Cover-Bild Als wir an Wunder glaubten
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: GOYALiT
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Ersterscheinung: 14.09.2023
  • ISBN: 9783833746420
Helga Bürster

Als wir an Wunder glaubten

Katja Danowski (Sprecher)

"Wie man nach Norden weiterkommt, da nehmen Ruß und Hexen zu." Johann Wolfgang von Goethe
Deutschland Ende der 1940er Jahre: Der Krieg ist endlich vorbei - doch in dem kleinen Ort Unnenmoor haben die Menschen kaum ihr Leben zurückgefunden, wie auch im Rest des Landes nicht. Wanderprediger verkünden den nahenden Weltuntergang und versprechen zugleich Heilung und Erlösung.
Die elfjährige Betty Abels und ihre Mutter Edith kommen gerade so über die Runden. Als Betty eines Nachts verschwindet und ihr Freund WIlli grün und blau geschlagen im Ort auftaucht, gibt es nur eine Erklärung: Da sind Hexen am Werk.
Bürsters neuer Roman erzählt von Menschen, denen die Orientierung abhandengekommen ist, und von ihrer Sehnsucht nach einem Leben ohne die Schatten der Vergangenheit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2023

Hallt noch lange nach...

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Deutschland Ende der 40er Jahre. Der Krieg ist endlich vorbei, aber die Wunden sind geblieben. Viele Männer sind gefallen, kriegsversehrt oder werden noch immer vermisst. So auch der Mann von Edith Abels ...

Deutschland Ende der 40er Jahre. Der Krieg ist endlich vorbei, aber die Wunden sind geblieben. Viele Männer sind gefallen, kriegsversehrt oder werden noch immer vermisst. So auch der Mann von Edith Abels und ihrer Tochter Betty (11 Jahre). Das Leben im kargen Unnenmoor, in der Heide ist hart und anstrengend und sie kommen gerade so über die Runden. Die helfende Männerhand fehlt und da Otto noch als vermisst gilt, gibt es auch keine Hinterbliebenenrente. Da auch der Mann ihrer Nachbarin Anni und deren geistig zurückgebliebenen Sohn Willi vermisst wird und auch sie nur das Nötigste haben, helfen sie sich gegenseitig und stehen einander bei. Willi ist für Betty wie ein Bruder und das er anders ist, stört sie nicht. Im Moor ist das Leben einfach, der Fortschritt ist noch nicht bis dort vorgedrungen und so ist auch Aberglaube weitverbreitet und Wanderprediger die vom Weltuntergang verkünden, finden offene Ohren. Als Betty eines nachts verschwindet und Willi am Morgen darauf grün und blau geschlagen ist, ist man sich im Dorf sicher, dass Hexen am Werk sind! Letztlich taucht Joseph, Annis Mann, dem beide Beine amputiert wurden wieder auf, denn er hatte Jahre lang das Gedächtnis verloren. Als er nur Augen für Edith hat, ist Anni überzeugt, dass die rothaarige Edith ihn verhext hat und macht sie und ihre Tochter für alles verantwortlich, was im Moor schief läuft. Die Stimmung wird immer angespannter...

Das Leben in der Abgeschiedenheit hat schon immer seine Spuren in den Charakteren der Einheimischen hinterlassen. Erkenntnis und Wissenschaft haben dort oft noch nie Einzug gefunden. Doch Edith ist anders, nachdem sie überzeugt ist, dass ihr Otto nicht wiederkehren wird, bandelt sie mit dem studierten Theo, einem Zeitungsfritzen an! Der weiß was in der Welt und in der Gegend los ist, auch wenn ihre Nachbarn nur allzu gerne die Augen vor der Realität verschließen.

Ich habe schon einige Bücher über die Nachkriegszeit gelesen, aber dieses ist aufgrund des tief verwurzelten Aberglaubens in der Abgeschiedenheit ganz anders. Sehr duster und bedrückend, weniger wegen der Armut, als wegen der Ignoranz, die nicht sehen will, was nicht erwünscht ist. Diese Dorfgemeinschaft, auf der Suche nach einem Sündenbock, für alles was ihnen nicht in den Kram passt! Nicht alle machen mit, aber die wenigsten trauen sich einzuschreiten, sondern blicken stumm weg. Auch wenn dieser Roman in einer ganz anderen Zeit spielt und im Moor und nicht am Meer, musste ich immer wieder an Theodor Storms Schimmelreiter denken, in welchem Aberglaube und Fortschrittsliebe einander gegenüberstehen.

Katja Danowski gelingt es ganz wunderbar und eindringlich diese ganz besondere Stimmung und Atmosphäre im Moor heraus zu beschwören. Mit ihrer prägnanten Stimme beschwört sie das unwegsame Moor ebenso vor meinem inneren Auge hervor, wie auch die Sympathie für Betty und ihre Mutter Edith. Sie lässt einen beim Hören spüren, wie sich die Stimmung im Dorf gegen sie wendet, auch wenn sie nichts Böses getan haben. Es ist unheilvoll und unheimlich zugleich. Es ist jetzt kein Roman für gute Laune und Entspannung, aber irgendwie faszinierend in seiner Andersartigkeit. Eine Erzählung die auch noch lange nachhallt.....

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Düstere Zeiten

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In einem kleinen Ort in Norddeutschland herrscht in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg so etwas wie Aufbruchsstimmung, als die Maschinen kommen, die das Moor trockenlegen sollen. Und doch hängen die Anwohner ...

In einem kleinen Ort in Norddeutschland herrscht in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg so etwas wie Aufbruchsstimmung, als die Maschinen kommen, die das Moor trockenlegen sollen. Und doch hängen die Anwohner noch im Aberglauben alter Zeiten fest, wo es Moorgeister und Hexen gibt. „Schließlich war Krieg gewesen und die Sünden, die begangen worden waren, wogen so schwer, dass da nichts zu vergeben war. Der Teufel würde sie alle holen. Zwar sprach das keiner laut aus, aber viele dachten so.“
Im Laufe des Romans folgen wir unterschiedlichen Dorfbewohnern, wie dem Mädchen, das noch seinen Platz in der Welt sucht, oder der Frau, die als Hexe verschrien ist. Wir begegnen aber auch einem Mann, der aus dem Krieg zurückkehrt und aufgrund des Traumas sein Gedächtnis verloren hat. Die Zusammenführung dieser Handlungsstränge hat mir gut gefallen und einen Gänsehautmoment verschafft.
Die Sprecherin schafft es, den Situationen durch das Verstellen der Stimme oder die Aussprache des Plattdeutschen Authentizität zu verleihen. Auf Dauer war mir die Atmosphäre vielleicht etwas zu düster, doch fand ich es durchaus interessant, mittels Fiktion ein durchaus realistisches Phänomen der Zeit zu ergründen.