Cover-Bild Malvita
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23,00
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  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 21.09.2020
  • ISBN: 9783552059771
Irene Diwiak

Malvita

Roman
Irene Diwiak beleuchtet in ihrem neuen Roman die faszinierende Welt der Reichen und Schönen in Italien. Und sie zeigt auch deren Abgründe.

Christina reist nach Italien, um bei der Hochzeit ihrer Cousine Marietta zu fotografieren; sie kennt bisher weder die Braut noch deren Geschwister. Der Reichtum der Familie ist beeindruckend: Sie wohnen in einer schlossartigen Villa, und alle im Dorf scheinen für sie zu arbeiten und vor allem auf die Frauen der Familie zu hören.
Doch die Idylle ist trügerisch: Nach wenigen Tagen findet Christina die Leiche von Blanca, die zuvor als Fotografin vorgesehen war. Und auch sie hat das Gefühl, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
Irene Diwiak gelingt es meisterhaft, uns in eine faszinierende Welt zu entführen, in der man sich wenig Mühe gibt, den Eingang zur Hölle zu verstecken.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2020

Feminina Assoluta!

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Das kafkaeske kollektive Psychogramm einer dysfunktionalen Familie erstaunt und verblüfft bis zum überraschenden Ende!

Wer hier einen klassischen konventionellen Krimi erwartet, den muß ich leider enttäuschen, ...

Das kafkaeske kollektive Psychogramm einer dysfunktionalen Familie erstaunt und verblüfft bis zum überraschenden Ende!

Wer hier einen klassischen konventionellen Krimi erwartet, den muß ich leider enttäuschen, dann ist es nichts für sie oder ihn, falls "nur" das gewünscht ist. Es ist soviel mehr! 

Überhaupt bin ich 2020 bass erstaunt, wieviele unkonventionelle, aber gute Bücher es im noch laufenden von österreichischen Autor / innen gibt. Sind es die Marillenknödel, die Wiener Luft, die Atmosphäre Salzburgs oder der leckere Steirer Käse, der die Grundlage für diesen tollen kollektiven Ausbruch an kreativer Energie triggert? 

Irene Diwiak wurde 1991 in Graz geboren, studierte Komparatistik und veröffentlichte 2017 ihr Debüt Liebwies.

Dank ihrer Mutter lernt Christina endlich ihre Tante und deren Familie in Italien kennen. 

Ihre Cousine Marietta Esposito will sich vermählen und sie, Christina, soll die Photographin sein. 

Als sie ankommt, umschimmert und - waberte das kaum noch bewohnte Dorf Malvita und die Villa dieser Familie etwas Kafkaeskes. Das drückt sich sowohl in den Obskuritäten der Anrainer als auch der hochwohlgeborenen Espositos aus. 

Ihre Cousins Elena, Marietta und Jordie, wie auch Tante Ada und Onkel Tonio sind nicht gerade überschäumend warmherzig. Wie fehl am Platz. 

Dann entdeckt Christina die Leiche Blanc as, die vormals die "Knipserin" sein sollte. Warum wurde sie scheinbar ermordet? Um sie, Christina, aus einem noch unbekannten Grund dort hinzulotsen? Aber warum? Sie fühlt sich nicht willkommen. Oder steckt etwas ganz anderes, düsteres dahinter? 

Jeder der Protagonisten hat einen Knacks weg und als Leser deckt man das alles nach und nach auf. Die inneren dynamischen Prozesse einer dysfunktionalen Familie, die potentiell viel destruktive Kraft freisetzen könnte. Kommt der oder die Verantwortliche für Blancas Tod überhaupt aus der Familie? Und war es reell Mord? 

Es ist wirklich, als ob Christina das Tor zu Kafkas Dimension betreten habe und dort auf David Lynch, Therouxs Parker Jagoda und François Ozons acht Frauen trifft. 

