Wenn der Tod der Anfang der Story ist
In dem Roman „Chaos im Märchenhimmel“ greift die Autorin die spannende Idee auf, eine Märchengeschichte nach dem Tod starten zu lassen. Märchenfiguren, wie die kleine Meerjungfrau, werden vom Tod in seinem ...
In dem Roman „Chaos im Märchenhimmel“ greift die Autorin die spannende Idee auf, eine Märchengeschichte nach dem Tod starten zu lassen. Märchenfiguren, wie die kleine Meerjungfrau, werden vom Tod in seinem Reich aufgenommen. Er selbst wird ein wenig wie eine Vaterfigur dargestellt, ein wenig unbeholfen, aber liebenswürdig und immer am Besten für seine „Tochter“ interessiert. Aus meiner Sicht eine sehr spannende und originelle Darstellung des Todes.
Das Beste für die drei jungen Frauen bedeutet auch, dass sie über sich hinauswachsen sollen, eine Entwicklung erleben und ihr beendetes Leben verarbeiten. Da kommt dem Gevatter die Idee seiner Ratte Ray nur Recht. Sie sollen ihm bei seiner Aufgabe helfen und bekommen als ersten Auftrag Schneewittchen zugeteilt.
Die Ratte Ray, der Tod und die drei Märchenmädchen wirken zusammen wie eine quirlige Patchworkfamilie. Es ist ständig etwas los, an vielen Stellen wird necken sie sich stark und gleichzeitig unterstützen sie sich dabei das Beste aus sich selbst herauszuholen oder sich selbst zu verstehen. Diese Familie steht für das "Chaos" im Märchenhimmel und wächst einem über die Seiten so ans Herz, dass ich sie gerne in ihrem Abenteuer begleitet habe.
Der Plot hat unheimlich viel Potenzial, was auch von Jacqueline völlig ausgeschöpft wird. Ihre drei Protagonistinnen erhalten durch die Aufgaben und die Beobachtung anderer Leben die Möglichkeit ihr eigenes Leben und ihr Verhalten als Seele im Märchenhimmel zu reflektieren. Natürlich läuft nicht alles so, wie es sollte, was zu einigen Lachern und Schmunzeln führt.
Unterstützt wird das Chaos auch von den drei Märchenwölfen, die versuchen Seelen zu stehlen und ein besonderes Interesse an den neuen Seelensammlerinnen des Todes entwickeln. Aus meiner Perspektive wurden hier romantische Elemente mit eingebaut, die für intensives Magenkribbeln sorgen und Wattpad-Potenzial hätten.
Insgesamt liest sich das Buch weg, wie nichts. Die Idee des Grundplots war super interessant, unterstrichen wurde es mit schönen Romanzen und viel Charakterentwicklung. Abgerundet wird das Gesamtpaket mit einem sehr flüssigen Schreibstil, einem lockeren Ton, vielen humorvollen Stellen und ein paar Zankereien. Es wird an keiner Stelle langweilig.
Mein Highlight ist auch die Betrachtung der einzelnen Märchenwesen nach dem Tod. Was könnten sie wohl für unerfüllte Lebenswünsche mit sich tragen? Was bereuen sie? Inwiefern verändert sie die Erfahrung? Welche Traumata können sie mitgetragen haben? Auch die Bösewichte kriegen ihre psychologische Betrachtung.
Das Thema „Tod“ steht nicht im Vordergrund, ist in diesem Buch jedoch im Hintergrund durchweg präsent. All die Fragen und die neue Betrachtung, werden im Abenteuer immer wieder wie beiläufig aufgegriffen und schön eingewebt. Jacqueline Weichmann-Fuchs schafft es dabei trotzdem, ihr Buch nicht zu düster werden zu lassen. Ihr Humor ist nämlich definitiv im Vordergrund dabei, ohne die Thematik ins Lächerliche zu ziehen.
Fazit:
Ein unfassbar interessanter Plot. Beinhaltet Familienzusammenhalt, Abenteuer und psychologische Aspekte in Verbindung mit Märchenelementen. Viele Fragen wurden mir zu Märchen aufgegriffen, bei denen ich noch nicht wusste, dass ich unbedingt eine Antwort zu möchte. Für kribbelnde Romance-Gefühle ist auf jeden Fall auch gesorgt.