Cover-Bild Das Wesen des Lebens
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 28.08.2024
  • ISBN: 9783103976304
Iida Turpeinen

Das Wesen des Lebens

Roman
Maximilian Murmann (Übersetzer)

Drei Jahrhunderte, ein mächtiges, friedliebendes Geschöpf und die Lebenswege der Menschen, die von ihm angezogen sind. Iida Turpeinen erzählt in »Das Wesen des Lebens« ausgehend von der ausgestorbenen Stellerschen Seekuh von obsessiven Sammlern und rastlosen Wissenschaftlern, von begeisterten Naturschützern und den Frauen, die an Naturerforschungen immer schon beteiligt waren. Sie zeigt, wie wir Menschen vom unbedingten Begehren nach Erkenntnis angetrieben werden – und wie wir dafür die unwiderrufliche Zerstörung der Natur in Kauf nehmen. Ob auf Großer Nordischer Expedition in der Beringsee im 18. Jahrhundert, 100 Jahre später in der russisch-amerikanischen Kompanie in Nowo-Archangelsk in Alaska oder Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Vogelinseln vor Helsinki: Turpeinen lässt uns mit ihrer berührenden Erzählkunst unsere Welt und das Wunder des Lebens mit neuen Augen sehen und verstehen, wie alles mit allem verbunden ist. 

»Dieses Buch werden Sie bewegt und mit angehaltenem Atem lesen.« 
Helsingin Sanomat

Aus dem Finnischen übersetzt von Maximilian Murmann


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2024

Ein fast dokumentarischer Roman über die Ausrottung (eines) Lebewesens

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Die Finnin Iida Turpeinen dokumentiert in ihrem Debütroman, der von Maximilian Murmann ins Deutsche übertragen wurde, das Aussterben der Stellerschen Seekuh, ein wunderbares, riesiges Meeressäugetier, ...

Die Finnin Iida Turpeinen dokumentiert in ihrem Debütroman, der von Maximilian Murmann ins Deutsche übertragen wurde, das Aussterben der Stellerschen Seekuh, ein wunderbares, riesiges Meeressäugetier, welches von Menschenhand ausgerottet wurde. Dabei folgen wir in fünf Buchabschnitten Menschen, die auf die ein oder andere Weise mit der Seekuh oder deren Skelett in Kontakt gekommen sind. Der Roman erstreckt sich bei einer Anzahl von nur 315 Seiten über einen Zeitraum von 1741 bis ins Jahre 2023. Chronologisch sortiert erfahren wir dabei, wie Georg Wilhelm Steller zusammen mit dem Kapitän Vitus Bering und der Besatzung der Swjatoi Pjotr von Kamtschatka nach Alaska segelt, um für die russische Kaiserin dieses Gebiet zu kartieren. Dabei „entdeckt“ der Naturforscher Steller die sagenumwobene Seekuh und hinterlässt erste naturwissenschaftliche Aufzeichnungen zu dieser. Mit jedem der fünf Buchteile lernen wir ein neues Szenario bzw. ein neues Personal kennen. Darunter immer wieder naturwissenschaftlich Interessierte, die jedoch durch ihren Wissens- und Sammeldrang diese von ihnen so geliebte Natur eher zerstören als bewahren.

Ein klarer Pluspunkt dieses Romans ist die Fülle an Informationen, die man hier erhält. Fast dokumentarisch nähert sich die Autorin dem Thema des menschengemachten Artensterbens am Beispiel der Stellerschen Seekuh. Das hat mir sehr gut gefallen, da ich mir immer gern durch eine Lektüre Wissen aneigne. Als Nachteil empfand ich ganz klar den Aufbau bezüglich der Figuren im Roman. Dadurch, dass das Personal ständig komplett gewechselt wird und der Schreibstil sehr berichthaft anmutet, konnte ich mich kaum bis gar nicht den Figuren auf menschlicher Ebene annähern. Mit zunehmenden Verlauf fiel mir dies immer schwerer. Konnte ich noch ein bisschen mit Steller mitfiebern, verlor sich dies zum Ende hin komplett und mit der letzten, ausführlicher beschriebenen Figur, dem Eier-Präparator John Grönvall in den 1950er Jahren, konnte ich mich dann gar nicht mehr verbinden, obwohl dieser gerade erstmals moderne moralische Standards erkennt und ihm aufgeht, dass wir Menschen eine Naturkatastrophe an sich sind, wenn wir ganze Arten vernichten und Millionen an Tieren umbringen – und sei es „für die Wissenschaft“. Ich hatte dann einfach nicht mehr die Kapazität übrig, mich auch noch in ihn hineinzuversetzen.

Das Dankeswort der Autorin hat mich dann wieder zurückgeholt zur Grunderkenntnis des Buches, denn die Autorin nennt nicht nur namentlich rund 20 Arten, die während des Verfassens des Buches ausgestorben sind, sondern erwähnt außerdem, dass ganze 374 weitere Arten in dem selben Zeitraum ausgestorben sind. Überhaupt verdeutlicht die Autorin häufig auch im Romantext durch knallharte Zahlen, wie zerstörerisch der Mensch auf dem Erdball handelt. Diese Angaben sind es, die mir während des Lesens einen kalten Schauer beschert haben. Es verdeutlicht auch, wie viel der Autorin an der Bewusstmachung dieser Vorgänge liegt. Und genau das schafft auch der Roman.