Das Ende wirft zweifellos Fragen auf, ist überraschend und wird nicht jedem munden, weil Fragen offenbleiben. Wie ich betonte, unkonventionell, bricht mit tradierten Konventionen. Der Abschluß ist interpretierbar, aber das sind "Mulholland Drive" und "Lost Highway" sowie "Eraserhead" ebenso. Das regt intellektuell an und läßt die Phantasie auf Hochtouren laufen. 

Christina durchläuft eine faszinierende Genese und die Handlung ist nicht vorhersehbar. Sie wird ebenfalls Teil des kollektiven Psychogramm, ob sie will oder nicht.

Die Kapitel sind kurz, bündig und verdichtet geschrieben, substantiell aufgeladen. Eine unheimliche Atmosphäre im Geiste du Mauriers ummantelt den Plot, aber ohne, daß es in Horror mündet. Obwohl ... die Psyche des Menschen kann der größte Horror sein. Dazu bedarf es keiner Blutsauger oder Monster unter dem knarzenden Bett. 

Differenziert ausgearbeitete Charaktere harmonieren mit dem italienischen Setting, das selbst seltsam lebendig wirkt und wie ein Armanigürtel fesseln ...




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Veröffentlicht am 12.02.2021

Auf Irrwegen der Rache

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Schwer von Liebeskummer und Verrat gebeutelt, fährt die etwas unscheinbare Studentin und Hobbyfotografin Christina nach Italien – sie soll dort die Hochzeit ihrer unbekannten Cousine Marietta fotografieren, ...

Schwer von Liebeskummer und Verrat gebeutelt, fährt die etwas unscheinbare Studentin und Hobbyfotografin Christina nach Italien – sie soll dort die Hochzeit ihrer unbekannten Cousine Marietta fotografieren, nachdem die eigentlich vorgesehene Fotografin verschwunden ist. Dort angekommen, beginnt ein obskurer Trip zwischen Surrealismus und menschlichen Abgründen. Christinas unbekannter Familienzweig der Espositos samt Tante Ada, Onkel Tonio, Cousin Jordie und die Cousinen Elena und Marietta wohnen in einer Art Schloss und werden von zahlreichen blau uniformierten Bediensteten umsorgt. Der fiktive, toskanische Ort Malvita hat schon bessere Zeiten erlebt – seit der Schließung der Lederfabrik ist er fast ausgestorben und die letzten Bewohner finden Anstellung bei der nach außen gönnerhaften Familie. Doch je länger Christina auf dem gruseligen und labyrinthischen Anwesen verweilt, desto abstruser entwickeln sich die exaltierten Charaktere und die fantastische Handlung. Jeder der Familie scheint einen großen psychischen Knacks abbekommen zu haben und so manche Frauen sinnen auf Rache für das, was ihnen angetan wurde. Nicht umsonst ist Modelcousine Elena ein großer Fan von Artemisias Gemälde „Judith und Holofernes“ in den Uffizien. Als Christina zusammen mit Jordie die Leiche von Blanca – die eigentliche Hochzeitsfotografin – findet, nehmen die mysteriösen Dinge ihren Lauf und Christina will den Mord aufklären, auch wenn sie sich selbst in Gefahr begibt.

Wer hier einen Krimi trotz kriminalistischen Elementen und subtil spannender Rahmenhandlung erwartet, wird enttäuscht werden – die junge österreichische Autorin Irene Diwiak spielt mit den Genres und führt an einigen Stellen den Leser wie die Protagonistin auf Irrwegen. Sprachlich mitreißend, in einer filmischen Szenerie à la David Lynch und mit viel Zynismus taucht sie in Abgründe, reißt Fassaden herunter und lässt die Geschichte in einem gewalttätigen, leicht feministisch angehauchten Rache-Showdown enden, der in der Realität nur schwer vorstellbar ist. Hier endet Christinas surreal angehauchter Trip zu den Verwandten und der Roman hat den Leser um den Finger gewickelt. Ein außergewöhnliches Leseerlebnis, über das man länger sinniert.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Gesellschaftskritischer Roman mit Krimi-Einschlag

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Der Roman klingt zunächst nach einer beschaulichen Familiengeschichte, entwickelt sich dann aber durch unvermutete spannende Wendungen zum Krimi mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik.
Die Mutter ...

