Was für eine gelungene Geschichte
Emmas Mann Olivier ist leidenschaftlicher Auto-Händler. Er liebt sie alle, diese PS starken Spielzeuge. Er trinkt gerne Wein, philosophiert darüber und ist ganz verrückt nach guten Speisen. Emma liebt ...
Emmas Mann Olivier ist leidenschaftlicher Auto-Händler. Er liebt sie alle, diese PS starken Spielzeuge. Er trinkt gerne Wein, philosophiert darüber und ist ganz verrückt nach guten Speisen. Emma liebt ihre Familie, ihre beiden Töchter, die eine zart besaitet, die andere robuster und ihren Sohn. Mit Olivier genießt sie das Leben, sie zehren von dem, was sie sich aufgebaut haben.
In einer Mittagspause geht sie in die Rue de Béthune, bleibt vor einem Restaurant stehen, überlegt und geht hinein. Sie setzt sich an den Thresen und bestellt einen Tee.
Plötzlich lacht er mit seinen Freunden. Ich höre sein Lachen nicht, weil er zu weit weg ist, ich sehe nur die aufscheinende Freude, die die Welt schöner macht, und eine unerwartete elektrische Ladung schießt in meinen Unterleib, verbrennt mich, öffnet mich; Kälte, Wind und alle Stürme, stürzen sich in meine unsichtbare, meine ungeahnte Schwachstelle. Alles in mir gerät in Panik. S. 20
Von diesem Tag an verbringt sie jede Mittagspause in diesem Restaurant.Sie beobachtet ihn, ihr Verlangen wächst, bis sie sich neben ihn setzt und ihn anspricht, erfährt, dass er Alexandre heißt, ebenso verheiratet und kinderlos ist.
Alexandre schleicht sich in ihre Nächte, lässt sie, neben Olivier, schlaflos innerlich brennen, bis sie das unvermeidbare wagt.
Fazit: Was für eine gelungene Geschichte. Die Stimmung zuerst prickelnd, erotisch und brisant und dann entsetzlich und traurig. Die Protagonistin ist überzeugend gezeichnet. Die Sprachbilder sind, vermutlich auch wegen der wunderbaren Übersetzung, gefühlvoll und leidenschaftlich. Ich mag, wie die Protagonistin ihr Leben analysiert, wie sie durch ihre Entscheidungen reift. Ihre Gedankengänge sind nachvollziehbar erzählt. Ich finde auch erstaunlich, dass der Autor, sich dermaßen gut in eine Frau hineinversetzen kann. Das zu können, ist große Empathie, es so zu schreiben, ist große Kunst. Chapeau.