Angenehme und zugleich tiefgründige Lektüre voller Italien-Flair
Der Spruch "Don’t judge a book by its cover" erscheint mir bei Grit Landaus Roman über das Lieben und Leiden fünf italienischer Familien (und Nebenakteure) sehr passend. Mutet die in Sepia-Tönen gehaltene ...
Der Spruch "Don’t judge a book by its cover" erscheint mir bei Grit Landaus Roman über das Lieben und Leiden fünf italienischer Familien (und Nebenakteure) sehr passend. Mutet die in Sepia-Tönen gehaltene Fotografie auf dem Cover noch nach unbeschwerter Urlaubsatmosphäre an, war ich schon bald überrascht von dem Facettenreichtum der Figuren und der geschilderten Ereignisse, den ich so in einem Sommerroman nicht erwartet hätte.
Während der Lektüre erhält man nicht nur einen Einblick in die südländische Mentalität des Volkes (samt dem oftmals assoziierten 'italienischen Temperament'), sondern lernt auch viel über den historischen Background des Landes (z.B. im Hinblick auf die Partisanenkämpfe von 1944).
Das Werk, das von 1960 bis 1980 über verschiedene Zeiträume spielt, wird somit zu einer Reise in die Vergangenheit, in der wir mit den abwechselnden Hauptfiguren mitfiebern und auch die ein oder andere Träne verdrücken. Die Figuren rund um Marina verbindet vor allem eins: Amore! Aber neben der Suche nach der wahren Liebe erleben wir auch dramatische Szenen, die auf Eifersucht und Neid basieren, Verrat und jede Menge Geheimnisse - langweilig wird es nie, ganz wie im wahren Leben. Jedes der vierzehn Kapitel wird von einem bekannten Musiktitel eingeleitet (Vorsicht: Ohrwurm-Gefahr!), der stets eine ganz besondere Bedeutung für den jeweiligen Abschnitt hat. Die Sprünge zwischen den Handlungssträngen haben mich nicht gestört; gegen Ende des Romans fügen sich die Einzelschicksale schließlich zu einem stimmigen Gesamtbild.
Aufgrund der Vielzahl an Charakteren war das Personenregister zu Anfang des Buches eine hilfreiche Ergänzung für mich; auch die leckeren Rezepte, die ansprechende Gestaltung von Cover und Innencover (samt Karte), sowie das sehr umfangreiche angefügte Glossar, das Aufschluss über die zahlreichen miteingebundenen italienischen Begriffe gibt, zeugen von der Liebe der Autorin zum Detail. Für meinen Geschmack hätten es gerne ein paar Figuren weniger sein dürfen, was sicherlich dabei geholfen hätte, etwas mehr Nähe zu den verbleibenden Charakteren aufzubauen. Da ich eine alte Romantikerin bin, hat mir angesichts gewisser Schicksalsschläge doch recht das Herz geblutet – auch hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.
Durch die bildreichen Beschreibungen des italienischen Alltags wird man direkt in das kleine Örtchen Sant’Amato katapultiert. Der in der Tat sommerlich-leichte Schreibstil verführt zum Weiterlesen, bis man plötzlich am Ende des Werkes angelangt ist und feststellt, dass man noch nicht bereit ist, Abschied von der italienischen Riviera zu nehmen. Zeitgleich hatte ich das Gefühl, Italien nun ein Stück weit mit anderen Augen zu sehen.
Fazit: Viel mehr als eine Romanze unter südländischer Sonne! Eine Ode an Bella Italia und an die Liebe; spannend und humorvoll…ohne sich davor zu scheuen, auch mal traurigere Noten anzuschlagen.