Sieht das Cover nicht wunderschön aus? Also bei mir war hier Liebe auf den ersten Blick. Da mich auch der Klappentext sofort überzeugen konnte, wanderte „Das verwunschene Schloss“ schleunigst auf meine Wunschliste.
Da der Vater bei einer Online-Versteigerung ein richtiges Märchenschloss zu einem Hammer-Schnäppchenpreis ergattern konnte, heißt es für die 13-jährige Linda und ihre Eltern nun: Zelte in der Stadt abbrechen und ab geht`s in die Einöde! Super! Oder auch nicht...Auf einem Schloss zu wohnen findet Linda natürlich mega cool, welches Mädchen träumt nicht davon? Blöd ist nur, dass besagtes Schloss irgendwo im nirgendwo liegt. Noch nicht einmal auf Google Maps ist dieser Ort zu finden. Hoffentlich hören durch den Umzug wenigstens endlich diese seltsamen, unheimlichen Anrufe auf, die Linda zurzeit jede Nacht zur Geisterstunde aus dem Schlaf reißen. Aber Pustekuchen. Das Schloss, welches fortan ihr neues Zuhause sein wird, steckt voller Rätsel und Geheimnisse. Hier geht es eindeutig nicht mit rechten Dingen zu! Die nächtlichen Anrufe bleiben, Steinfiguren fangen plötzlich an zu sprechen, ein alter Wasserspeier berichtet Linda von einer gefährlichen Prophezeiung...Für Linda beginnt ein aufregendes Abenteuer!
Mir haben Cover und Klappentext leider zu viel versprochen. Ich bin ziemlich enttäuscht von dem Buch. Echt schade, die Idee der Story ist so gut! Es gibt so viele tolle Ansätze: Ein Umzug auf ein altes geheimnisvolles Schloss, mysteriöse nächtliche Anrufe, gruselige Steinfiguren, seltsame Vorkommnisse...klingt doch echt gut, oder? Mich konnte die Umsetzung dieser vielen coolen Einfälle nur leider nicht begeistern.
Die ersten Seiten haben mir sogar noch sehr gut gefallen. Das Buch beginnt mit diesen rätselhaften Anrufen, die die Protagonistin Linda zurzeit jede Nacht erhält. Da dachte ich noch, dass sich die Handlung zu einer richtig spannenden Story mit tollen mystischen Fantasy- und Gruselelementen entwickeln könnte. Leider verflog meine anfängliche Begeisterung nur sehr schnell. Ich fand das Buch insgesamt ziemlich langweilig, Spannung kam für mich irgendwie kaum welche auf. Ich habe mich beim Lesen sogar öfters dabei ertappt, dass ich damit begonnen habe, die Seiten nur noch zu überfliegen, weil mich die Handlung einfach nicht so richtig packen konnte.
Was ich ganz besonders schade fand, ist der fehlende Zauber des Settings. Ich spreche hier natürlich nur für mich, vielleicht wird so manch Anderer ganz anders empfinden – ich jedenfalls hatte mir von der Kulisse, sprich dem alten Schloss, auf welches Linda mit ihrem Eltern ziehen wird, mehr erhofft. Schlösser üben auf mich in der Regel immer etwas Magisches und Faszinierendes aus. Das blieb bei mir hier leider aus. Alles wird irgendwie nur so oberflächlich und wenig atmosphärisch beschrieben.
Wie bei dem Setting, so sieht es auch bei den Figuren aus. Auch da habe ich die Ausarbeitung als sehr oberflächlich und lieblos empfunden. Linda mochte ich zu Beginn der Geschichte noch recht gerne. Wir erfahren die Geschichte aus ihrer Sicht in der Ich-Perspektive und auf den ersten Seiten konnte mich Linda mit ihrer witzigen Art noch richtig zum Schmunzeln bringen. Da habe ich noch gedacht, dass sie genau so ein Mädel ist, wie ich sie in Büchern liebe: Lustig, liebenswert und schlagfertig. Leider änderte sich das dann aber doch recht schnell. Mich hat Linda irgendwann einfach nur noch genervt. Sie war mir dann doch zu sehr Teenager. Ihr Handeln fand ich öfters nicht nachvollziehbar und stellenweise auch sehr überzogen dargestellt.
Noch weniger warm geworden bin ich mit Lindas Eltern. Ihre Eltern fand ich irgendwie komisch; auf mich haben sie keinen authentischen Eindruck gemacht. Und die weiteren Charaktere konnten mich leider auch nicht so wirklich überzeugen.
Bezüglich der Story habe ich oben ja bereits erwähnt, dass mir die Spannung gefehlt hat. Was für mich dann auch noch hinzu kam, ist dieses schnelle Abhandeln von Dingen. Ich habe die Handlung teilweise als sehr sprunghaft und etwas wirr empfunden, wodurch für mich leider kein angenehmer Lesefluss zustande kam. Da konnte auch der tolle Schreibstil das Steuer nicht mehr herumreißen. Den Schreibstil von Irene Zimmermann mochte ich sehr gerne. Er ist flüssig, humorvoll und leicht. Zudem ist er sehr jugendlich gehalten, was vor allem die Zielgruppe ansprechen wird. Für mich hat sich das Buch aufgrund der hastigen Abhandlungen aber dennoch nicht schön lesen lassen.
Sehr enttäuscht bin ich auch von dem Ende, welches mir zu schnell und abrupt kam. Sollte es eine Fortsetzung geben, werde ich diese nicht lesen, das steht für mich jetzt schon fest.
Zum Schluss, ehe ich zu meinem Fazit komme, möchte ich hier aber wenigenstens noch eine sehr postive Sache nennen: Die Aufmachung des Buches. Bezüglich des Covers habe ich euch ja schon erzählt, dass ich es traumhaft finde. Die Innengestaltung des Buches konnte mich ebenfalls richtig verzaubern. Die Kapitelanfänge sind mit wundervollen Vignetten versehen worden und auch unten auf Seiten befinden sich wunderhübsche Verzierungen. Total süß finde ich auch die Einbandillustration mit den vielen kleinen niedlichen Telefonen. Tja, echt schade, dass mich die Story nicht genauso begeistern konnte wie die großartige Aufmachung.
Fazit: Ich bin leider mit zu hohen an „Das verwunschene Schloss“ herangegangen – mich hat das Buch ziemlich enttäuscht. Da es nicht allzu dick ist und die Kapitel recht kurz sind, habe ich das Buch zwar recht schnell durchgelesen, aber mein Lesespaß hielt sich leider sehr in Grenzen. In meinen Augen wurde hier sehr viel Potenzial verschenkt. Das Setting konnte mich nicht so verzaubern wie von mir erhofft, mit den Charakteren bin ich einfach nicht warm geworden und die Handlung habe ich als ziemlich langweilig, oberflächlich und sprunghaft empfunden. Also ich kann das Buch leider nicht empfehlen, allerdings sind die Geschmäcker bekanntermaßen ja sehr verschieden. Vielleicht kann die Geschichte andere ja mehr begeistern. Für mich reicht es hier leider nur für 2 von 5 Sternen.