Der Roman klingt zunächst nach einer beschaulichen Familiengeschichte, entwickelt sich dann aber durch unvermutete spannende Wendungen zum Krimi mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik.
Die Mutter der jungen Österreicherin Christina, die gerade von Freund und bester Freundin betrogen wurde, vermittelt ihr zur Ablenkung eine Reise in die Toskana zu ihr bis dahin unbekannten Verwandten, wo sie die Rolle einer Hochzeitsfotografin übernehmen soll. Von der Ankunft in der pompösen Villa an häufen sich Merkwürdigkeiten – z.B. wurde die ursprünglich beauftragte Fotografin ermordet, ist in der Villa eine ganze Armada an Bediensteten tätig, der jüngste, schon erwachsene Sohn wird allseits verwöhnt und widmet sich ausschließlich seiner Katze, der Onkel ist fast unsichtbar. Die Atmosphäre wird zusehends bedrückender und enger. Christina weiß nicht, dass sie eine Rolle in einer ungewöhnlichen Inszenierung hat.
Der Stil dieses Romans ist so typisch österreichisch, was mir immer wieder gefällt. Er übt eine gehörige Portion Gesellschaftskritik. Rasant ist der Spannungsaufbau mit einer unerwarteten Wendung. Leider bleibt am Ende zu viel offen.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Ein Roman, der abseits allem bisher Bekannten wandelt

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Ich beschreibe mich selbst als einen Menschen, der relativ gut Krimis entschlüsseln kann. Ich wäge alle Fakten ab, studiere die einzelnen Protagonisten, suche zwischen den Zeilen nach versteckten Botschaften ...

Ich beschreibe mich selbst als einen Menschen, der relativ gut Krimis entschlüsseln kann. Ich wäge alle Fakten ab, studiere die einzelnen Protagonisten, suche zwischen den Zeilen nach versteckten Botschaften und wenn es nicht allzu komplex ist, kann ich zumindest eine grobe Einschätzung abliefern was das wahre Gesicht der Geschichte betrifft, was die Intention hinter der Storyline ist und im Endeffekt wie eins zum anderen kam.

In dem Fall von "Malvita" von Irene Diwak muss ich zugeben, dass ich bis zum Schluss und über den Schluss hinaus ahnungslos geblieben bin, denn ihre Geschichte, die Erzählart, sowie die Protagonisten, allen voran Christina, sowie ihre Charakterzüge- das alles hat sich zu einem Spinnennetz verwoben, in dem ich gefühlt mit meiner kleinen Ahnung nur eine Fruchtfliege am Rand gewesen zu sein scheine, die das große Ganze, das wahre Böse nicht annähernd begreifen kann.

Christina reist nach Malvita zur Hochzeit ihrer Cousine, die sie bisher nicht wirklich kennt, sowie den ganzen restlichen Familienzweig, aber es ist eine gefundene Abwechslung für sie in diesem Moment und ihr fotografisches Talent ist gefragt, sodass sie diesen Job nicht ablehnen kann. Sie stößt in Malvita auf eine Riege dominanter Frauen in ihrer Verwandschaft, die alle ihr eigenes Ziel verfolgen und als Christina langsam die Zeichen zu deuten weiß, steht sie bereits selbst mit dem Rücken zum Abgrund.

