"Ombra" erzählt die Geschichte einer Wiederkehr aus großer Todesnähe: Im Sommer 2019 wird bei Hanns-Josef Ortheil eine schwere Herzinsuffizienz festgestellt. Die anschließende Operation verläuft nicht ohne Komplikationen, es folgt der lange Aufenthalt in einer Rehaklinik. Das Leben des höchst produktiven Autors, der sich selten schont, steht am Scheideweg – der Körper hat die Herrschaft übernommen und lässt nicht mit sich verhandeln. Doch in das Gefühl der Ohnmacht und Angst hinein kehrt allmählich das Schreiben zurück. Stück für Stück setzt Hanns-Josef Ortheil in seinem wohl persönlichsten Buch aus Wahrnehmungen, Erinnerungen und Reflexionen sein Leben neu zusammen. Wer ist er gewesen vor der Krankheit? Und wer kann er danach einmal sein?
Wie sich das eigene Leben und die Ansicht darüber ändern können, das geht aus dem Buch sehr gut hervor. Der Autor muss mit einer schweren Krankheit und Komplikationen dazu auseinandersetzen und findet ...
Wie sich das eigene Leben und die Ansicht darüber ändern können, das geht aus dem Buch sehr gut hervor. Der Autor muss mit einer schweren Krankheit und Komplikationen dazu auseinandersetzen und findet durch das Schreiben Stück für Stück ins Leben zurück. Seine Gedanken dazu haben mich berührt und dazu angehalten, auch das eigene Leben mal zu überdenken. Das Cover ist dazu toll und auch der Schreibstil war schön. Ein tiefgründiges Buch, das ich gerne empfehle.
Hanns-Josef Ortheil ist ein renommierter deutschsprachiger Schriftsteller, ein Mann, der mit und für das Wort lebt, für den Sprache ein ganz entscheidender Bestandteil seines Lebens ist. Und sein Leben ...
Hanns-Josef Ortheil ist ein renommierter deutschsprachiger Schriftsteller, ein Mann, der mit und für das Wort lebt, für den Sprache ein ganz entscheidender Bestandteil seines Lebens ist. Und sein Leben war voll, prall gefühlt mit Literatur und auch mit der Musik. Bis zu dem Tag, der ihn zu einer schweren Herzoperation zwang, mit vielen Wochen auf der Intensivstation, teilweise im Koma.
Dieses Buch nun ist die Geschichte, seine Geschichte zurück, zurück ins Leben, in eine Gegenwart, eine Existenz, die er so erst einmal schwer akzeptieren kann. Er ist traumatisiert von dieser Zeit, in der er schon um sein Leben kämpfen musste und er hat 'Einbußen' erlitten. Alles ist schwer, physisch und psychisch. Jeder Schritt muss bedacht sein. Alle Leichtigkeit, die Selbstverständlichkeit, ist verloren und die Fähigkeit zu schreiben, ganz real mit einem Stift einen Text aufs Papier zu bringen, sie ist ihm vorerst zumindest genommen. Er begibt sich in eine Rehaklinik. Jeden Morgen kommt er mit dem Zug, sein Zuhause ist nicht weit und er lernt, bekommt Gedankenanstöße, kommuniziert, ersetzt das Schreiben durch Bilder und ein Diktiergerät, ist das ein oder andere Mal fassungslos und gleichzeitig auch irgendwie fasziniert, was er nun ist und wer er (wieder) werden könnte.
Persönlicher kann ein Roman nicht sein, dieser Roman einer Wiedergeburt und vielleicht gerade deshalb löst er bei seinen Lesern etwas aus. Man will dabei sein, den Gedanken des Autors folgen, seine Empfindungen verstehen, Freude haben, wenn er selbst beginnt, wieder solche Gefühle zu entwickeln und sehr wohlwollend zu verfolgen, wenn er in seinen Gesprächen doch wieder mit dem Wort arbeitet, damit spielt und so seinem Gegenüber auch neue Erfahrungen bietet und manchmal auch eine Herausforderung.
Dieses Buch überrascht, gerade weil es einen nicht mehr loslässt und das ist schon irgendwie ein wenig faszinierend und sehr positiv besonders.
Ich kann es nur empfehlen.
Ombra! Der Schatten!
Der bekannte Autor Hanns-Josef Ortheil scheint nach einer schweren Herzoperation nur noch ein Schatten seiner selbst zu sein:
– …, aber ich lebe ja momentan nicht. – Wie meinen Sie ...
Ombra! Der Schatten!
Der bekannte Autor Hanns-Josef Ortheil scheint nach einer schweren Herzoperation nur noch ein Schatten seiner selbst zu sein: – …, aber ich lebe ja momentan nicht. – Wie meinen Sie das?! – Na, ich bin nicht richtig da. Das hier ist nicht mein Leben! … –
OMBRA – der Roman einer Wiedergeburt.
In seinem neuesten, sehr persönlichen Werk beschreibt Hanns-Josef Ortheil den Weg seiner Genesung von einer lebensbedrohenden Krankheit. Er kann es nicht abwarten, wieder der Alte zu sein und will es allen beweisen. Dabei ahnt er schon, dass die Rekonvaleszenz nach einem so einschneidenden Ereignis nicht mal eben „von jetzt auf gleich“ zu bewältigen ist.
Eine ambulante Reha-Behandlung beginnt, während er in seinem ehemaligen Elternhaus im Westerwald wohnt. Verloren gegangene Fähigkeiten müssen mühsam neu erlernt werden. Das für ihn lebensnotwendige Schreiben bereitet ihm Mühe und an seine Leidenschaft, das Klavierspiel, ist überhaupt nicht zu denken.
– Draußen aber ist alles anders, ich bewege mich so, als befände ich mich in einem fremden Land, in dessen Alltag ich mich erst vorsichtig einfädeln muss. –
Erst diktiert, später notiert er seine Wahrnehmungen und Erkenntnisse und sucht so Orientierung in seinem neuen Dasein.
Die tiefe Verwurzelung in seiner Familie ist deutlich spürbar. Immer wieder führt er fiktive Gespräche mit seinen bereits verstorbenen Eltern und dem Psychoanalytiker Sigmund Freud. Kindheitserinnerungen werden geweckt, Erlebnisse aus früheren Jahren, Rückblicke auf seine zahlreichen Werke.
Langsam kämpft er sich durch die verordnete Reha-Behandlung und muss seinem Körper ungewohnte Aufmerksamkeit schenken.
Ein Musterpatient ist Ortheil nicht. Er gibt vor, leichtfüßig beim Walken mitzuhalten, macht sich über die Gehmeditation lustig und verwickelt die griechische Chefärztin in Gespräche über ihr Heimatland. Alles, um von sich abzulenken und positive Signale der Genesung zu senden. Neben der Behandlung richtet er den „Sala“, ein Atelier in seiner Heimatstadt, ein und plant schon wieder erste große Lesungen, vor denen er allerdings selbst noch großen Respekt hat.
Das Lesegefühl ist nach den ersten Seiten anders, als man es von Ortheil gewohnt ist. Die Absätze sind kurz, die Sprache nüchtern und zudem das Thema sehr ernst.
In den folgenden Kapiteln kann mich die autobiografische Geschichte dennoch begeistern, wenn auch die Passagen im Zwiegespräch mit Eltern und Sigmund Freud einige Längen aufweisen.
Ortheils Bücher sind auch immer Teile von ihm selbst. Seit seinen ersten Texten im Alter von acht Jahren begleitet ihn das Schreiben und hat häufig einen direkten Bezug zu seinem eigenen Erlebten.
So beschreibt sein Buch „Die große Liebe“ aus dem Jahre 1983 für mich eine wundervolle, berührend erzählte Liebesgeschichte und einen fast körperlich spürbaren Ausflug nach Italien – der pure Genuss, geschrieben von einem jüngeren Hanns-Josef Ortheil. Die Entstehung von „Ombra“ war für den inzwischen 70-jährigen Autor scheinbar ein hilfreiches Werkzeug für seine persönliche Regeneration.
Doch seine aufmerksame Art und Weise, Situationen und Momente zu beschreiben, ist nach wie vor großartig. Sie lässt den Leser innehalten. Es entstehen Bilder im Kopf, so als sei man Teil der beschriebenen Szene:
– Wenig später setze ich mich an den Küchentisch und öffne die kleine Flasche Champagner,
0,375l. Er schäumt lässig in das Glas, die wenigen Perlen machen ein paar muntere Sprünge, dann atmet er aus, genießerisch, als behagte ihm die Küche. –
Die Reha-Passagen sind gespickt mit humorvollen Episoden. Ungewohnte Klänge, die ich in vorangegangenen Büchern so nicht wahrgenommen habe, die aber bei diesem ernsten Thema sehr willkommen sind und im Verlauf der Geschichte immer wieder zum Schmunzeln verführen.
Ombra – Roman einer Wiedergeburt! Ein anderer Hanns-Josef Ortheil, aber ein Buch, das besonders Ortheil-Fans ein Lesevergnügen bereiten wird.
Was macht man und wie ist einem zumute, wenn man dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist? Hier erfahren wir, wie es dem Autor erging, der nach einer schweren Herz-OP mit nachfolgenden Komplikationen ...
Was macht man und wie ist einem zumute, wenn man dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist? Hier erfahren wir, wie es dem Autor erging, der nach einer schweren Herz-OP mit nachfolgenden Komplikationen noch tagelang im Koma lag und nach dem Aufwachen alles, selbst die elementarsten Dinge, noch einmal lernen musste. Dass ich als Leserin mehr darüber berichte, würde zu weit führen – das sollten wir dem Autor selbst überlassen und sein Buch lesen.
