Cover-Bild Zerrüttung
Band der Reihe "Historische Romane im GMEINER-Verlag"
(9)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
16,50
inkl. MwSt
  • Verlag: Gmeiner-Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 252
  • Ersterscheinung: 07.06.2023
  • ISBN: 9783839205211
Gerhard Loibelsberger

Zerrüttung

Ein Roman aus Wien im Jahr 1933
Joseph Maria Nechyba genießt seinen wohlverdienten Ruhestand. Was den pensionierten Ministerialrat und vormaligen Oberinspector des k. k. Polizeiagenteninstituts aber zunehmend beunruhigt, ist die politische Entwicklung: Österreich wird unter Kanzler Dollfuß aufgrund des kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes aus dem Jahr 1917 autoritär regiert. In Deutschland ist Hitler Reichskanzler. Der nationalsozialistische Terror setzt mit aller Macht ein und schwappt immer heftiger nach Österreich über. Hass, Intoleranz, Verleumdung und Unversöhnlichkeit sorgen für ein Klima der Zerrüttung.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2023

Regt zum Nachdenken an

0

Anders als in den Vorgängern dieses Werkes rund um Joseph Maria Nechyba ermittelt der nunmehrige Ministerialrat nicht (mehr). Nechyba, dem wir bei seinen Ermittlungen in der Monarchie sowie im Ersten Weltkrieg ...

Anders als in den Vorgängern dieses Werkes rund um Joseph Maria Nechyba ermittelt der nunmehrige Ministerialrat nicht (mehr). Nechyba, dem wir bei seinen Ermittlungen in der Monarchie sowie im Ersten Weltkrieg über die Schulter schauen durften, ist nun pensioniert. Während sein Tagesablauf stets gleich bleibt, ändert sich seit einigen Jahren die Welt rundherum.

Seit dem Zerfall der Donaumonarchie 1918 taumelt die Erste Republik ein wenig. Die Armut nimmt überhand, die Politik schafft es nicht, den Menschen Zuversicht zu geben. Heimwehr und Republikanischer Schutzbund stehen einander unversöhnlich gegenüber, als nach dem Fehlurteil von Schattendorf 1927 der Justizpalast brennt. Die Wirtschaftskrise verschärft sich. Im Nachbarland Italien ist Diktator Benito Mussolini an der Macht und in Deutschland marschieren die Nazis. 1930 wird die Sozialistische Partei Österreichs stärkste Partei, den zersplitterten Konservativen droht die bisherige Macht zu entgleiten. Da nutzt Bundeskanzler Dollfuß die sogenannte „Geschäftsordnungskrise“, um das Parlament aufzulösen und autoritär zu regieren. Dass im Februar 1934 der Bürgerkrieg ausbricht und Österreicher auf Österreicher schießen, muss Nechyba genauso wenig erleben wie die Ermordung Dollfuß‘ und den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland.

Als diese interessanten politischen Ereignisse werden von Joesph Maria Nechyba in seinem Lieblingskaffeehaus kommentiert. Zwar wird er von Kellner Engelbert Nowak immer wieder daran erinnert, hier nicht zu politisieren, doch der Nechyba lässt nicht beirren. Betont hellsichtig kommentiert er die Ereignisse, von denen in den Zeitungen berichtet wird. So sagt er auf S. 50 „Das kann à la longue zu einem Bürgerkrieg führen“. Doch von Woche zu Woche wird die gewohnte Vielfalt der Presse weniger. Immer öfter enthalten sozialistische Blätter weiße Stellen, weil der eine oder andere Artikel der Zensur zum Opfer gefallen ist. Bald schon sind es nicht mehr nur einzelne Beträge, sondern ganze Zeitungen.

“... und plötzlich erschien ihm sein schmutziges Kaffeehäferl eine Allegorie der politischen Situation in Österreich zu sein. Über und über besudelt von schwarzbräunlichen Flecken und Schlieren.“

Meine Meinung:

Gewohnt gekonnt und brillant integriert Autor Gerhard Loibelsberger die politischen Ereignisse in diesen historischen Roman. Die verbindende Figur ist Joseph Marie Nechyba. Wie Perlen auf einer Perlenschnur reiht Gerhard Loibelsberger die Ereignisse auf. Die verbindende Schnur sind Nechybas und Nowaks Dialoge. Daneben dürfen zwei Vorfahren des Autors, nämlich Rudolf und Erich Loibelsberger eine Rolle spielen. Als Vorbotin für alle Denunzianten, Vernaderer und Blockwarte steht die ewig grantelnde und schimpfende Hausberogerinf

Gespenstisch ist die langsame Zerrüttung der Republik, die wie wir wissen, über den Ständestaat direkt in die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg führen wird, dargestellt. Dazu bedient Loibelsberger zahlreicher historischer Quellen wie Briefe und Zeitungsberichte, deren Inhalte wörtlich zitiert werden. So ist der Leser in der Zeit um 1933 mitten drin. Dass hier manche Parallele zur aktuellen Gegenwart aufzutauchen scheint, macht nachdenklich.

„Gegen die Nazi sollte der Dollfuß kämpfen! Die sollte er bekriegen. Die sind die wahre Gefahr für Österreich und seine Demokratie. ln diesem verdammten Bürgerkrieg schlachtete Dollfuß das falsche Schwein.“ (Nechyba kurz vor seinem Ableben/S. 239)

Ja, die Angst vor den Linken hat viele Menschen auf die Rechten vergessen lassen. Und, wie die Menschen nach dem Bürgerkrieg 1934 leidvoll erfahren musste: Wenn sich zwei streiten (Heimwehr und Schutzbund) freut sich ein Dritter.