Somit liefert die Autorin einen auf inhaltlicher Ebene äußerst lesenswerten Roman ab, der mit auf literarischer Ebene allerdings dem inhaltlichen Appell hinterherhinkt. Ich musste während des Lesens häufiger an Maja Lunde und ihre Romane denken, die einfach noch einmal eine ganz andere Zugkraft auf der Plotebene haben.

Der vorliegende Roman sei allen Menschen zur Lektüre empfohlen, die von ihrem hohen Ross des „Wir-Menschen-stehen-über-allen-anderen-Lebenwesen“ runterkommen wollen und sich den Konsequenzen auch wissenschaftlichem Handelns stellen wollen. Ich wünsche dem Roman jedenfalls viele Leser:innen.

So ende ich mit einem Zitat aus dem Roman, das treffender nicht sein könnte:

„Für Furuhjelm waren die Knochen der Seekuh ein störendes Rätsel, ihr Verschwinden ein seltsames, Unheil verkündendes Ereignis, doch für Grönvall ist die Seekuh die Verwirklichung von Verlust, und der Gedanke, dass seine eigene Art eine andere auslöschen kann, hat sich von einer Ahnung in eine Prophezeiung verwandelt, die sich ein ums andere Mal verwirklicht.“

3,5/5

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Hoch interessant und ausführlich

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Dieses Buch ist auf jeden Fall wunderbar erzählt und informativ. Von der Stellerschen Seekuh hatte ich noch nie gehört. Hier ist man dabei, wie sie entdeckt und direkt ausgerottet wird und sitzt in der ...

Dieses Buch ist auf jeden Fall wunderbar erzählt und informativ. Von der Stellerschen Seekuh hatte ich noch nie gehört. Hier ist man dabei, wie sie entdeckt und direkt ausgerottet wird und sitzt in der ersten Reihe.

Es ist 1741 als Kapitän Vitus Bering den „Naturforscher, Theologen und seltsamen Kauz“ Georg Wilhelm Steller engagiert, seine neuste Reise ins Nordpolarmeer zu begleiten. Von Kamtschatka ins Unbekannte, um neue Ufer zu erforschen und zu kartographieren. Steller ist ein Besessener und entdeckt ein riesiges Tier, das niemand je gesehen hat. Man kann es leicht töten, aber nur schwer bergen. Nach ein paar hundert Fehlversuchen können die Entdecker feststellen, dass die Stellersche Seekuh höchst schmackhaft, ihr Fett höchst brauchbar und ihr Vorkommen unbegrenzt ist. Hundert Jahre später gibt es sie nicht mehr, dafür jagt man jetzt Riesenalke, die sind auch lecker.

Welche Auswirkung können menschliche Obsessionen auf die Natur haben, was bewirkt Ignoranz und Borniertheit und werden wir je lernen, achtsam mit unserer Umwelt umzugehen? Diesen Fragen geht man hier sehr anschaulich nach und serviert hübsch zubereitete historische Häppchen. In wunderbarer Sprache, mit einem leicht süffisanten Unterton legt Iida Turpeinen alle Fakten auf den Tisch, macht lang vergessene Forscher und Abenteurer lebendig. Das Lesen könnte ein großer Spaß sein, wäre es nicht alles so unglaublich ausführlich. Bis etwa zur Hälfte des Buches habe ich mich noch an tausenderlei absonderlichen historischen Details erfreut. Aber dann wünscht man sich doch irgendwann, die Autorin würde mal zum Punkt kommen. Stattdessen wechselt sie das Jahrhundert und wartet mit neuerlichen detaillierten Berichten auf.

Dies ist ein interessantes, unglaublich akribisch recherchiertes Buch zu einem wichtigen Thema, toll erzählt nur leider viel zu ausführlich. Ich habe viel gelernt, aber auch viel überblättert.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Schwacher Lunde Abklatsch

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Wer sich die neue Maja Lunde versprochen hat wird hier vermutlich nicht glücklich.

Bei dem Klappentext des Romans habe ich sofort die offensichtliche Verknüpfung geschlossen. 3 Zeitebenen, verschiedene ...

Wer sich die neue Maja Lunde versprochen hat wird hier vermutlich nicht glücklich.

Bei dem Klappentext des Romans habe ich sofort die offensichtliche Verknüpfung geschlossen. 3 Zeitebenen, verschiedene Perspektiven, dystopisches Naturthema, kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichem Verhalten. Perfekt. So dachte ich. Denn leider konnte mich das Buch aufgrund der vielen Längen und unnahbaren Charaktere nicht abholen. Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass jede Dimension zuerst zu Ende erzählt wurde, bevor die nächste ins Spiel kam. Da die Ebenen zeitlich aneinander anknüpfen eine logische Entscheidung. Meiner Meinung nach aber leidet zu Lasten der Spannung. Nach jedem abgeschlossenen Charakter fiel es mir zunehmend schwerer mich auf den nächsten einzulassen. Auch bei Tatsache, dass zwischen den "Vergleichspunkten", sprich den betrachteten Arten, so sprunghaft gewechselt wurde, hätte ich mir etwas mehr Fokus gewünscht.

Insgesamt für mich also leider eher ein schwacher Abklatsch. Die Message aber dennoch wichtig, denn wo endet forschen um zu schützen und wo beginnt die Bedrohung?

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