Ein skurriles Ereignis reiht sich an das nächste, nichts ist durchschaubar, kein roter Faden erkennbar. Irene Diwak wirbelt alles durcheinander, überrascht, verblüfft und hinterlässt sprachlose Leser. Ich konnte mich beim Lesen von dem beklemmenden Gefühl nicht lösen permanent im falschen Film zu sein. Unbequem, unangenehm und auf ironische Art und Weise süffisant begleitet der Leser Christinas Reise durch ihre eigene Familie, die Laster der Vergangenheit und Entscheidungen für die Zukunft. Eine Empfehlung für alle, die sich auf eine außergewöhnliche, komplizierte Geschichte einlassen wollen, die schwarzen Humor zu schätzen wissen und die Skurilles nicht scheuen.

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Veröffentlicht am 23.10.2020

Was planen die Frauen der Familie Esposito?

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Christina reist nach Italien zur Familie der Schwester ihrer Mutter, um die Hochzeit ihrer Cousine Marietta Esposito als Fotografin zu begleiten. Sie hat diesen Teil der Familie nie kennengelernt, doch ...

Christina reist nach Italien zur Familie der Schwester ihrer Mutter, um die Hochzeit ihrer Cousine Marietta Esposito als Fotografin zu begleiten. Sie hat diesen Teil der Familie nie kennengelernt, doch ihre Mutter hat die Sache eingefädelt, um sie - chronisch pleite, nicht wirklich studierend und eine Trennung verarbeitend - auf andere Gedanken zu bringen. Mit dem, was sie vor Ort erwartet, hätte sie jedoch nicht gerechnet: Die riesige Villa Esposito thront in der Nähe des fast ausgestorbenen Dorfes Malvita, und seine Bewohner verhalten sich allesamt höchst merkwürdig. Christina fühlt sich fehl am Platz und beobachtet. Was geht hier vor sich?

Die Geschichte beginnt mit Christinas Ankunft in Malvita, wo sie von ihrer Cousine Elena, einem zugeknöpften, dürren Model, in Empfang genommen wird. Ein warmer Empfang sieht anders aus, und das ändert sich auch bei ihrer Ankunft in der Villa nicht. In einem kleinen Dachgeschoss-Zimmer wird sie geradezu abgestellt, bevor sie den Rest der Familie kennenlernen darf: Marietta, die Braut, die das Verschwinden ihrer Trauzeugin und ursprünglichen Fotografin hysterisch als Verrat bezeichnet; Ada, die Tante, die sich nett aber ohne besonderes Interesse gibt; Jodie, den Bruder, den alle wie ein kleines Kind behandeln und Tonio, den Vater, das schweigsame Familienoberhaupt.

Christina fühlt sich wie ein Fremdkörper im Kosmos der Villa Esposito und das Gebaren ihrer Verwandten gibt ihr Rätsel auf. Auch die Angestellten sind keine Hilfe dabei, Licht ins dunkel zu bringen. Als Christina nach 100 Seiten eine Leiche findet, die ermordet worden zu sein scheint, liegt der Verdacht nahe, dass hier gefährliche Dinge vor sich gehen. Gerade weil alle so bemüht sind, sie vom Geschehen abzuschirmen, möchte sie herausfinden, was hinter all dem steckt.

Nacheinander lernt man die Mitglieder der Familie Esposito besser kennen, und zwar zum einen durch Christinas Begegnungen mit ihnen und zum anderen durch weitere Informationen zu ihrem Leben und ihrer Vergangenheit, die man als Leser exklusiv erhält. Dabei wird deutlich, wie psychisch labil jeder einzelne von ihnen ist und wie dysfunktional ihre Beziehungen zueinander sind. Aber wer von ihnen ist harmlos, und wer gefährlich? Ich fand es interessant, in die Psyche der verschiedenen Charaktere einzutauchen.

Der schwarze Humor der Autorin zieht sich durch die Geschichte, die ich lockerem Ton erzählt wird, während das Geschehen immer absurder wird. Es gipfelt in einem finalen Showdown, der bei mir allerdings jede Menge Fragezeichen erzeugte. In Summe lässt die Geschichte viel Raum für Interpretation. Ein ungewöhnliches Leseerlebnis irgendwo zwischen Krimi, Familiendrama und Verschwörungsroman!