Schöner, mystisch angehauchter Roman, über eine Frau, die sich ihrer Vergangenheit stellen muss, um zu sich selbst zu finden
Ailsa stammt aus einem kleinen Dorf auf den Shetland-Inseln. Sie liebte das beschauliche Leben dort und verdrehte gleich zwei Jungen den Kopf. Mittlerweile ist sie viele Jahre verheiratet mit Paul, mit ...
Ailsa stammt aus einem kleinen Dorf auf den Shetland-Inseln. Sie liebte das beschauliche Leben dort und verdrehte gleich zwei Jungen den Kopf. Mittlerweile ist sie viele Jahre verheiratet mit Paul, mit dem sie in Kanada lebt und hat sich an das Stadtleben gewöhnt.
Doch ein seltsamer Anruf ihres ehemals besten Freundes Blair, bringt viele Kindheitserinnerungen zurück. Aus Sorge um Blair und auch, um das geerbte Familienanwesen endlich zu verkaufen, nimmt sie die nächste Maschine und steht schon bald vor Blair, um ihn zur Rede zu stellen.
Ihr bester Freund ist aufgebracht, weil sie das Anwesen ihrer Mutter an einen englischen Investor verkaufen möchte. Auch Murdo, Ailsas Onkel, würde das Haus gerne erwerben und nach reichlicher Überlegung entscheidet sich Ailsa dann tatsächlich dafür, es an Murdo abzutreten. Obwohl Blair diesbezüglich nun beruhigt ist, verhält er sich seiner Freundin gegenüber immer noch sehr wechselhaft, was Ailsa verwundert. Immerhin verläuft die Begegnung mit Ailsas ehemals großer Liebe, Grayson, harmonischer. Und mehr als das. Immer noch ist dieses gewisse Knistern zwischen ihnen. Doch Ailsa ist vergeben und will schon in wenigen Tagen wieder zurückreisen nach Kanada. Ein verhängnisvolles Telefongespräch könnte jedoch alles ändern. Dennoch, Ailsa zögert, denn eine Dorfbewohnerin, mit dem zweiten Gesicht, hat ihr, schlimme Konsequenzen vorausgesagt, sollte sie auf den Shetland-Inseln bleiben…
Ich habe nicht nur eine Schwäche für Inselromane, sondern liebe zudem geheimnisumwobene Geschichten; möglichst mit schottischem oder irischem Setting. Zwar führt uns die Autorin „nur“, auf die „Shetland-Inseln“, also die beschauliche Inselgruppe, vor der Küste Schottlands gelegen, doch halten auch die Bewohner dieser Inseln einen wahren Schatz an mystischen Sagen bereit. Und auch Ailsa und ihre beiden Freunde, werden verwickelt in eine Geschichte, die bereits vor vielen Jahren ihren Anfang nahm.
Natürlich möchte ich nicht zuviel verraten, aber ich mochte besonders die mystische Komponente, die dem Roman eine besondere Stimmung verleiht.
In erster Linie ist es aber ein Contemporary, der lediglich auf einer Zeitebene erzählt wird. Es stehen viele Veränderungen für Ailsa ins Haus und die junge Frau muss sich zunächst ihrer Vergangenheit stellen, um zu begreifen, was ihr wirklich gut tut und was sie will.
Die Protagonistin ist eine sympathische Romanheldin, man kann sich schnell in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineindenken und auch mit Grayson hat die Autorin einen Romanhelden geschaffen, der perfekt zu Ailsa passt, wohingegen Blairs Verhalten reichlich Fragen aufwirft beim Lesen. Isabel Morland versteht es, die Neugierde des Lesers diesbezüglich zu schüren, doch ab dem Zeitpunkt, als man mehr über Blair erfährt, kann man endlich auch seine Beweggründe nachvollziehen.
Ich mochte die Art des Erzählens sehr; dazu kommen die sehr lebhaften Dialoge der Akteure und vor allem das gewisse Flair des Romans, das mich verzaubert hat- so erfährt man viel über das Leben der Inselbewohner, ihre Naturverbundenheit und sogar ihren Aberglauben.
Allerdings habe ich auch einen Punkt abgezogen bei meiner Bewertung. Warum?
Ich fand die Liebesgeschichte nicht ganz rund erzählt.
Mir erschien es nicht einleuchtend, dass eine so lange Ehe, lediglich nach einem Telefonat als beendet erklärt wurde, ohne dass man sich nochmals persönlich getroffen hätte.
Ebenfalls seltsam fand ich Ailsas schnelles Umschwenken. Erst liebt sie angeblich ihren Mann und dann, nur wenig später, ab dem Moment, als sie und Grayson sich näher kommen, vergleicht sie die beiden Männer und begreift plötzlich, dass der Sex mit Paul lediglich eine rein sportliche Aktivität ohne Liebe war. Zwar liegt noch eine kleine Trauerphase von Ailsa zwischen diesen erwähnten Romanpassagen, doch konnte ich der Romanheldin besagte Trauer nicht so wirklich abnehmen. Zudem hätte ich mir etwas ausführlicher geschilderte Liebesszenen gewünscht. Aber, das ist jedoch reine Geschmackssache des Einzelnen.
Übrigens, wer Romane mit Shetland-Insel-Setting liebt und auch in Sachen Krimi nicht abgeneigt sein sollte- Die Autorin Ann Cleeves hat mit der Jimmy Perez Reihe (die auch bereits fürs TV verfilmt wurde) eine spannende und stimmungsvolle Serie geschaffen, die ebenfalls auf den Shetlands spielt.
Kurz gefasst: Schöner, mystisch angehauchter Roman, über eine Frau, die sich ihrer Vergangenheit stellen muss, um zu sich selbst zu finden.