Spiegelungen
What is drama but life with the dull bits cut out.
(Alfred Hitchcock)
Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner Rezension voranstellen. Greer Hendricks und Sarah Pekkanen konzentrieren sich in ihrem Roman ...
What is drama but life with the dull bits cut out.
(Alfred Hitchcock)
Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner Rezension voranstellen. Greer Hendricks und Sarah Pekkanen konzentrieren sich in ihrem Roman "The Wife between us" auf zwischenmenschliche Beziehungen und erzählen von mehreren Frauen und einem Mann, von vielen Geheimnissen und nur einer Wahrheit.
Das Cover ist gar nicht so spektakulär. Es ist in einem dunklen Blauton gehalten, und der eingängige (englische) Titel, der in auffälligen Druckbuchstaben erscheint, fällt sofort ins Auge. Der Betrachter sieht die Profile von zwei hübschen blonden Frauen, die einander zugewandt sind. Es konnte sich durchaus um die gleiche Frau handeln, denn die Profile weisen eine starke Ähnlichkeit auf. Vielleicht wird mit diesem Motiv der erste zarte Hinweis gegeben, wie austauschbar die Frauen im Leben von Richard, dem männlichen Protagonisten, sind.
Der Plot ist uns aus vielen Büchern vertraut, aber gut umgesetzt worden. Der Klappentext verrät wenig, weckt aber eine gewisse Erwartungshlatung. Auf den ersten Blick geht es um eine typische Dreiecksbeziehung; ein Mann steht zwischen zwei (oder drei?) Frauen. Vanessa, Nellie und Emma scheinen nicht allzu viel miteinander zu tun zu haben; aber ihr Lebensweg wird durch die Beziehung zu dem charismatischen vermögenden Manager Richard geprägt, der eine ausgeprägte Schwäche für psychisch labile, schöne junge Frauen besitzt.
Stilistisch lässt sich das Buch in drei Teile gliedern. Der erste Teil wird aus der Perspektive von Vanessa und Nellie erzählt, wobei das Geschehen einmal aus der Sicht eines Ich-Erzählers (Vanessa) und aus der Sicht eines personalen Erzählers (Nellie) vermittelt wird. Für den zweiten und dritten Teil ist nur noch die Ich-Perspektive gewählt worden. Auffällig sind die vielen Brüche im Handlungsgeschehen, die den Leser bewusst in die Irre führen sollen. In diesem Sinne erinnert es mich stark an ein Puzzle-Spiel, in dem dem Leser einzelne Stücke überlassen werden, die er später zu einem komplexen Bild zusammensetzen soll.
Ich will nicht zu viel verraten, aber das Ergebnis ist schockierend und eine Lehrstunde in Sachen Psychologie. Wir erfahren viel über die gezielte Manipulation von Menschen und über die bitteren Folgen, die physische und psychische Misshandlung bei den Betroffenen hinterlässt. Insgesamt haben Greer Hendricks und Sarah Pekkanen einen raffinierten Psychothriller vorgelegt, der durch seine vielen unerwarteten Wendungen überrascht und mit einer überraschenden Lösung punktet. Mich hat dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite in Atem gehalten und nicht mehr losgelassen. Deshalb gebe ich gern 5 Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.