Raues Land und tiefe Gefühle
Hebriden-Insel Harris im rauen Atlantik
Die äußeren schottischen Hebriden sind nichts für verwöhnte Menschen. Das Leben auf den Inseln ist geprägt von schwerer Arbeit in einer recht kargen Landschaft, ...
Hebriden-Insel Harris im rauen Atlantik
Die äußeren schottischen Hebriden sind nichts für verwöhnte Menschen. Das Leben auf den Inseln ist geprägt von schwerer Arbeit in einer recht kargen Landschaft, abhängig vom rauen Wetter, den Eigenheiten der Bewohner, voller Mythen und Legenden und eingebettet in sehnsuchtsvolle Musik. Die freie schottische Kirche spielt ebenso eine große Rolle und es ist ganz normal, sonntags in die Kirche zu gehen und dem Pfarrer aufmerksam bei seiner Predigt zuzuhören. Dieses Leben kennt und liebt Kayla – verheiratet mit Dalziel, der verbittert vom Tod seiner geliebten Frau Caitriona und dem Weggang seiner erwachsenen Sohnes Iain, ihr Leben beschwert und sie nur noch als notwendiges Übel ansieht. Kayla hatte ihren Stiefsohn bei seinen Plänen und Wünschen stets unterstützt – sehr zum Ärger von Dalziel, der erwartet, dass sein Sohn einmal sein Croft übernimmt. Darüber geraten Kayla und Dalziel immer wieder in Streit und ihre Ehe scheint zum Scheitern verurteilt. Eines Tages tritt der gutaussehende, fremde und geheimnisvolle Brannan in das Leben der Inselbewohner. Mit seiner Empathie und dem Wissen über das Meer gewinnt er schnell das Vertrauen der Männer und auch der Frauen auf der Insel. Eine ganz besondere Verbindung baut sich ganz langsam zwischen ihm und Kayla auf. Bald fühlt sie sich in ihren Überzeugungen und in ihrem Glauben erschüttert und sie sieht vor allem ihren Mann mit ganz anderen Augen. Brannan zieht Kayla magisch an und sie fragt sich, ob sie in ihrer Ehe weitermachen kann wie bisher. Über die Musik, Brannan ist ein begnadeter Fiddle-Spieler und Kayla eine wunderbare Sängerin, kommen sich die beiden gefährlich nahe.
Isabel Morland hat einen stimmungsvollen, gefühlvollen und intensiven Liebesroman mit eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen geschrieben, der nie ins Kitschige abdriftet. Ihre Liebe zu den Hebriden, der gälischen Sprache und dem Wesen der Schotten ist im ganzen Buch zu spüren und macht den Roman so authentisch. Die unterschiedlichen Charaktere hat die Autorin durchweg identisch und detailreich beschrieben, als würden sie dem Leser wirklich begegnen. Mit Kayla hat sie eine starke, treue und loyale Frau geschaffen, die zu ihrem Wort steht und nach langen Jahren der Anpassung einen Schritt zur Verwirklichung ihrer verborgenen Träume wagt und aus sich herausgeht. Dabei geht sie nicht über Leichen und es kostet sie nicht nur Mut, sondern auch viel Kraft, neue Gefühle und Lebensperspektiven zuzulassen bzw. aufzugreifen. Ihr Schreibstil ist durchwirkt mit der gälischen Sprache, der Mythen und Legenden um Selkies (Robbenmenschen) und wunderbaren Wortspielen. „Sie fühlte sich wie eine Handvoll Maiskörner, die in einer gusseisernen Pfanne rösteten und kurz davor waren zu explodieren.“ (Seite 260) „Es kam ihr vor, als läge der Mount Everest zwischen ihr und der Zukunft, die sie sich wünschte, und als hielte sie nichts weiter als ein Plastikschäufelchen in der Hand, um den Berg zu versetzten.“ (Seite 359) Das verleiht dem Roman zudem eine zauberhafte Magie.
Am Anfang der Geschichte spaziert Kayla traurig am Meer entlang und das Ende beschreibt eine ähnliche Situation – so schließt sich der Kreis.