Ein wunderbares Denkmal für ein besonderes Pferd
Als ich diesen Roman entdeckte, hat mich sofort das Titelbild in seinen Bann gezogen: ein schönes Pferd, das von einem dunkelhäutigen Mann am Halfter gehalten wird. Ich habe mich sofort gefragt, was diese ...
Als ich diesen Roman entdeckte, hat mich sofort das Titelbild in seinen Bann gezogen: ein schönes Pferd, das von einem dunkelhäutigen Mann am Halfter gehalten wird. Ich habe mich sofort gefragt, was diese beiden wohl verbinden mag und konnte mir vorstellen, dass es eine ganz besondere Beziehung zwischen ihnen geben muss.
Die kurze Inhaltsangabe hat mich dann bewogen, mich näher mit der diesem Roman zu Grunde liegenden Lebensgeschichte des amerikanischen Rennpferdes Lexington zu beschäftigen.
Die Autorin lässt in drei verschiedenen Erzählsträngen und ebenso vielen Zeitebenen teilhaben am Werdegang Lexingtons und verflechtet diese hervorragend und überzeugend mit den gesellschaftlichen Ereignissen der jeweiligen Zeitabschnitte.
Beginnend mit seiner Geburt und seinem Heranwachsen Mitte des 19. Jahrhunderts spielt der Sklavenjunge Jarret eine ganz besondere Rolle und wird zu seinem ständigen Begleiter/Betreuer durch die folgenden Jahre. Dabei lässt die Autorin teilhaben am alltäglichen Leben von Sklaven und dies auf eine sehr empathische Art und Weise. Dass auch der in dieser Zeit stattfindende amerikanische Bürgerkrieg, an dem Lexington und Jarret gemeinsam teilnehmen, eine wichtige Berücksichtigung findet, verleiht dem Geschehen eine glaubwürdige und überzeugende Authentizität. In diesem Zusammenhang eine gelungene Idee, den Maler Scott, von dem Lexington bereits mehrfach gemalt wurde, als Kriegsteilnehmer zu berücksichtigen und eine gute Verbindung zwischen dem Pferd und dem dann später entdeckten Gemälde von Lexington herzustellen.
Denn im zweiten, allerdings im Verhältnis zu den beiden anderen Zeitsträngen recht kurzen Zeitrahmen, entdeckt im Jahr 1954 die Galeristin Martha Jackson eines dieser Bilder von Lexington.
Dieses gelangt im Laufe der folgenden Jahre zu einem Ehepaar in Washington und wird im Jahr 2019 von der verbliebenen Witwe für die Müllabfuhr vor das Haus gestellt. Glücklicherweise aber gerettet von Theo, einem gegenüberliegend wohnenden Studenten. Fasziniert von dem abgebildeten Pferd lernt er bei seinen Recherchen die Paläontologin Jess kennen, die gerade damit beschäftigt ist, das Skelett eines Pferdes zusammenzufügen. Und es überrascht nicht wirklich, dass es sich hierbei um Lexington handelt. Ein interessanter, schöner und auch gelungener Abschluss.
Dieser Roman hat mich bewogen, mich ein wenig näher mit dem einstigen Rennpferd Lexington zu beschäftigen und ich war erstaunt, wie gekonnt reale Ereignisse mit fiktiven Elementen verknüpft wurden. Auch wenn ein Pferd im Mittelpunkt des Geschehens steht, so werden gerade die historischen Ereignisse aus seinen Anfangsjahren – mit all den schrecklichen Begleiterscheinungen von Sklaverei und dem amerikanischen Bürgerkrieg – hervorragend berücksichtigt und aufgezeigt. Um dabei dann doch immer wieder auf die ganz besondere Beziehung zwischen Jarret und Lexington hingewiesen zu werden.
Für mich auf alle Fälle ein ganz besonderes Buch, das mich auch nachdem ich es fertiggelesen hatte, als absolutes Lesehighlight in Erinnerung bleiben wird.