Fazit:

Ein hellsichtiger Joseph Maria Nechyba, der das Glück hat, die dunklen Zeiten nicht mehr erleben zu müssen. Gerne gebe ich diesem finalen Band der Nechyba-Reihe 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.06.2023

die ö Geschichte 1933

0

Am Anfang habe ich bei diesem Buch eine Handlung gesucht, die aber irgendwie nicht in Schwung kam. Als ich bemerkte, dass das Buch nur die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche Lage der Wiener ...

Am Anfang habe ich bei diesem Buch eine Handlung gesucht, die aber irgendwie nicht in Schwung kam. Als ich bemerkte, dass das Buch nur die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche Lage der Wiener Bevölkerung im Jahr 1933 beleuchtet, hat mich der Roman doch sehr gefangengenommen. So viele interessante Zeitungsdokumente wurden immer wieder zitiert, die Lage war so instabil, verschiedene politische Strömungen prallten aneinander und wer schließlich siegte und Vernichtung nach sich zog, das weiß man heute. So schnell wird die Pressefreiheit eingeschränkt, Zeitungen verboten, die Todesstrafe eingeführt, der Judenhass weiter geschürt....
Die Figuren wie der Inspektor Nechyba, der Kellner Erich oder die Famile Loibelsberger wurden für die damalige Zeit gut charakterisiert und spiegelten viele Probleme der Bevölkerung wieder. Interessant waren auch die verschiedenen Kochkünste von Nechyba, auch diese passen gut in die Epoche.

Als geschichtliche Schilderung des Jahres 1933 ein sehr aufschlussreiches, informierendes Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2023

Hier ist der Name Programm

0

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, weil es so spannend klang und ich den Ermittler bisher auch nicht kannte. Ich hatte auf Spannung gehofft – zu einer Zeit, die für Europa sehr verändernd war. ...

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, weil es so spannend klang und ich den Ermittler bisher auch nicht kannte. Ich hatte auf Spannung gehofft – zu einer Zeit, die für Europa sehr verändernd war. Interessant fand ich hier den Blickwinkel aus Österreich auf Deutschland, denn so hatte ich die Zeit noch nie beschrieben gelesen.

Leider war ich sehr schnell ernüchtert, weil der gute Herr Nechyba immer nur kocht, einkauft oder im Kaffeehaus sitzt und Zeitung liest. Bis Seite 100 hatte ich mir immer noch erhofft, dass etwas mehr passiert – dem war leider nicht so. Ich fand es immer noch gut, die Ereignisse in Deutschland aus Sicht der Österreicher und der verschiedenen österreichischen Zeitungen nachzuverfolgen, aber mir fehlte einfach die Handlung.

Und dann ist auch das Umfeld einfach nur düster und traurig. Man könnte auch sagen, am Ende sind alle tot (stimmt natürlich nicht, aber so hab ich es empfunden). Ja, es ist scheinbar der Abschluss der Reihe und es ist eine schlimme Zeit, aber dennoch hatte ich mir mehr vorgestellt. Der Autor schreibt, dass das Buch auf wahren Tatsachen beruht, dennoch hätte ich mir mehr Hoffnung am Ende gewünscht. Leider bliebt mir auch die Figur des Nechyba – den auch seine Frau immer nur beim Nachnamen nennt, was ich sehr befremdlich fand – eher fern. Mich hat das Buch auch irgendwie zerrüttet. Was ich gut gelungen fand, ist, wie der Autor die Atmosphäre eingefangen hat. Man merkt, die es immer düsterer wird und wie die Menschen nach und nach die Hoffnung verlieren, wie Angst, Hass und Elend um sich greifen. Schade, dass mich das Buch nicht erreichen konnte.

Veröffentlicht am 10.08.2023

Zeitgeschichte, fundiert belegt

0

Politisch und zeitgeschichtlich wird das Leben im Wien des Jahres 1933 aufgearbeitet. Durch sehr viele Zeitungsartikel der seinerzeit gängigen Tageszeitungen werden insbesondere die politischen Umstände ...

Politisch und zeitgeschichtlich wird das Leben im Wien des Jahres 1933 aufgearbeitet. Durch sehr viele Zeitungsartikel der seinerzeit gängigen Tageszeitungen werden insbesondere die politischen Umstände und Veränderungen dokumentiert. In Person des pensionierten Ministerialrates und Oberinspektors des k. und k. Polizeiagenteninstituts Nechyba und seiner Nachbarn wird das Leben der Bevölkerung unter verschiedenen Aspekten beschrieben. Generell kann man sagen, dass hier die Geschichte Österreichs aufgearbeitet wird.

Für mich war die Lektüre sehr schwierig und langwierig. Die vielen wienerischen Ausdrücke, die zwar entweder auf der jeweiligen Seite oder im Glossar der Wiener Ausdrücke zum Ende des Buches erklärt werden, haben meinen Lesefluss sehr stark gehemmt. Wer sich davon nicht beeinflussen lässt, erlebt eine fundierte Geschichtsstunde. Den Buchtitel finde ich übrigens sehr gut gewählt, denn er beschreibt in jeder Hinsicht den Inhalt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere