Die letzten Monate eines Dramatikers
„Bewunderung, die man erfährt, macht klein, Geringschätzung groß.“
Der Dramatiker Gerhart Hauptmann war allerdings der Bewunderung durchaus nicht abgeneigt, auch wenn sein Zitat anderes vermuten lässt. ...
„Bewunderung, die man erfährt, macht klein, Geringschätzung groß.“
Der Dramatiker Gerhart Hauptmann war allerdings der Bewunderung durchaus nicht abgeneigt, auch wenn sein Zitat anderes vermuten lässt. Hans Pleschinski holt den umstrittenen Literaturnobelpreisträger (1912) von seinem „Dichtersockel“ und zeigt ihn mit all seinen menschlichen Vorzügen, aber auch Schwächen.
Sehr ausführlich schildert er Hauptmanns letztes Lebensjahr vor dem historischen Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und seinem Ende. Nach dem furchtbaren Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 kehrt Hauptmann schwer krank aus dem Sanatorium des Dr. Weidner in seine geliebte Villa Wiesenstein im schlesischen Riesengebirge zurück und verbringt hier, liebevoll umsorgt von seiner Frau Margarete und etlichen treuen Bediensteten, die ihm noch verbleibenden Monate.
In literarisch anspruchsvollem Schreibstil erzählt Pleschinski recht eindrücklich von den Bemühungen des alten Ehepaares, inmitten von Chaos und Zusammenbruch seinen gewohnten Lebensstil so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, und zeigt gleichzeitig die schreckliche Realität von Vertreibung und Mord außerhalb des noch immer privilegierten Wiesenstein.
Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet der Autor die Person Gerhart Hauptmanns, erwähnt Erinnerungen und flicht Tagebucheinträge Margarete Hauptmanns ebenso in seinen Roman ein wie Zitate von Biographen und Auszüge aus Werken des Dramatikers. Eine recht umfangreiche Recherchearbeit, die Pleschinski geleistet hat!
Ob und inwieweit Hauptmann eine Mitschuld am Regime trifft, mag der Leser selbst entscheiden. Hat er mit den Mächtigen des Dritten Reiches kollaboriert oder sich nur in eine sichere Nische geflüchtet und aller offenen Kritik enthalten?
Ein sehr anspruchsvoller, vielschichtiger Roman!