglichen Nachrichtenmeldungen und zeigen das wahre Gesicht der Täter, das sich hinter dem meist schönen Schein verbirgt.
Gabriele Kasperski lässt ihre Leser:innen die subtile Bedrohung immer wieder spüren, die von den Unterdrückern ausgeht und die niemals ihre Wirkung verfehlt. Die Angst sitzt im Nacken und verursacht Beklemmungen und ein ungutes Gefühl beim Lesen. Manche Szenen erinnern an die frühere Affäre des Schweizer Botschafters Thomas Borer, der sich letztendlich selbst mit einem "Ausrutscher" zu Fall gebracht hat.
Auch zeigt sie, wie einfach es ist, sich ein wehrloses, unschuldiges Kind mit einfachsten Mitteln gefügig zumachen und für die eigenen niederen Belange zu missbrauchen. Henri übernimmt unfreiwillig das Handeln des Hänsel aus dem Märchen "Hänsel & Gretel" und legt eine Spur, die nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter und alle anderen, die ihnen ein sicheres Zuhause bieten wollen, in höchste Gefahr bringt.
Die Autorin legt viele Brandherde offen und gießt immer wieder Öl ins Feuer, um die Ermittlungen anzuheizen, für Diskussionen zu sorgen nicht nur Schnyder und Meier, sondern auch die Leser:innen in Atem zu halten. Das Erzähltempo passt sich dabei den Flammen an - es beginnt mit einem kleinen Funken, der erst ein bisschen schwelt, dann zündelt, um anschließend gierig auf alles überzuspringen, was sich in den Weg stellt. Ein brandheißes Buch, das erneut zeigt, dass Gabriele Kasperski sich mit allen Spielarten der Krimikunst auskennt und ihre Leser:innen immer wieder aufs Neue überrascht.