4,5 Sterne
Angesprochen hat mich hier der Klappentext. Eine Frau die Probleme hat sich dem sozialen Leben anzupassen. Da kam gleich die Frage bei mir auf, Warum, Was ist da passiert. Dann noch eine angedeutete Liebesgeschichte, ...
Angesprochen hat mich hier der Klappentext. Eine Frau die Probleme hat sich dem sozialen Leben anzupassen. Da kam gleich die Frage bei mir auf, Warum, Was ist da passiert. Dann noch eine angedeutete Liebesgeschichte, die zum Glück so überhaupt nicht kitschig oder Raum einnehmend war.
Eleanor Oliphant, die letzte Überlebende - das war ich.
Eine glückliche Einzelkämpferin.
Seite 230
Zum Inhalt: Eleanor Oliphant ist ende 20 und lebt in Glasgow. Seit Jahren hat sie ihren Job in der Buchhaltung und ihre Tage verlaufen immer gleich. Ein Beispiel, freitags ist Pizza Tag und dazu gibt es am Wochenende den wohlverdienten Wodka, damit es sich besser schlafen lässt. Freunde und Familie gibt es nicht, doch da wäre noch Mummy, aber mit der kann sie nur telefonieren. Eleanor lebt in ihrem Schneckenhaus, bis sie einem Musiker begegnet. Ok, nur sie hat ihn wahrgenommen, doch sie merkt sogleich, er ist der Richtige. Und dies ist der Wendepunkt, denn nun passieren ganz viele Dinge in ihrem Leben.
Der Schreibstil von Gail Honeyman hat mir sehr gut gefallen. Sie verleiht Eleanor einen wunderbar trockenen Humor. Aus ihrer Sicht erzählt sie auch die Geschichte. So bekommt der Leser alle bedrückenden und teilweise auch seltsamen Gedanken von Eleanor mit. Wobei ich seltsam unter Vorbehalt sage, da sie für mich nachvollziehbar und schlüssig waren, wenn man den Kontext bedenkt, dies könnte aber auf jemand anderen anders wirken. Die Woge zwischen Humor und traurigen Szenen hält sich gut und der lockere Schreibstil trägt dazu bei, dass die Geschichte nicht zu bedrückend wirkt.
Wahrscheinlich fermentieren Tränen im Laufe der Zeit,
aus all dem angestauten Salzwasser wird bittere Säure, die einem langsam zersetzt,
Seite 406
Die Autorin hat es geschafft, mit Eleanor einen ganz besonderen Charakter zu schaffen. Mir war sie gleich sehr sympathisch. Wobei sie wohl nicht zu den Sympathieträgern im Allgemeinen zählt. Doch ich mag diese Art von Menschen, etwas schrullig, komisch, anders oder einfach besonders. Eleanor ist ein sehr ehrlicher Mensch und merkt oft nicht, wie sie ihre Mitmenschen damit verletzt. Noch dazu denkt sie, sie hätte die sozialen Gepflogenheiten drauf, doch da kommen manchmal ganz witzige Dinge bei raus. Sie kümmert sich kaum darum, was die anderen über sie denken. Doch es hat immer einen Grund, wieso ein Mensch so geworden ist, wie er ist und bei Eleanor verbirgt sie eine sehr traurige Vergangenheit dahinter.
Zur Geschichte: Rückwirkend muss ich sagen, es gab keine wirklichen Spannungselemente. Trotzdem hatte ich beim Lesen keine Hänger, wollte immer weiter lesen und erfahren, was da in ihrer Vergangenheit passiert ist. Es ist schön mit zu erleben, wie Eleanor langsam aus ihrem Schneckenhaus heraus kommt. Nicht weil ich denke, man müsste sich der Masse anpassen, sondern weil man merkt, wie es ihr besser damit geht. Wie sie langsam Freundschaften schließt und sich immer wohler fühl. Auch das Ende hat mit gefallen, da es sehr gut zur Geschichte gepasst hat.
Fazit:
Eleanor Oliphant, ein besonderer Name für eine besondere Frau und ein besonderes Buch.
Eleanor ist kein einfacher Charakter und ich schätze, viele werden sich an ihrer Art etwas stören oder sie nicht verstehen, trotzdem lohnt es sich in meinen Augen, sich auf sie und ihre Geschichte einzulassen. Weil sie einem zeigt, dass Menschen nicht einfach so sind, wie sie sind. Niemand ist einfach nur komisch, keiner passt nur in eine Schublade. Dinge haben einen Grund und bevor man beurteilt, sollte man vielleicht einfach mal akzeptieren.
Und genau deswegen fand ich es auch schade, dass die Autorin nicht noch genauer auf Mummy eingegangen ist. Deswegen nur 4,5 Weingummis.