Darüber erzählen kann er, wenn zunächst auch etwas widerwillig. Ortheil nimmt den Leser mit, erzählt, schweift ab, erzählt etwas anderes, um dann den Faden wieder aufzunehmen und mit dem ursprünglich Erzählten fortzufahren – einfach großartig. Wir sind mit ihm in der Reha, erleben mit, wie er sich anfangs dagegen sträubt und freuen uns mit ihm über die ersten Fortschritte. Wir erfahren auch von seinem „ersten, seinem vorigen“ Leben und sind dabei, wie er sich dieses Schritt für Schritt zurück erobert. Dass er dabei nicht immer voller Begeisterung ist, liegt wohl in der Natur des Menschen. Dass man dabei auch Verstorbene, wie z.B. die Eltern oder Siegmund Freud, zu Hilfe ruft und mit ihnen spricht, empfand ich ganz natürlich.
Zur Vita des Autors: Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln als fünfter Sohn seiner Eltern geboren. Während des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren starben vier der zuvor geborenen Söhne, wodurch Ortheils Mutter verstummte und auch er selbst erst im Alter von sieben Jahren zu sprechen begann. Er bekam eine pianistische Ausbildung, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Göttingen, Paris und Rom und promovierte 1976 an der Universität in Mainz. Nach verschiedenen Anstellungen an deutschen Universitäten wurde er 2009 zum Direktor des neu gegründeten Instituts für Literarisches Schreiben in Hildesheim berufen. Ortheil gehört seit vielen Jahren zu den meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. Sein umfangreiches Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt. In seinem Buch Ombra – Roman einer Wiedergeburt, das im Oktober 2021 erschienen ist, verarbeitet der Autor seine Empfindungen nach der Herz-OP mit anschließenden Komplikationen und seine Erlebnisse als ambulanter Patient einer Reha-Klinik.
Ich bin bei diesem Buch vielleicht etwas zu enthusiastisch, da mein Vater vor seinem Tod einen ähnlichen Prozess durchmachte, letztendlich aber nicht so viel Glück hatte wie der Autor. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass für Hanns-Josef Ortheil bisher alles gut verlief und wir hoffentlich noch einige interessante Bücher und Romane von ihm erwarten dürfen.
Fazit: Interessantes, lesenswertes Buch – zu kritisieren wäre allenfalls, dass der Autor seiner Literatur und seinem Können bisweilen etwas zu viel Bedeutung beimisst.
Wer meint, dass man dieses Buch nur so zwischendurch mal schnell lesen kann, liegt hier falsch. Ich kannte den Autor bisher noch nicht, habe aber dann während des Lesens erfahren, daß er schon an die 70 ...
Wer meint, dass man dieses Buch nur so zwischendurch mal schnell lesen kann, liegt hier falsch. Ich kannte den Autor bisher noch nicht, habe aber dann während des Lesens erfahren, daß er schon an die 70 Bücher und Essays geschrieben hat. Ich wurde auf das Buch aufmerksam, da ich selbst eine schwere Herz-OP hinter mir habe und ich mich voll und ganz in diese Thematik hineinversetzen kann. Der Roman ist keine leichte Kost. Ortheil schildert hier seine Genesung ab Eintritt der Reha. Als menschliches Wrack beginnt er seine Kur, arbeitet sich Stück für Stück nach vorne mit eiserner Disziplin und sehr großer Willenskraft. Ihm stehen sehr gute Ärzte und Therapeuten zur Seite, die ihn fördern und ermutigen. Doch immer wieder gelangt er an einen seelischen Tiefpunkt. Sein Appetit ist noch nicht zurück, er leidet unter Gleichgewichtsstörungen. Radfahren gelingt ihm anfangs nicht, er kann einen Stift nur schwer halten und dann hält er immer wieder Zwiesprache mit seinen toten Eltern und anfangs ist man der Meinung, dass die Eltern noch leben. Er setzt sich Ziele, will wieder nach Italien und Griechenland. Dann beginnt er auch wieder mit Autorenlesungen. Nach seiner OP lag er im Koma, ist dem Tod noch gerade von der Schippe gesprungen. Das Buch macht einen sehr nachdenklich, teilweise zieht es den Leser mit herunter. Man merkt, dass Schreiben die Passion von Ortheil ist, denn seine Sätze sind wortgewandt und wortgewaltig und er kann den Leser in seinen Bann ziehen. Er erklärt auch, warum er den Titel Ombra gewählt hat, der Schatten. Ein Buch, das auch Gesunde lesen können und müssen um zu sehen, wie schwer es sein kann, nach solch einem schweren Eingriff wieder ins Leben zurückzufinden. Sehr auffällig ist das rote Cover mit den gelben Buchstaben und Strichen.