Erschütternd und aufwühlend
Wer von euch eher zartbesaitet ist und nicht so gern brutale Szenen liest, dem muss ich von „Evil“ abraten. Es kommen sowohl Szenen mit physischer als auch psychischer Gewalt vor, und das nicht zu knapp. ...
Wer von euch eher zartbesaitet ist und nicht so gern brutale Szenen liest, dem muss ich von „Evil“ abraten. Es kommen sowohl Szenen mit physischer als auch psychischer Gewalt vor, und das nicht zu knapp. Als Leser muss man tatenlos mitansehen, wie ein hilfloses Mädchen gequält und gefoltert wird. Nachbarsjunge David schildert die Begebenheiten als Ich-Erzähler und lässt kaum ein grausiges Detail aus. Das geht unter die Haut und lässt einen auch nach dem Lesen lange nicht mehr los.
Was diesen Roman aber noch intensiver und eindringlicher macht: Die Story beruht auf einer wahren Begebenheit. Ja, richtig gelesen: In den 60er Jahren wurde die damals sechzehnjährige Sylvia Likens von ihrer Pflegemutter und deren Kindern zu Tode gefoltert. Es gibt dazu einen Wikipedia-Eintrag, der ebenfalls eher den Hartgesottenen zu empfehlen ist. Denn was diesem armen Mädchen angetan wurde, lässt sich kaum begreifen und noch weniger in Worte fassen.
Für mich ist „Evil“ mit Abstand Jack Ketchums bestes Werk. Das mag natürlich auch dem Umstand geschuldet sein, dass ein realer Fall zugrunde liegt. Aber Ketchum greift dieses Thema brillant auf und zieht seinen Leser in einen unwiderstehlichen Sog. Man will und muss weiterlesen, egal wie hart es ist und egal wie schwer es einem fällt. Und ich bin mir sicher, dass ich dieses Buch nie wieder vergessen werde.