Wunderschöne Landschaft, abwechslungsreiche Charaktere und ein Hauch von Mystik
Beim Lesen des Romans „Der Herzschlag der Steine“ von der deutschen Autorin Isabel Morland bin ich, wie bereits in der Geschichte ihres vorigen Buchs „Die Rückkehr der Wale“, gedanklich wieder nach Schottland ...
Beim Lesen des Romans „Der Herzschlag der Steine“ von der deutschen Autorin Isabel Morland bin ich, wie bereits in der Geschichte ihres vorigen Buchs „Die Rückkehr der Wale“, gedanklich wieder nach Schottland gereist auf die Insel Lewis and Harris in den Äußeren Hebriden. Hier leben etwa 21.000 Einwohner auf 2.170 Quadratkilometer. Touristen finden Ruhe und Entspannung, aber auch Traditionen und Kultur, beispielsweise alte Steinkreise. Es ist der perfekte Ort für eine romantische Liebesgeschichte mit einem Hauch Mystik, wie die Protagonistin Ailsa sie erlebt.
Ailsa ist auf Lewis aufgewachsen und lebt seit ihrem Studium in Toronto in Kanada. Gemeinsam mit ihrem Ehemann betreibt sie dort ein Immobilienbüro. Inzwischen ist sie Mitte 30 und nach dem Auszug der Mieter des elterlichen Hauses in ihrer Heimat, beschließt Ailsa es an einen englischen Investor zu verkaufen. Ihr Jugendfreund Blair hat dagegen Einwände und bittet sie in einem Telefonat zur Klärung der Umstände um ihren Besuch auf der Insel, dem sie widerwillig folgt. Doch kaum ist sie auf Lewis angekommen wird sie von Erinnerungen an ihre Jugend eingeholt. Als sie Grayson begegnet, ihrer damaligen Liebe, geraten ihre Gefühle in Konflikt und damit verbunden steht plötzlich ihr ganzes Leben auf dem Prüfstand. Mit Blair und Grayson hatte sie als Jugendliche zwei Vertraute an ihrer Seite, die auch jetzt nach all den Jahren den damals beim Buhlen um ihre Gunst entstandenen Streit nie ganz beigelegt haben.
Im Prolog beschreibt Isabel Morland das Ritual der Inselbewohner zum seltenen Ereignis bei dem einer Legende entsprechend der Vollmond auf die Erde herabsteigt. Zum Ende hin sind die Wut und die Enttäuschung zweier unbenannter Männer in ihrer Gegnerschaft deutlich spürbar. So nahm ich als Leser die Frage in die Erzählung mit hinein, worüber die beiden Personen erbost waren. Bald schon zeichnete sich eine Antwort ab, doch ein Bild der gesamten Situation konnte ich mir erst kurz vor Buchende bilden. Bei Ailsas Ankunft auf Lewis steht die Wiederholung des Rituals bald bevor und viele der Bewohner sind bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Autorin versteht es die Anspannung vor dem großen Ereignis sehr gut einzufangen und wiederzugeben. Ebenso gut vermittelt sie einen Eindruck der Landschaft mit Schafherden und den traditionellen Blackhouses. In ihren Beschreibungen spürt man ihre Leidenschaft für die Insel, deren Kultur und Brauchtümern.
Auch ihre Charaktere fügen sich nahtlos in die Umgebung ein. Isabel Morlands Figuren konnte ich mir so wie beschrieben dort in der Realität vorstellen. Ailsa, Blair und Grayson zeigen in ihrer Wandelbarkeit, dass verschiedene Ansichten den Menschen beeinflussen und zum Umdenken bewegen oder ihn in seiner Meinung bestärken können. Jeder der Protagonisten hat seine sympathische, aber auch eine unangenehme Seite. Einige unerwartete Wendungen und ein Hauch Mystik gestalten die Geschichte ansprechend und unterhaltsam. Liebe, Leid, Eifersucht und Wut bringen die Charaktere zum Ausdruck. Es gibt aber auch genügend aus Situationen hervorgehende, amüsante Szenen.
„Der Herzschlag der Steine“ ist in einem leicht lesbaren Schreibstil geschrieben. Der Roman gefällt mir durch die abwechslungsreich gestalteten Figuren und der dezenten Mystik noch besser als „Die Rückkehr der Wale“. Menschen und Landschaft weckten in mir den Wunsch, sie bei einem Besuch näher kennenzulernen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.